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Kämmerin: „Haushaltssperre eine schmerzhafte Zwangslage“

Sun­derns Käm­me­rin hat beim Geld­aus­ge­ben die Not­brem­se gezo­gen. (Foto: Tim Reck­mann / pixelio.de )

Sun­dern. Die von Käm­me­rin Ursu­la Schnel­le im Juli über­ra­schend und mit­ten in den Feri­en erlas­se­ne Haus­halts­sper­re mit ihren Ursa­chen und Fol­gen stand im Mit­tel­punkt des Monats­pres­se­ge­sprächs im Rat­haus. Im Juli habe sich eine Mehr­be­las­tung von 930.000 Euro für den Haus­halt abge­zeich­net. Da sei die Haus­halts­sper­re als sofor­ti­ge und wirk­sa­me Gegen­steue­rung not­wen­dig gewor­den, sag­te Schnel­le. Bür­ger­meis­ter Ralph Bro­del, der im Ita­li­en­ur­laub „in Bade­bu­xe“ erfah­ren hat­te, dass sei­ne Käm­me­rin die Not­brem­se zog, kri­ti­sier­te zum wie­der­hol­ten Male die vie­len Aus­ga­ben, die Bund und Land der Stadt auf­er­le­gen. „Wenn die, die die Musik bestel­len, sie auch bezah­len wür­den, gin­ge es Sun­dern gut.“

Gewerbesteuer sprudelt

Bis zur Jah­res­mit­te sei alles im grü­nen Bereich geblie­ben, nicht zuletzt, weil die Steu­ern stär­ker als erwar­tet spru­del­ten, sag­te die Käm­me­rin. Allein die Gewer­be­steu­er lie­ge 1,3 Mil­lio­nen Euro über dem Ansatz. Kos­ten­trei­ber sei­en dage­gen unter ande­rem das neue Unter­halts­vor­schuss­ge­setz, gesetz­li­che Neu­re­ge­lun­gen und stei­gen­de Fall­zah­len bei der Jugend­hil­fe und aus­blei­ben­de Erstat­tun­gen für den Lebens­un­ter­halt gedul­de­ter Per­so­nen im Asyl­ver­fah­ren. Weil Sun­dern als Haus­halts­si­che­rungs­kom­mu­ne zwin­gend sein Maxi­mal­de­fi­zit ein­hal­ten müs­se, sei die Haus­halts­sper­re not­wen­dig, sag­te Schel­le und erläu­ter­te, dass sie dabei nur an den frei­wil­li­gen Leis­tun­gen spa­ren kön­ne. Das sei eine schmerz­haf­te Zwangs­la­ge. Steu­er­erhö­hun­gen mit­ten im lau­fen­den Haus­halts­jahr sei­en nicht mög­lich. Ein Nach­trags­haus­halt, wie ihn zwi­schen­zeit­lich die SPD gefor­dert hat, sei „kras­ser“ und nicht der rich­ti­ge Weg, solan­ge das Loch unter einer Mil­li­on lie­ge und noch wirk­sam gegen­ge­steu­ert wer­den könne.

Unterhaltsvorschuss: Über 100 Prozent Zuwachs

Fach­be­reichs­lei­ter Mar­tin Hustadt berich­te­te, dass die Aus­wir­kun­gen des Unter­halts­vor­schuss­ge­set­zes alle Erwar­tun­gen über­trof­fen hät­ten. Mit Anhe­bung der Alters­gren­ze von 12 auf 18 Jah­re habe die Stadt mit einer Ver­dop­pe­lung der Fäl­le gerech­net, in denen sie für säu­mi­ge Unter­halts­zah­ler ein­sprin­gen muss. Doch schon in den ers­ten zwei Mona­ten sei­en zu den 82 Alt­fäl­len 97 Neu­an­trä­ge hin­zu­ge­kom­men. Ein Mehr­auf­wand, der auch min­des­tens zu einer Ver­dop­pe­lung des Per­so­nals füh­ren müs­se, so Hustadt. Das sei der­zeit aber kei­nes­wegs mög­lich, man müs­se sehen, wie man zurecht­kom­me, sag­te der Bür­ger­meis­ter. Immer­hin hat­te Hustadt eine frisch ein­ge­trof­fe­ne gute Nach­richt. Das Land kommt den Kom­mu­nen finan­zi­ell ent­ge­gen, sie müs­sen nur noch 30 Pro­zent der Unter­halts­leis­tun­gen selbst zah­len und dür­fen fünf Sechs­tel der bei Schuld­nern ein­ge­trie­be­nen Sum­me behalten.

