Sundern. Der erste Schritt ist geschafft. Nach dreimonatigem Sprachkurs und einem Monat Berufsorientierungsphase haben jetzt drei Dutzend in Sundern lebende Flüchtlinge ihre Zertifikate erhalten. „Wir alle sind ein klein wenig stolz darauf, dass die Maßnahme wirkt. Dies ist vor allem der guten Netzwerkarbeit aller Beteiligten zu verdanken und dem Einsatz der ehrenamtlichen Helfer aus dem großen Kreis des Bürgernetzwerkes für Flüchtlinge“, sagte Petra Schmitz-Hermes, Geschäftsführerin der Bürgerstiftung Sundern, am Montag vormittag im Pfarrheim Christkönig, wo Vertreter von Arbeitsagentur und Kolpingbildungswerk, Kirchengemeinde, Stadt, Bürgernetzwerk und Bürgerstiftung zusammen gekommen waren.
Bürgerstiftung hat die Idee und großes Netzwerk setzt sie um
Die beiden Kurse in Sundern und Hachen, die in dieser integrierten Form erstmals angeboten wurden, waren ein voller Erfolg. Rund 80 Prozent derjenigen, die an Gemeinschaftsprojekt der Bürgerstiftung Sundern, des Bürgernetzwerkes Flüchtlinge in Sundern, der Arbeitsagentur und dem Kolping-Bildungszentrum Südwestfalen GmbH teilgenommen haben, haben durchgehalten. Die Dozenten der Sprachkurse haben den Menschen auf der Flucht in 320 Unterrichtseinheiten, die von der Arbeitsagentur gefördert wurden, erste Sprachkompetenzen vermittelt – und tolle Lerngemeinschaften geschaffen. Job-Coach Thomas Benfer und der 28-jährige Mahmoud aus Damaskus vermittelten in ihren Berichten einen guten Eindruck von der gemeinsamen Arbeit. Eine ebenso aufregende wie angenehme Aufgabe mit überwiegend engagierten und wissbegierigen Schülern, sagte Benfer. Und der junge Syrer konnte schon von seinen Plänen berichten, ein Doktor zu werden. In Hachen hatte zum Abschluss sogar ein Teilnehmer eine kurze Rede gehalten.
Aus dem Kurs ins Praktikum bei Hachener Maler
Im Berufsförderungszentrum Arnsberg der Kolping-Bildungszentren Südwestfalen GmbH haben die Teilnehmer im Februar erste berufliche Vorerfahrungen trainiert und Fertigkeiten in noch fremden Berufsfeldern neu erworben. Zur Verfügung standen die Werkbereiche Farbtechnik, Holztechnik, Metalltechnik, und Gastronomie/Hauswirtschaft. Vom Caritas-Verband Arnsberg-Sundern wurde das Angebot noch um den Bereich Altenpflege ergänzt. Dieser 120 Unterrichtseinheiten umfassende Teil des Projektes hat die Bürgerstiftung Sundern finanziell gefördert. „Hier gilt ein großer Dank den Ausbildern am Berufsförderungszentrum. Sie haben sich auf etwas völlig Neues eingelassen und die Teilnehmer mit großem Engagement und ganz viel persönlichem Einsatz motiviert“, so Barbara Vielhaber, die stellv. Vorsitzende der Bürgerstiftung. Ein Kursteilnehmer war so gut, dass ihm unmittelbar ein Praktikum in einem Hachener Malerbetrieb ermöglicht wurde. Am Ende waren sich alle einig: Der Versuch war es mehr als wert. „Nicht nur unsere Kursteilnehmer haben etwas gelernt, sondern wir Ausbilder ebenfalls“, so der Tenor aus dem Kreis der Ausbilder.
Neuer Sprachkurs mit Unterstützung aus Paderborn
„Bereits im April haben sich alle Beteiligten zusammengesetzt und überlegt, wie das gelungene Projekt seine Fortsetzung finden kann“, so Petra Schmitz-Hermes. „Heute können wir voller Stolz berichten, dass alle Teilnehmer, die eine weitere Unterstützung wollten, diese auch bekommen haben.“ Der Kreis der Akteure hat sich dabei um einen weiteren Teilnehmer erweitert: Für diejenigen, die ihre sprachlichen Kompetenzen noch weiter verbessern wollten, wurde ein weiterer Sprachkurs eingerichtet, der zu 90 Prozent aus Mitteln des Erzbistumes Paderborn übernommen wird. Die verbleibenden zehn Prozent sowie die Fahrtkosten für die derzeit 17 Kursteilnehmer trägt die Bürgerstiftung. Diejenigen, die ihre beruflichen Kompetenzen noch weiter stärken wollen, haben alle die Gelegenheit erhalten, sich in zwei unterschiedlichen Qualifizierungsmaßnahmen der Arbeitsagentur weiter zu qualifizieren.
Für ein eigenes Förderzentrum der Arbeitsagentur in Sundern habe sich bei der Ausschreibung in Sundern leider kein Träger gefunden, berichtete Reinhard Langer, Geschäftsführer der Arbeitsagentur Meschede-Soest. Seit April gebe es aber auch das Programm Perspektive für junge Flüchtlinge. Im Bezirk der Arbeitsagentur würden hier bereits 200 junge Flüchtlinge gefördert und bis zum Ende des Jahres gebe es Mittel für rund 900 Teilnhmer. Alles mit zusätzlichem geld und personal und ohne dass die anderen Aufgaben der Arbeitsagentur wie die Förderung von langzeitarbeitslosen geschmälert würden, so Langer.
Hoffnung in einer unguten und demotivierenden Situation
Klaus-Reiner Willecke vom Flüchtlingsnetzwerk betonte, dass es bei der momentanen Situation der Flüchtlinge absolut wichtig sei, dass die Lücke gefüllt und Hoffnung gegeben werde. Denn die Situation der Flüchtlinge werde zusehends ungut und demotivierend, da die Flüchtlinge beim BAMF nicht weiter kommen. Die VHS etwa sei jetzt in der Situation, dass sie Deutschlehrer eingestellt habe, die Leute aber nicht in die Kurse dürfen, weil ihnen der Status fehle. Da habe auch die Busfahrt nach Bielefeld wenig dran geändert.
Viele zielgerichtete Spenden an die Bürgerstiftung
Petra Schmidt-Hermes sicherte zu, dass die Bürgerstiftung am Thema dran bleiben werde. Die jetzt erfolgreich abgeschlossenen Kurse habe die Bürgerstiftung dank einer zielgerichteten Spende in Höhe von 15.000 Euro finanzieren können. Es gebe aber weitere Mittel, weil Sunderner Bürger und Firmen gezielt für Flüchtlinge zustiften oder spenden. So hätten einige Firmen statt der Weihnachtsgeschenke für Kunden für Flüchtlinge gespendet und auch bei zwei runden Geburtstagen hätten die Geburtstagskinder zugunsten der Menschen auf der Flucht auf Geschenke verzichtet. Die Bürgerstiftung könne deshalb, ohne ihre anderen Aufgaben einschränken zu müssen, mit einem schönen Budget laufende Maßnahmen weiter fördern und auch kreativ nach neuen Formen der Unterstützung suchen.