Arnsberg. 2014 ist ein besonders geschichtsträchtiges Jahr, das die Volkshochschule Arnsberg/Sundern, die Kulturbüros der beiden Städte sowie Evangelische Akademie und Katholisches Bildungswerk veranlasst haben, eine Veranstaltungsreihe aufzulegen, die Spuren der Ereignisse vor Ort sucht, vor allem aber auch nach vorne blickt. Fast ein Jahr hat die Vorbereitung gedauert, jetzt geht es los. Ein rundes Dutzend an Veranstaltungen ist unter dem Titel „1914 – 1939 – 1989 – 2014 – Spuren der Kriege – Erinnerungen und neue Hoffnungen“ in einem jetzt vorliegenden Flyer zusammengefasst (siehe PDF-Dokument unten). Die Veranstalter hoffen auf reges Interesse.
Im Herbst 2014 gehen die Erinnerungen zurück zu zwei letztlich unfassbaren Ereignissen, den Kriegen, die vor 100 und 75 Jahren begannen, aber auch an den Fall der Mauer vor 25 Jahren. 2014 sei das Jahr einer Europawahl und damit, so Klaus-Rainer Willeke, der Leiter der VHS Arnsberg-Sundern, in beredtes Beispiel für ein zusammenwachsendes Europa, wie man es sich einst nicht habe vorstellen können. ganz aktuell zeige die Entwicklung in der Ukraine aber auch, dass das Kapitel Krieg in Europa noch nicht abgeschlossen sei.
Start am Freitag in Hüsten
Die Reihe startet bereits in dieser Woche am Freitag, 22. August, wenn mit einer feierlichen Messe in St. Petri in Hüsten und einer Kranzniederlegung der Schlacht von Neuf-Chateau gedacht wird, in der viele Hüstener 1914 gleich im ersten Kriegsmonat ihr Leben verloren. Die Veranstaltung von Heimatkreis Hüsten und katholischem Bildungswerk soll Erinnerung wie auch Mahnung für Gegenwart und Zukunft sein.
Auf allen Seiten der Front schwer getroffen wurden Zivilisten im 2. Weltkrieg vom Bombenkrieg. Der Bunker Bruno auf dem Arnsberger Schlossberg sei da ein Stück Erinnerung, das ihn persönlich sehr bedrücke, sagt Peter Kleine, Leiter des Arnsberger Kulturbüros, der diesen Ort gleich doppelt in der Veranstaltungsreihe präsentiert. Unter dem Titel „Die Erinnerung der anderen“ werden dort am 18. September zeitgenössische Kurzfilme von der britischen Heimatfront im 2. Weltkrieg gezeigt. Auf Dauer soll im Bunker Bruno eine Toninstallation mit persönlichen Kriegserinnerungen aus Arnsberg gezeigt werden. Das Arnsberger Frauenensemble soll entsprechende Zeitzeugenberichte aufbereiten. Ein Projekt, dessen Verwirklichung allerdings noch bis ins Jahr 2015 reichen wird. Zeitzeugenberichte sind auch die Grundlage eines Vortrags „Schutz vor dem Luftkrieg?“, den Arnsbergs Stadtarchivar Michael Gosmann am 15. September im passenden Umfeld des historischen Bierkellers des Klosters Wedinghausen halten wird.
Kinder auf Spurensuche
Für Kinder ab zehn Jahren konzipiert ist eine Spurensuche, mit der das Stadtarchiv und die Kreativwerkstatt der Stadtgalerie Sundern am 11. und 12. September die Situation der Kinder beim Kriegsausbruch 1914 beleuchten wollen. Die ständig steigende Belastung für Frauen und Kinder an der Heimatfront steht auch im Mittelpunkt des Vortrags „Sundern im 1. Weltkrieg“, den Historiker Werner Neuhaus am 1. Oktober im St. Johannes-Haus hält. Propst Josef Bömer als Mann mit Rückgrat in der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und Franz Stock als Wegbereiter für ein neues Europa stehen im Mittelpunkt von zwei Vorträgen, die Museumsleiter Dr. Jürgen Schulte-Hobein und Thomas Bertram vom Franz-Stock-Komitee am 16. und 17. September in Arnsberg und Sundern halten werden. Der Franz-Stock-Vortrag ist im Übrigen mit 5 Euro, die voll der Arbeit des Franz-Stock-Komitees zu Gute kommen, die einzige Veranstaltung der gesamten Reihe, die nicht entgeltfrei ist.
Ausstellung zur Mediengeschichte
Eine Ausstellung zur Mediengeschichte, die ab 30. Oktober bei der Volksbank in Hüsten gezeigt wird, geht der Frage nach, wie sich Neuigkeiten in den letzten 100 Jahren verbreiteten. Die Nachricht vom Ausbruch des 1. Weltkriegs etwa kam 1914 als Telegramm beim Kaiserlichen Postamt in Neheim an.An die Deutsche Einheit wird bei der Messe am 3. Oktober am Hubertuspöstchen gedacht. Zum Abschluss der Reihe lädt die evangelische Akademie m 21. November ins Alte Rathaus Arnsberg ein. Dr. Wencke Meteling erklärt hier den großen Unterschied im Umgang mit dem Kriegsgedenken in Deutschland, Großbritannien und Frankreich. Für die Kooperationspartner steht bei allen Veranstaltungen ein Gedanke im Vordergrund: die Kraft der Erinnerung nutzen, um Versöhnung und gemeinsames Europa weiter voran zu bringen.