Arnsberg. „Das kenne ich aus großen Städten. Schön, dass es das jetzt auch in Arnsberg gibt,“ sagte die stellvertretende Bürgermeisterin Rosi Goldner, als die Regionalverkehr Ruhr-Lippe (RLG) am Freitag morgen auf dem Europaplatz den Startschuss für das Dynamische Fahrgastinformationssystem (DFI) gab. Wenn in der Hauptstadt Fahrziele wie Kurfürstendamm, Potsdamer Platz und Olympiastadion angezeigt werden, heißt es auf der Anzeigetafel in Arnsberg ab sofort „Neheim Busbahnhof 1 Minute, Gierskämpen 4 Minuten, Niedereimer 8 Minuten“. Der Countdown zeigt exakt an, wann die nächsten Busse kommen und ob sie pünktlich sind.
Keine flächendeckende Anschaffung
Vier DFI-Anlagen sind in Arnsberg an drei Standorten in Betrieb gegangen. Je eine am Busbahnhof in Neheim und am Bahnhof Neheim-Hüsten sowie zwei an den beiden Haltestellen am neu gestalteten Europaplatz. Insgesamt sind es 14 Standorte im HSK, darunter auch die Hauptstraße in Sundern, die mit finanzieller Unterstützung des Kreises als Verkehrsträger und des Zweckverbands Ruhr.Lippe ausgestattet wurden, 20 weitere Standorte betreut die RLG im Kreis Soest. An eine flächendeckende Ausstattung aller Haltestellen ist allerdings nicht gedacht. Das würde den finanziellen Rahmen sprengen, sagt Hauke Möller, Leiter des RLG-Verkehrsmanagments, denn die Anschaffung und Installation einer Anlage koste zwischen 15.000 und 20.000 Euro.
Neue Bordrechner übermitteln Standort der Busse per GPS
„In den nächsten Wochen werden wir die Technik ausgiebig testen, um dauerhaft eine hohe Datenqualität zu gewährleisten. In der ersten Zeit sind deshalb noch Abweichungen möglich“, erläutert Möller, warum noch die Zeile „Testbetrieb aufleuchtet“. Auf der Anzeigentafel werden die Linie, das Ziel und – wenn der Bus bereits im System erfasst ist – die Ankunftszeit in Minuten genannt. „Das funktioniert nur, wenn der präzise Standort des Busses kontinuierlich verfolgt und mit den Fahrplanzeiten abgeglichen wird“, so Möller. Die Grundlage dafür hat die RLG mit der Anschaffung einer neuen Bordrechnergeneration gelegt. Alle 100 RLG-Busse, von denen allein 30 regelmäßig im Arnsberger Stadtgebiet unterwegs sind, verfügen damit über einen leicht zu bedienenden Fahrscheindrucker sowie zusätzlich ein modernes Ortungssystem. „Mittels GPS stellt der Bordrechner etwa alle 15 Sekunden automatisch den aktuellen, metergenauen Standort des Fahrzeuges fest und liefert die Daten direkt, ohne Zeitverzögerung an die Leitstelle,“ so Verkehrsmanagerin Sarah Sudhoff. „Dort wird die Echtzeit mit dem hinterlegten Fahrplan verglichen, eine eventuelle Abweichung ermittelt und die Daten werden unmittelbar an die Anzeige geleitet.“ Auch die im Auftrag der RLG fahrenden Bussen der Fremdunternehmen sollen so schnell wie möglich neue Bordrechner erhalten, damit auch sie in die Ortung und Echtzeitanzeige einfließen können. Bis es soweit ist, werden ihre Fahrten mit den Fahrplan-Soll-Zeiten gezeigt. Auch die BRS-Busse sollen in das System integriert werden.
Störungen werden sofort an Fahrgast weitergegeben
Der Vorteil der neuen Technik liegt für Hauke Möller auf der Hand: „Wir wissen dann immer sehr genau, wo sich die gesamte Fahrzeugflotte befindet. Kommt es zu Störungen auf einzelnen Strecken, zum Beispiel durch Falschparker oder einen Unfall, lassen sich die Verspätungsinformationen ganz unmittelbar zum wartenden Fahrgast an der Haltestelle weiter geben.“ Die Verkehrsmanager versprechen sich aber auch große Vorteile bei der Fahrplangestaltung. Sie können jetzt genau ermitteln, wo es im Fahrplan regelmäßig eng wird, wo die Busse häufiger zu spät oder auch regelmäßig zu früh ankommen. Auch eine exakte Verspätungsstatistik kann dann erstellt werden, wobei Hauke Möller jetzt schon weiß, dass die RLG-Busse mit 90 bis 95 Prozent pünktlicher Ankunft gut liegen. „Weit besser als auf vielen Bahnstrecken, obwohl der Bus schwierigere Verkehrssituationen meistern muss.“
Im nächsten Schritt gibt es die Infos per App aufs Smartphone
Echtzeitinformationen sind für Fahrgäste gerade dort von enormer Bedeutung, wo die Busse nicht im 10-Minuten-Takt unterwegs sind. Die RLG verspricht sich deshalb von dem zusätzlichen Service mehr Kundenzufriedenheit und wagt noch einen weiteren Blick in die Zukunft. In einem zweiten Schritt sollen diese Informationen auch im Internet bei der Fahrplanauskunft EFA und über die Fahrplan App MoFahr zur Verfügung stehen. Dann können Fahrgäste an jeder Haltestelle per Smartphone feststellen, wann der nächste Bus tatsächlich kommt.„Mobile Medien spielen bei der Fahrgastinformation eine immer größere Rolle“, weiß Hauke Möller, „und darauf müssen wir uns einstellen, um für unsere Kunden attraktiv zu bleiben.“