Arnsberg. Der Aufwärtstrend im heimischen Handwerk flachte erwartungsgemäß über die Wintermonate hinweg ab. Dennoch ist das Ergebnis der aktuellen Erhebung weiter ausgesprochen positiv: Das Handwerk in Südwestfalen verzeichnet den drittbesten Wert seit Beginn der regelmäßigen Konjunkturbeobachtung im Jahr 1978 und erreicht derzeit mehr als 128 Indexpunkte im an das IFO-Verfahren angelehnten Berechnungsmodus. Das bedeutet, dass 89,7 Prozent der Umfrageteilnehmer ihre geschäftliche Lage mit gut oder zufriedenstellend bewertet haben.
Konjunktur: Betriebe in Südwestfalen optimistisch
„Damit behaupten sich die Handwerksunternehmen in einem rauer werdenden Umfeld, obwohl von außen herangetragene Probleme zunehmend Druck ausüben“, ordnet Hauptgeschäftsführer Meinolf Niemand das Ergebnis ein. „Die treffen besonders die Zulieferbetriebe. Sie befürchten sogar eine weitere Abschwächung.“ Ein zusätzliches Problem kommt hinzu: Die Investitionsneigung der Wirtschaft bewegt sich auf einem niedrigen Niveau. Das beeinträchtigt die Nachfrageentwicklung negativ. Während bei den internationalen Nachfragern gerade in den Krisenregionen Europas vor allem Finanzierungsfragen im Wege stehen und auch die dort insgesamt schwache Konjunktur sich niederschlägt, gilt dies nicht für den deutschen Binnenmarkt. Hier ist nach wie vor die geringe Investitionsfähigkeit des öffentlichen Sektors von entscheidender Bedeutung.
Effizienzgold bleibt Konjunkturmotor
Die Privatnachfrage konnte dies in den zurückliegenden Jahren für einige Gewerke gut, für andere aber nur unvollkommen kompensieren. Meinolf Niemand: „Zwar wirkte der günstige Zinssatz für Privatkredite gerade für die Ausbauhandwerke beflügelnd, doch das zur Sanierung anstehende Potenzial nimmt kontinuierlich ab. Nach einer grundlegenden Sanierung ist meist für Jahrzehnte erst einmal Ruhe.“ Das Hauptargument der privaten Nachfrager bleibt: Die de facto Null-Zins-Politik macht alle privaten Kapital(spar)einlagen zum realen Minusgeschäft. Nur die durch Modernisierungen im privaten Baubestand zu realisierenden Einsparungen bieten einen Weg zurück in die Rentabilität privaten Barvermögens. Das Effizienzgold bleibt also der Konjunkturmotor im Ausbauhandwerk.
Auf der Suche nach guten Fachkräften
Mit einem weiterhin moderaten Anstieg der Bereitschaft, Arbeitskräfte einzustellen, zeigt sich der Arbeitsmarkt im Handwerk weiter von der freundlichen Seite. Der Schwung des Jahres 2014 wurde zwar leicht eingebremst, aber die Handwerksunternehmen sind weiter auf der Suche nach guten Fachkräften und auch in vielen Bereichen nach Auszubildenden. Konjunkturelle Faktoren spielen hier ebenso eine Rolle wie der demografische Wandel, der besonders außerhalb der Metropolregionen spürbar ist. „Die eingeführte ‚Rente mit 63‘ wird die Betriebe zusätzlich um erfahrene und hochqualifizierte Mitarbeiter bringen und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen unnötig belasten“, warnt Meinolf Niemand. Denn: Die Betriebe beklagen glaubwürdig seit Jahren, nicht ausreichend Bewerberinnen und Bewerber mit den dringend benötigten Qualifikationen zu finden. „Der Braindrain wird zu einer zunehmenden Gefahr für das Handwerk in Südwestfalen.“
Optimismus durch Preiszugeständnisse erkauft
Ein schwächer ausgeprägtes Merkmal in den aktuellen Umfrageergebnissen ist die Entwicklung des Auftragseingangs sowie der erwarteten Auftragsentwicklung. Im Rückblick verzeichneten die Betriebe einen spürbaren, wenn auch nicht dramatischen Rückgang, andererseits blicken sie vermehrt optimistisch auf die kommenden sechs Monate. Erkauft wird dieser Optimismus wohl vor allem durch Preiszugeständnisse, denn auch dieses Umfragemerkmal zeigt tendenziell wieder nach unten. Da die Handwerke, die sich vor allem an die privaten Kunden wenden diese Entwicklung nicht miterleben, sind vor allem internationale Faktoren bestimmend für diesen Trend.
Hochsauerlandkreis konnte Boden gutmachen
Relativ gering sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Kreisen im Kammerbezirk. Der Hochsauerlandkreis und der Kreis Olpe liegen in der aktuellen Umfrage mit einem Punkt Unterschied fast gleichauf. Mit beinahe identischem Punktunterschied rangieren der Märkische Kreis und der Kreis Siegen-Wittgenstein dahinter. Differenzierter bilden sich die Unterschiede bei der Betrachtung der anderen Umfrageergebnisse ab. Besonders der Hochsauerlandkreis konnte in den zurückliegenden sechs Monaten deutlich Boden gut machen. Anders ist das Bild in den Kreisen, die eine deutliche Schwerpunktbildung im Bereich des Zulieferwesens aufweisen. Das bestätigt sich auch in der gehegten Erwartungshaltung, denn die Unternehmen gehen vorerst von einem Fortbestand der internationalen Krisen sowie der damit verbundenen Restriktionen aus.