Arnsberg. Das Freizeitbad Nass in Hüsten feiert in Kürze seinen elften Geburtstag und ebenso lange dauert die Diskussion, ob das alte Arnsberger Hallenbad am Feauxweg eine Zukunft hat. Eine Diskussion, auf deren Fortführung Politik und Stadtverwaltung jetzt keine Lust mehr haben. Im Planungsausschuss erhob sich keine Stimme mehr, die gegen einen Abriss argumentieren wollte.
„Geniale Klinkerfassade“ und „erbärmliche Zustände“
„Plattmachen, wenn auch schweren Herzens!“ sagte Peter Blume (CDU) aus Wennigloh. Denn er habe dort Schwimmen gelernt und auch aus fachlicher Sicht schätze er die ganz besondere Architektur des Gebäudes. Weniger sentimental zeigte sich seine Fraktionskollegin Marie-Theres Schennen, die Arnsberger Bezirksausschussvorsitzende. Sie habe dort nicht das Schwimmen gelernt und ihr Herz hänge auch nicht an dem Gebäude. Vielmehr sehe sie den erbärmlichen Zustand, der sich rund um das Gebäude entwickelt habe. Das müsse deshalb jetzt weg. Werner Frin (SPD), der Vorsitzende des Planungsausschusses, schwärmte von dem besonderen Charme des Gebäudes mit seiner genialen Klinkerfassade. Aber auch er sprach sich klar für den Abriss aus, auch wenn er es bedauerlich finde, dass es in den vielen Jahren nicht gelungen sei, neue Nutzer zu finden, und nun erst der Abriss kommen müsse, um neues Leben zu kreieren. Auch Stadtplaner Thomas Vielhaber sagte, er halte das alte Hallenbad für ein tolles Gebäude, aber leider sei es nicht nutzbar.
Abriss war schon vor über zehn Jahren beschlossen
Vielhaber gab auch einen kurzen Rückblick auf das letzte Jahrzehnt der Suche. Mit dem Neubau des Nass sei seinerzeit der Abriss der beiden alten Hallenbäder in Arnsberg und am Berliner Platz beschlossen worden. Den Abriss habe man aber in beiden Fällen zurückgestellt und nach einer Folgenutzung Ausschau gehalten. In Hüsten gelang dies zeitweise, das Bad wurde zu einer Soccerhalle, die sich auf Dauer allerdings wirtschaftlich nicht trug. Das im Gegensatz zu dem markanten 60-er-Jahre-Bau in Alt-Arnsberg architektonisch wenig anspruchsvolle Gebäude in Hüstenist inzwischen längst einer moderner Holzheizanlage gewichen.
Investoren wollten Hotel auf Parkplatz und achtstöckige Wohntürme
In den Jahren sei so mancher gekommen, der zwar eine Idee, aber nicht das nötige Geld mitgebracht habe, sagte Vielhaber. Es habe aber auch die Pläne gegeben, dort hochwertige Wohnungen auf bis zu acht Etagen zu bauen, was er sich an dieser Stelle nur schwer habe vorstellen können, oder den Gebrüder-Apt-Platz mit einem Hotel zu bebauen und das Bad als Kongressgebäude zu nutzen, was ein hohes finanzielles Risiko für die Stadt bedeutet hätte. Als in diesem Jahr mit dem TV Arnsberg auch der letzte interessierte Investor abgesprungen sei, habe man die Nutzung des 4000 Quadratmeter großen Areals für schulische Zwecke untersucht, so Vielhaber. Und dabei sei herausgekommen, das die Nachnutzung des Hallenbads sehr teuer sei. Der Mehraufwand für den erhalt des Gebäudes sei mit einer Millionen Euro ermittelt worden. Das größte Problem des Hallenbads sei, dass das Becken nicht im Boden liege, sondern in der ersten Etage hänge. Dadurch sei das Erdgeschoss kaum nutzbar.
Offener Stadtraum an der Ruhr soll entstehen
Vielhaber erläuterte auch seine Vorstellungen, dass nach einem Abriss kein geschlossener Bereich entstehen solle, sondern ein offener Stadtraum, der die gute Wasserlage an der Ruhr nutze und neben den schulischen auch private Nutzungen zulasse. Ein vernünftiges Konzept sei jetzt ganz wichtig, sagte auch Marie-Theres Schennen. Und Peter Blume machte deutlich, dass er sich hier eine private Nutzung – wie etwa das R‑Café in Neheim – gut vorstellen könne, zumal mit einem Grundstücksverkauf auch noch die Abrisskosten gedeckt werden könnten.
Abriss kostet 250.000 Euro, die noch nicht da sind
Diese Abrisskosten bezifferte Thomas Vielhaber auf 250.000 Euro. Auf die Frage der Politiker, ob Geld dafür im aktuellen Haushalt 2014/2015 stehe, antwortete er mit einem klaren Nein, auf die Frage, wo denn das Geld noch vor dem neuen Doppelhaushalt 2016/2017 herkommen könnte, sagte er, das wisse er nicht. Werner Ruhnert, Fraktionschef der Linken, hat seine Befürchtung geäußert, dass das Bad, wenn sein Abriss beschlossen sei, aber nicht sofort erfolge, erst recht zur Ruine und zu einem Problem werde. Einen solchen Schwebezustand wolle keiner, sagte der Ausschussvorsitzende Werner Frin, bevor er zur Abstimmung schritt. Die war einstimmig. Das letzte Wort hat der Rat, aber eine Überraschung ist dort nicht mehr zu erwarten.