Gerd Schmidt hatte zuvor einen umfassenden Überblick über die Kindergartenfinanzierung in Arnsberg und über die vorgeschlagene Beitragsänderung gegeben. Er sagte, die vom Bund der Steuerzahler genannten Zahlen, die die aktuelle Diskussion ausgelöst hätten, seien zwar richtig, sollten aber nur im Zusammenhang betrachtet werden. Dazu gehöre, dass in Arnsberg für über 55 Prozent der Kindergartenkinder wegen zu geringen Einkommens, Härtefallregelung, Geschwisterkindregelung oder freiem letzten Kindergartenjahr überhaupt keine Elternbeiträge genommen würden. Dazu gehöre auch, dass Arnsberg freiwillig weniger Betriebskosten auf die Eltern umlege und höhere Zuschüsse an die freien Träger gebe, als das Gesetz es verlange. Und dazu gehöre auch, dass Arnsberg wegen seiner dezentralen Struktur de facto weit höhere Kindergartenbetriebskosten habe als die fiktiv vom Land angenommenen und auch diese Differenz trage. „Ein Begriff wie Abzocke ist da nicht angemessen,“ sagte Schmidt. Er berichtete auch, dass man eine bereits 2013 als notwendig erachtete Überarbeitung der Kindergartenbeiträge zurückgestellt habe, da es Anzeichen für eine Rückkehr zu einer landeseinheitlichen Gebührenstaffel gegeben habe. Das habe sich allerdings zerschlagen. Die jetzt neu ausgearbeitete Beitragsstaffel erhöhe die Eingangsgrenze und bringe die dringend erforderliche Entlastung in den mittleren Einkommensgruppen, führe allerdings auch zu Anstiegen in den neuen hohen Einkommensgruppen. Neben größerer Gerechtigkeit biete die neue Staffel auch mehr Transparenz, den sie habe erstmals eine feste Systematik, in der alle Zahlen in einem logischen mathematischen Verhältnis stehen.
Mehr Geld auch für Erziehungshilfe, Jugendzentren, OGS und neue U3-Plätze nötig
Schmidt machte auch deutlich, dass innerhalb des Budgets seines Fachbereichs für Schule, Jugend und Familie keine Spielräume seien, Geld zugunsten der Kindergartenbeiträge umzuschichten. Vielmehr habe er einige zusätzliche Baustellen, wo er eigentlich mehr Geld brauche. Das seien die Hilfen zur Erziehung, die Offene Ganzztagsschule, die Jugendzentren, wo derzeit die Verträge mit den Trägern neu verhandelt werden, oder auch der Ausbau der U 3‑Plätze, weil derzeit die Geburtenrate der über 30-jährigen Frauen deutlich höher liege als erwartet.
Gleichstellungsbeauftragte setzt auf Entwicklung
Auch die Gleichstellungsbeauftragte Ulrike Quante ergriff das Wort. Ihre Aufgabe sei es, für eine bedarfsgerechte, qualitative, bezahlbare und sozial ausgewogene Kinderbetreuung zu sorgen, aber auch, dabei die Leistungsfähigkeit der Stadt zu würdigen. Sie habe an der Vorlage mitgearbeitet und trage sie mit, weil weiterer Handlungsbedarf festgestellt werde und es einen Auftrag für künftige Haushaltsberatungen gebe.
CDU und Grüne haben sich schon entschieden
Andreas Posta hat für die SPD beantragt, die Abstimmung über eine Neufestsetzung der Kindergartengebühr und den Finanzierungsvorschlag über die Verkehrsüberwachung auf die Ratssitzung zu verschieben, weil seine Fraktion noch Beratungsbedarf habe. Es sei guter Brauch, einem solchen Antrag stattzugeben, sagte die Ausschussvorsitzende Nicole Jerusalem (CDU) und der Ausschuss stimmte dem zu. CDU, Grüne und FDP machten ihre Meinung zu diesen Punkten dennoch deutlich. Die Entscheidung der CDU stehe ohne wenn und aber, erklärte die stellvertretende Bürgermeisterin Rosi Goldner. Schon die 60.000 Euro seien ein dicker Hammer, darüber gehe überhaupt nichts. „Mir tut es in der Seele weh, aber packen sie mal einem nackten Mann in die Tasche,“ fügte sie hinzu. Verena Verspohl machte deutlich, dass auch für die Grünen derzeit finanziell nicht mehr drin sei. Wichtig sei aber, jetzt die Dynamik zu nutzen, mit den Eltern im Gespräch zu bleiben und permanent den Finger draufzuhalten, um Gestaltungsmöglichkeiten zu finden. Und auch die gesteigerte Transparenz sei schon eine klare Verbesserung.
Für die FDP erklärte Renate Niemand, dass ihre Fraktion einer Vorlage nicht zustimmen könne, die eine Finanzierung auf so etwas unsicheres wie Einnahmen aus Geschwindigkeitsüberwachung stütze. Was sei denn, wenn sich alle Arnsberger an die Regeln halten würden. Da müsse die Verwaltung eine andere Finanzierung suchen. AfD und Linke hatten im Vorfeld der Sitzung eigene Anträge gestellt. Der AfD-Antrag würde die Stadt jährlich über 900.000 Euro mehr kosten, weit mehr als alle bisherigen Rechenmodelle der Initiative. Die Linke hatte unter anderem gefordert, auf die jährliche Erhöhung der Elternbeiträge um 1,5 Prozent zu verzichten. Das, so Schmidt, würde eine Schere aufmachen, die sich Jahr für Jahr um weitere 25.000 Euro aufweiten würde.
KiTa-Card vor dem Aus
Abgestimmt wurde am Ende dennoch über einige weitere Punkte der Vorlage. Weitgehend einstimmig empfiehlt der Fachausschuss, künftig bei allen Haushaltsberatungen finanzielle Gestaltungsspielräume für eine weitere Reduzierung der Elternbeiträge zu prüfen, die familiennahe Tagespflege aufzuwerten, Elterninformationen und den Übergang von U3 nach Ü3 transparenter zu machen und bei der Anmeldung möglichst die Kita-Card durch ein Online-System zu ersetzen.