Sundern. Bürgermeister Ralph Brodel hat aus aktuellem Anlass bei der Monatspressekonferenz im Rathaus auch das Thema Röhrtalbahn angeschnitten. Er reagierte damit auf den jüngsten CDU-Vorstoß, die den Bau des RöhrtalRadwegs auf der Trasse der Röhrtalbahn vorantreiben will. Er selbst ringe noch um seine Position, sagte Brodel und verband das mit der Aufforderung an andere, eine Diskussion im luftleeren Raum nicht unnötig anzuheizen. „Es macht keinen Sinn, in einer Phase des Nachdenkens und der Entscheidungsfindung vorzupreschen“, so Brodel.
Kostenneutral für die Stadt
„Die Reaktivierung der Röhrtalbahn brauchen wir eigentlich nicht“, habe er anfangs gedacht, als er nach Sundern gekommen sei, sagte Brodel. Inzwischen falle ihm die Einordnung schwerer, nachdem er viele teils sehr emotionale Gespräche mit Bürgern wie Experten geführt habe. Brodel erinnerte daran, dass bereits sein Vorvorgänger zusammen mit dem Arnsberger Bürgermeister begonnen habe, sich um die Aufnahme in die Fördermittelkulisse zu bemühen. Und das sei bis heute in beiden Städten die aktuelle Beschlusslage. Wenn es gelänge, diese Fördermittel zu erhalten, könnten Gebäude, Gleise und Gleiskörper der Röhrtalbahn kostenneutral für die Stadt Sundern wieder in Schuss gebracht werden.
Dem Land nicht die Lust nehmen
Über die Jahre sei Sundern auf der Bewerberliste für die Landesmittel weit nach oben gerückt. Aktuell konkurriere die Röhrtalbahn in Westfalen noch mit drei anderen Projekten, zwei im Münsterland und eins in Ostwestfalen. Alle drei würden vor Ort unbedingt gewollt. „Wenn jetzt in Sundern zum Halali gegen die Bahn geblasen wird, erhöht das die Lust des Landes sicher nicht, sich mit der Röhrtalbahn auseinanderzusetzen“, sagte Brodel. Und er fügte hinzu: „Wenn die Gleise einmal raus sind, kommen sie nie wieder.“
In Hüsten wird Extra-Bahnsteig gebaut
„Wir sind permanent an dem Thema dran“, sagte der Bürgermeister und berichtete von einem Besuch Anfang der Woche in Arnsberg, wo er die Pläne für die anstehende Modernisierung des Bahnhofs Neheim-Hüsten gesehen habe. Dort würden Bahnsteige und Parkplätze so umgebaut, dass man sie nicht wiedererkennen werde. Und es werde ein dritter Bahnsteig für den Anschluss der Röhrtalbahn gleich mit gebaut.
Im Speckgürtel von Dortmund
Brodel sieht hier gerade für Pendler, die heute noch mit dem Auto durch das häufig verstopfte Röhrtal bis zum Bahnhof in Hüsten unterwegs sind, viel Potenzial, vor allem wenn das einige Millionen teurere Flügelkonzept zum Tragen käme und Bahnfahrer ab Sundern umsteigefrei bis Dortmund durchfahren könnten. Brodel zog einen Vergleich zu seiner Geburtsstadt Stuttgart. Dort wäre Sundern ein Ort im Speckgürtel mit S‑Bahn-Anschluss und für ihn gehöre Sundern zum Speckgürtel von Dortmund.
„Nicht von Verkehrspolitik entkoppeln“
Brodel prognostizierte auch, dass angesichts immer vollerer Straßen die politische Entscheidung fallen werde, noch mehr auf die Schiene zu setzten. Möglicherweise werde es eines Tages Pendlern sogar verboten werden, das Auto zu nutzen. Da wolle er nicht der Bürgermeister sein, der eine Zukunftsentscheidung treffe, die Sundern von der Verkehrspolitik des Landes entkoppele.