Arnsberg. „Lassen Sie uns gemeinsam von einer offenen Zukunft her denken und gestalten: das Jahr 2017, unsere Stadt und insbesondere Zusammenhalt, Bildung, Wirtschaft und Gesundheit. Lassen Sie uns auch 2017 ‚der Stadt Bestes suchen‘, wie der Prophet Jeremia es vor über 2.600 Jahren formuliert hat“, sagte Bürgermeister Hans-Josef Vogel vor einigen hundert Gästen aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur und Sport beim traditionellen Dreikönigsempfang der Stadt Arnsberg am Sonntag im Sauerlandtheater. Neben Vogel, der auch die erfolgreichsten Sportler des Jahres 2016 ehrte, sprach auch Prof. Dr. med. Norbert Röder, langjähriger ärztlicher Direktor der Uniklinik Münster, zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung in Stadt und Region (siehe gesonderter Bericht).
„Arnsberg erfand Asylrecht für Dinge“
Vogel erinnerte zunächst an die nunmehr 223 Jahre lange Verbindung Arnsbergs mit den Heiligen Drei Königen. Gut neun Jahre, von 1794 bis 1803, hatte der mittelalterliche Dreikönigsschrein im Kloster Wedinghausen Asyl gefunden, als französische Truppen den Kölner Dom plünderten. „Arnsberg rettete eines der bedeutendsten Heiligtümer der christlichen Welt und erfand quasi ein Asylrecht für Dinge“, so Vogel, der dann die ersten neuen Arnsberger des Jahres 2017 begrüßte: Lorena, Emma und Karlis, die im Klinikum in Hüsten zur Welt kamen, sowie Neu-Arnsberger aus Kasachstan, Lippstadt und Tübingen, die am 2. Januar zugezogen sind.
Geburtenrekord und rege Mobilität
1329 Kinder sind 2016 im Klinikum Arnsberg auf die Welt gekommen, so viele wie noch nie zuvor. 667 davon waren Arnsberger Babys, 109 oder 16 Prozent mehr als 2015. „Es ist also richtig und wichtig, dass wir 2017 die Kindergartenplätze ausbauen. Kinder stark machen heißt in der Zukunft zu ankern.“ 2016 verzeichnete Arnsberg knapp 3400 Zuzüge, darunter 45 Prozent Menschen mit ausländischem Pass, vor allem aus Syrien und Polen. Im Gegenzug sind rund 3000 Menschen weggezogen, darunter etwa ein Drittel ausländische Staatsbürger. „Unsere Stadt tauscht so Jahr für Jahr über 3000 Einwohner aus. Ein Zeichen der Mobilität der Menschen“, so Vogel.
Arnsberg wächst wieder
In den letzten beiden Jahren hat Arnsberg 1156 geflüchtete Menschen aufgenommen, 2015 waren es 966, 2016 noch 190, als nur noch 20 Prozent des Vorjahres. Damit ist Arnsbergs Einwohnerzahl erstmals seit über 22 Jahren wieder gewachsen, um 651 Einwohner seit 2015. „Stetig abnehmende Einwohnerzahlen bei gleichzeitiger Alterung kann man managen. Wir haben dies in den vergangenen 20 Jahren gezeigt“, sagte der Bürgermeister. „Doch mehr Menschen bewirken mehr Arbeit, mehr Umsatz. lange leerstehende Wohnungen werden bewohnt.“ Integration mache auch Mühe, aber bereichere und stärke die Stadt in ihrem Wesensgehalt. „Integration gelingt bei uns, weil wir gelernt haben, postmigrantisch zu denken“, sagte Vogel. Dabei dankte er den rund 700 Bürgerinnen und Bürgern, die sich freiwillig und ehrenamtlich für das An- und Weiterkommen der Neubürger eingesetzt haben und weiter einsetzen. Er erinnerte auch an die dreifache Auszeichnung für die Flüchtlingshilfe durch Flüchtlinge, die „Neuen Nachbarn Arnsberg“. „Die Menschen, die bei uns Freiheit sowie Schutz vor Terror und Krieg gesucht und gefunden haben, haben Arnsberg sofort als Stadt des bürgerschaftlichen Engagements verstanden und antizipiert.“
Herausragende Leistung der Wirtschaft
Vogel dankte allen, die für ein „vitales Arnsberg“ stehen, von Feuerwehr und Rettungskräften über die Bildungsakteure und das Gesundheitswesen bis hin zur Wirtschaft, die mit Gewerbesteuerzahlungen von 43 Mio. Euro das zweitbeste Ergebnis überhaupt erbracht habe. „Diese Unternehmen und wir alle leben in erster Linie von Europa- und Weltoffenheit, von Diversität und von der Vielfalt der Menschen. Wir können uns Nationalismus, Abgeschlossenheit, ethnische und religiöse Ausgrenzung nicht leisten. Und wir wollen das auch als Stadt von Franz Stock nicht“, so Vogel.
Ehrung für erfolgreiche Sportler
Mit einem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt wurden Annika Dellmann, Sarah Lehne und die Fußballmannschaft der Caritas-Werkstätten Arnsberg mit ihrem Trainer Elmar Bertram geehrt. Annika Dellmann wurde im letzten Jahr in Portugal Europameisterin mit der Deutschen Damennationalmannschaft im Minigolf. Sarah Lehne zählt gleich in zwei Kampfsportarten zu den besten. Sie wurde Deutsche Meisterin im Kickboxen und Vize-Europameisterin im Teakwon-Do. Die Fußballmannschaft der Caritas-Werkstätten hat 2016 den Deutschen Meistertitel im Fußball verteidigt. „Eine herausragende Leistung. Egal wie die Verbandsregelungen sind. Für uns sind das jetzt zwei Meistersterne auf Ihren Trikots“, so Vogel, der auch Antje Tetzlaff mit einem Blumenstrauß dankte, die letztmals vor ihrer Pensionierung die FSG-Bigband dirigierte, die den Empfang musikalisch mitgestaltete.