Personalproblem in Stadtbibliothek

Per­so­nal­pro­ble­me gibt es im Moment auch in der Stadt­bi­blio­thek, nach­dem eine Mtar­bei­te­rin gegan­gen und eine ande­re lang­zeit­er­krankt ist. Wie es hier wei­ter­ge­he, sei noch offen, so Bro­del. Eine Stel­le neu zu beset­zen sei der­zeit nicht so ein­fach, weil die Biblio­thek als frei­wil­li­ge Leis­tung gel­te. Der­zeit lau­fe der Aus­leih­be­trieb mit Mit­ar­bei­tern aus dem Rat­haus, die aushelfen.

Negative Situation für Jugendarbeit

Aku­ten Per­so­nal­be­darf sieht der Bür­ger­meis­ter auch im Jugend­ca­fé Gam­mon am Bahn­hof. Das wer­de inzwi­schen so gut ange­nom­men, dass eine Auf­sicht nicht mehr aus­rei­che, um die häu­fig über 40 Jugend­li­chen zu betreu­en, die mon­tags bis sams­tags jeweils von 16 bis 19 Uhr ins Gam­mon kom­men. Hier neue Mini­job­ber ein­zu­stel­len sei not­wen­dig, um eine sehr nega­ti­ve Situa­ti­on für die Jugend­li­chen zu ver­hin­dern. Aber das gel­te eben­falls als frei­wil­li­ge Leis­tung, obwohl es der Vor­beu­gung die­ne und spä­te­re hohe Kos­ten für Erzie­hungs­hil­fen ver­mei­den hel­fen kön­ne, so Bro­del. Hustadt berich­te­te, dass die Kos­ten für die Unter­brin­gung von Jugend­li­chen in Fami­li­en oder Hei­men wie jedes Jahr wei­ter stei­gen. Pro Fall sei­en das zwi­schen 4000 und 13.000 Euro im Monat. Bro­del ergänz­te, dass es sein kla­rer poli­ti­scher Wil­le sei, zukünf­tig auch das Jugend­bü­ro mit der­zeit einer Mit­ar­bei­te­rin per­so­nell zu verstärken.

Land zahlt nicht mehr für Geduldete

Erheb­li­che Kos­ten ver­ur­sacht inzwi­schen die wach­sen­de Zahl von Asyl­be­wer­bern mit dem Sta­tus „gedul­det plus drei Mona­te“. Das sind Flücht­lin­ge, deren Asyl­an­trag abge­lehnt wur­de, bei denen aber ein Abschie­be­hin­der­nis vor­liegt, meist, weil ihre Iden­ti­tät nicht fest­steht oder ihr Hei­mat­land die Auf­nah­me ver­wei­gert. Für sie zahlt das Land den Unter­halt nur noch drei Mona­te lang. Danach muss die Stadt allei­ne für den Lebens­un­ter­halt auf­kom­men, was etwa 10.000 Euro pro Per­son und Jahr kos­tet. Der­zeit haben in Sun­dern 53 Flücht­lin­ge die­sen Sta­tus. „Das kann so nicht blei­ben“, sag­te Bro­del und kün­dig­te an, bei der nächs­ten Bür­ger­meis­ter­kon­fe­renz mit sei­nen HSK-Kol­le­gen einen deut­li­chen Brief an die Lan­des­re­gie­rung zu ver­fas­sen. Auch sag­te er, die Dis­kus­si­on dür­fe jetzt nicht die Flücht­lin­ge und auch nicht die vie­len enga­gier­ten Flücht­lings­hel­fer tref­fen, son­dern „die, wo es hin­ge­hört, und das ist in Düsseldorf“.
Bro­del kri­ti­sier­te in dem Zusam­men­hang auch „kaf­ka­es­ke Zustän­de“ beim Bun­des­amt für Flücht­lin­ge und Migra­ti­on. So daue­re es Wochen und Mona­te, in Ein­zel­fäl­len sogar mehr als ein hal­bes Jahr, bis die Stadt Sun­dern erfah­re, dass ein hier leben­der Asyl­be­wer­ber eine Ableh­nung bekom­men habe und ent­spre­chend pla­nen könne.
 

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