Arnsberg/Südwestfalen. Die Handwerkskammer Arnsberg hat die Ergebnisse ihrer jüngsten Konjunkturmfrage vorgelegt. Demnach liegt ein gutes Sommerhalbjahr hinter dem heimischen Handwerk. „Die wirtschaftliche Entwicklung in Südwestfalen hat sich noch einmal deutlich verbessert“, sagt Kammer-Hauptgeschäftsführer Meinolf Niemand.
Betriebe blicken auf guten Konjunktursommer zurück
Der Gesamtindex aus den positiven und negativen Geschäftslagebeurteilungen und ‑erwartungen beträgt aktuell 127,7 Punkte. „Das ist der zweithöchste Wert aller bisherigen Umfragen zur wirtschaftlichen Entwicklung des Handwerks im Kammerbezirk. Jeder zweite Betrieb bezeichnete seine Geschäftslage als gut, gerade nur rund sechs Prozent als schlecht,“ so Niemand. Auch wenn die Erwartungen für die anstehenden Wintermonate naturgemäß nicht so gut ausfielen, so sei dies dennoch kein Warnsignal. Immerhin gingen mit rund elf Prozent nur wenige Betriebe von einer Abkühlung im Konjunkturverlauf aus. Im gesamtwirtschaftlichen Umfeld mache das Handwerk in Südwestfalen derzeit keine Ausnahme vom allgemeinen Konjunkturverlauf in Deutschland. Negative internationale Einflüsse hätten in den zurückliegenden Monaten an Wirkung auf das Stimmungsbild der regionalen Wirtschaftsentwicklung eingebüßt. Allerdings könnten jüngste Ereignisse wie der sprunghaft angestiegene Zustrom von Flüchtlingen nach Deutschland oder die sogenannte VW-Affäre in den vorliegenden Daten noch keinen entscheidenden Niederschlag finden, da sie erst gegen Ende des Umfragezeitraums begannen, die öffentliche Debatte zu beherrschen.
Gute Konsumlaune
Insgesamt folge die Handwerkskonjunktur der leichten Belebung der deutschen Wirtschaft im Laufe des vergangenen halben Jahres. Es fehlten jedoch deutliche Wachstumsimpulse aus dem Euroraum ebenso wie aus der Weltwirtschaft. Abweichend vom Bundestrend habe sich die Bauwirtschaft in Südwestfalen besser entwickeln können. Ebenso weise die gute Geschäftslage bei den Zulieferbetrieben darauf hin, dass die Einbrüche durch die Ukraine-Krise recht gut abgefedert werden konnten. Insgesamt profitierte das Handwerk vor allem von der guten Konsumlaune der privaten Nachfrager, so dass die endverbrauchernahen Handwerke ebenfalls positive Entwicklungen melden.
Spezielle Mangelsituationen bei Fachkräften
Auch auf dem Arbeitsmarkt hätten die Handwerksbetriebe doch wieder beherzter zugefasst. Der nach Ifo-Standard ermittelte Indexwert für die Beschäftigung sei erstmals bei einer Herbstumfrage über den Wert von 100 Punkten gestiegen. Die Zahl der Betriebe, die den Personalbestand aufstockten, betrage fast ein Viertel der Umfrageteilnehmer, während nur etwa jeder Zehnte die Mitarbeiterzahl verringert habe. Angesichts der guten Geschäftsentwicklung habe das Handwerk also vermehrt auf zusätzliche Arbeitskräfte gesetzt. Zwar weise die aktuelle Statistik der Bundesagentur für Arbeit derzeit für NRW keinen eklatanten Fachkräftemangel aus, jedoch täuscht diese Pauschalaussage. Sowohl der demografische Wandel, aber auch die Wanderungsbewegungen in die Metropolregionen und die Rente mit 63 führten in der Region zu sehr konkreten und speziellen Mangelsituationen. „Punktgenaue Bedarfe können im Handwerk eben nicht so einfach ausgefüllt werden wie in anderen produzierenden Wirtschaftsbereichen“, unterstreicht Meinolf Niemand. „Die berufliche Erstausbildung ebenso wie die Weiterqualifizierung bleiben deshalb ganz oben auf der Tagesordnung.“
Immer mehr Ausbildungsplätze bleiben frei
Längst nicht alle Lehrstellen konnten in diesem Jahr besetzt werden. Innerhalb der vergangenen drei Jahre sei die Zahl der im Zuge der Konjunkturumfrage von den Betrieben gemeldeten freien Ausbildungsplätze kontinuierlich auf das Doppelte gestiegen! Auch das mache den zunehmenden Druck deutlich. Insgesamt bleibe der Personalbedarf hoch. Das belege auch die niedrige Anzahl der Betriebe, die den Personalbestand reduzieren wollen. Bemerkenswert ist, dass die Umfragewerte zur erwarteten Beschäftigungslage seit drei Jahren kaum schwanken. Auch das belege die Solidität der guten Handwerkskonjunktur.
HSK macht vor allem mit Tourismus Boden gut
Der Hochsauerlandkreis und der Kreis Olpe liegen in der aktuellen Umfrage mit etwas mehr als einem Punkt Unterschied dicht beieinander vorn. Mit beinahe identischem Punktunterschied rangieren der Märkische Kreis und der Kreis Siegen-Wittgenstein dahinter. Besonders der Hochsauerlandkreis konnte deutlich Boden gut machen. Die Tourismusbranche zog die Handwerkskonjunktur wieder deutlich nach oben. Allerdings: Sollte die Nachfrage gerade im Zulieferbereich wieder stärker wachsen, wird sich sehr schnell eine Verbesserung der Werte für den Märkischen Kreis, in Teilen auch im Kreis Olpe, bemerkbar machen.
- Die gesamte Auswertung der Konjunkturdaten gibt es als Download auf der Website der Handwerkskammer. http://bit.ly/1q2T3g1