Arnsberg/Sundern. Die Volksbank Sauerland eG wird ihr Geschäftsstellennetz straffen und will damit zugleich die Beratungsqualität ausbauen. Fünf Filialstandorte – Amecke und Hagen in Sundern sowie Bruchhausen, Holzen und Neheim-Engelbertstraße in Arnsberg – werden künftig als Selbstbedienungsfilialen mit Geldautomat und Kontoauszugdrucker, aber ohne Mitarbeiter betrieben. Bei weiteren zwölf Filialen – darunter Müschede, Oeventrop und Voßwinkel in Arnsberg sowie Langscheid, Endorf und Hellefeld in Sundern – werden „die Öffnungszeiten an die Kundenfrequenzen angepasst“.
Strategische Entscheidung, „die der Markt verlangt“
Die Volksbank-Vorstände Christian Eschbach und Jürgen Dörner haben in einer Pressekonferenz erläutert, dass dieser strategischen Entscheidung eine Langzeituntersuchung der Kundenfrequenz vorausgegangen sei. „Mit schon dramatischen Ergebnissen,“ so Eschbach. So würden an vielen Standorten inzwischen weniger als zehn Prozent der klassischen Bankgeschäfte über die Mitarbeiter am Schalter abgewickelt. Selbstbedienung am Geldautomaten, Kontoausszugsdrucker und Überweisungsterminal und Online-Banking seien dafür verantwortlich. „Der Markt verlangt nicht mehr, dass unsere Mitarbeiter den Kunden ‚Guten Morgen‘ sagen beim Geld abheben,“ resümiert Eschbach. Deshalb würde der Vorstand kaufmännisch fahrlässig handeln, wenn er nicht reagieren würde, um die Stärken der Volksbank zu bündeln.
„Angezogene Handbremse“ – keine Standortschließungen
„In dieser sehr emotionalen Frage haben wir mit angezogener Handbremse und so kundenfreundlich wie möglich reagiert,“ so Dörner. „Wir schließen keinen Standort und wir ziehen uns nicht aus der Fläche zurück, sondern sind weiterhin sehr flächendeckend in unserem Geschäftsgebiet vertreten.“ Die Volksbank Sauerland hat weiterhin 35 Standorte in fünf Städten, darunter die sieben Kopfstellen in Hüsten, Neheim, Sundern, Arnsberg, Meschede, Bestwig und Olsberg, dazu statt sieben künftig zwölf SB-Filialen sowie weitere 16 personenbesetzte Filialen.
Kein Mitarbeiter verliert Arbeitsplatz
Als Termin für die Umstellungen ist der 15. September vorgesehen. In Endorf soll die Umstellung der Öffnungszeiten schon am 30. Juni erfolgen, weil dann dort langjährige Mitarbeiter in Ruhestand gehen. „Kein Volksbank-Mitarbeiter wird seinen Arbeitsplatz verlieren,“ sichern die Vorstände zu. Die betroffenen 20 Mitarebiter sollen in der Nähe ihres bisherigen Arbeitsplatzes und ihrer bisherigen Kunden eingesetzt werden. Inwieweit das Ausscheiden von Mitarbeitern aus Altersgründen – hier liegt die Quote mit etwa zehn Mitarbeitern pro Jahr recht hoch – in den nächsten Jahren zu Personalabbau führe, werde der Markt entscheiden, sagte Eschbach. In den letzten Jahren habe die Zahl der Mitarbeiter mit 300 Köpfen auf 250 Vollzeitstellen gehalten werden können, weil es Wachstum gegeben habe. „Wenn der Markt es will, stellen wir auch 20 neue Mitarbeiter ein.“
Mitarbeiter sollen nicht unterfordert werden
Im Vorfeld der Entscheidung seien die Mitarbeiter intensiv eingebunden worden, so Eschbach, und sie hätten nicht nur in außergewöhnlicher Einigkeit alle zugestimmt, sondern den Vorstand geradezu zu dieser Entscheidung gedrängt. „Wir wollen Mitarbeiter, die sich wohl und nicht unterfordert fühlen.“ Deshalb soll die Beratungskompetenz gebündelt und intensiviert werden. Die Volksbank-Vorstände verweisen dabei „nicht ohne Stolz“ auch auf das hauseigene Kunden-Service-Center, das im vergangenen Jahr über 170.000 telefonische Kundenkontakte hatte und bei dem man von 8 bis 20 Uhr viele Bankgeschäfte ganz einfach erledigen kann. „Das hat nix mit Call-Center zu tun. Das sind alles ausgebildete Bankkauffrauen, die bei uns im Haus sitzen und langjährige Erfahrung in unserem Haus haben,“ sagt Dörner. Kunden der künftigen SB-Filialen können aber auch weiter persönliche Beratungstermine in diesen Filialen vereinbaren, auch nach Feierabend. Und für nicht mobile Kunden wird sogar ein „Geld-nach-Hause-Service“ angeboten.
Filiale am Engelbertplatz ein Sonderfall
Die Filialen in Amecke, Hagen, Bruchhausen und Holzen sind die mit der absolut niedrigsten Kundenfrequenz. Ein Sonderfall ist die Filiale am Engelbertplatz. Hier war nicht die zu niedrige Kundenfrequenz der Grund der Umwandlung. „Wir holen hier legitimerweise eine Entscheidung nach, die eigentlich schon vor sechs Jahren bei der Fusion fällig war,“ so Dörner. Denn in der Neheimer Innenstadt gebe es nur 300 Meter entfernt eine sehr schöne Volksbank am Neheimer Markt. Denn die Vorstände machen keinen Hehl daraus, dass sie im Interesse der Mitglieder nachhaltig rentabel wirtschaften wollen. Dabei verweisen sie auch auf den anstehenden demografischen Wandel, auch wenn der bei steigenden Mitgliederzahlen bei der Volksbank derzeit noch nicht negativ wirke. Die Volksbank Sauerland hat aktuell über 35.000 Mitglieder und über 70.000 Kunden. 18.000 Kunden, die von den Veränderungen berührt sind, sind in den letzten Tagen per Post informiert worden.
„Näher am Kunden trotz mehr räumlichem Abstand“
Die Veränderungen in den zwölf Filialen mit reduzierten Öffnungszeiten werden individuell gestaltet. Einige werden auch künftig an fünf Tagen die Woche öffnen, aber nicht mehr jeden Tag von morgens bis abends. Die meisten werden künftig an vier Tagen öffnen, einige an drei Tagen. Der für die Einzahlungen von Gewerbetreibenden wichtige Montag morgen soll weitgehend geöffnet bleiben. Von allen SB-Filialen bleiben personenbesetzte Filialen in einem Radius von höchstens fünf Kilometern erreichbar. „Wir werden näher an unseren Kunden sein, auch bei etwas mehr räumlichem Abstand,“ fasste Christian Eschbach zum Abschluss zusammen.