Sundern. Die Stadt Sundern wurde von dem Unwetter am vergangenen Mittwoch extrem in Mitleidenschaft gezogen. Öffentliche Plätze, wie die Fußgängerzone, etliche Firmengebäude und zahlreiche private Häuser und Grundstücke standen regelrecht unter Wasser. Alle verfügbaren Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Sundern, das Technische Hilfswerk und das DRK haben sich mit außerordentlichem Einsatz gegen die Katastrophe gestemmt und versucht Schaden zu begrenzen und Schlimmeres zu verhindern.
In einer von Bürgermeister Klaus-Rainer Willeke anberaumten Pressekonferenz, erklärt er am Donnerstag-Mittag, gemeinsam mit den Pressesprechern der Freiwilligen Feuerwehr Sundern, Jürgen Voss und Elmar Müller, der neuen Beigeordneten Dr. Jacqueline Bila, dem Stadtplaner Lars Ohlig und dem Fachbereichsleiter „Arbeiten und Leben in Sundern“, Stephan Urny, die Geschehnisse und die aktuelle Lage in Sundern.
Bürgermeister Willeke hat sich gemeinsam mit Beigeordneter Bila einen Überblick über die Lage im Stadtgebiet verschafft
„Es ist ein Bild der Verwüstung.“, so Bürgermeister Willeke in seinen Ausführungen, über die Eindrücke, die er gemeinsam mit Dr. Jacqueline Bila am Donnerstag-Morgen im Stadtgebiet erlangen konnte. „Die letzten 36 Stunden ergeben ein Bild, wie wir es noch nie erlebt haben, und nie erleben wollten. Es ist schier unglaublich, was so ein Unwetter anrichten kann.“ so Willeke weiter.
„Man hätte teilweise heulen können.“ so Frau Dr. Jacqueline Bila zu den Eindrücken der Schäden in der Fußgängerzone, „Wir haben viele verzweifelte Gesichter gesehen, viele Inhaber deren Geschäfte schon durch die Coronazeit in Mitleidenschaft geraten waren, und jetzt ist das noch dazu gekommen. Es war erschreckend.“, so Bila weiter.
Auch der Pressesprecher der Freiwilligen Feuerwehr Sundern, Jürgen Voss, beschreibt im Gespräch, dass er eine derartige Lage bisher nicht erlebt hat. „Ich bin seit 25 Jahren bei der Feuerwehr aktiv“, so Jürgen Voss im Gespräch, „aber das Ausmaß dieses Unwetters ist außergewöhnlich und mit anderen, bisher miterlebten Unwettern, nicht zu vergleichen“, so Voss weiter.
Als wäre ein Schalter umgelegt worden
„Ab 13.30 / 14 Uhr war es so, als wenn jemand einen Schalter umgelegt hätte.“, so Jürgen Voss. „Insgesamt gingen rund 250–300 Notrufe allein für die Stadt Sundern ein. In der Einsatzzentrale werden die Einsätze unter anderem ausgedruckt, der Drucker stand nicht still.“ so Voss weiter.
Aufgrund der enormen Anzahl der Notrufeingänge mussten die Einsätze priorisiert werden. „Es ging nicht alles sofort“, so Jürgen Voss, „man muss leider selektieren.“ So war beispielsweise auch ein Galvanikbetrieb betroffen. Hier musste schnell gehandelt werden, um eine mögliche Umweltvergiftung abzuwenden. Auch zwei massive Kellerbrände, die innerhalb von 25 Minuten eingegangen waren, haben die Einsatzkräfte enorm beansprucht. „Die Kellerbrände haben uns aus der Bahn geworfen“, so Jürgen Voss. Hier hat die Überflutung im Keller zu Kurzschlüssen und somit zum Brand geführt. „Einsatzstellen muss man relativ schnell mit Einsatzkräften bestücken.“, erläutert Voss im Gespräch, es gab aber auch Einsatzstellen die sie aufgeben mussten, wie z.B. die Hauptstraße, „da war das Abpumpen erstmal sinnlos, das läuft sofort wieder voll, und manchmal weiß man nicht wo man das Wasser hin pumpen soll…“ so Voss weiter. „Es gibt Einsatzgebiete, bei denen ist es so, als würde man gegen Windmühlen kämpfen.“, so Elmar Müller. Viele Einsatzstellen hat die Feuerwehr auch im Nachgang nochmal angefahren, um wenn noch möglich, Unterstützung zu leisten.
Großer Dank an Unterstützung von außerhalb
Die Freiwillige Feuerwehr Sundern hat 14 Einheiten. Da auch die umgebenden Städte mit den Folgen des Unwetters zu kämpfen hatten, war Unterstützung von außerhalb nicht ohne weiteres möglich. Dennoch konnte die Stadt Medebach 2 Löschzüge und die Stadt Olsberg einen Löschzug zur Verfügung stellen. Auch das Technische Hilfswerk Arnsberg konnte große Unterstützung leisten. „Wir hatten großes Glück“, so Jürgen Voss, „dank einer 5000-Liter-Pumpe, die bis 3–4 Uhr nachts im Einsatz war, hat das THW Arnsberg es geschafft, dass das Wasser in der Silmecke nicht in die Häuser gelaufen ist.“ Eine Pumpengruppe aus Bielefeld und Paderborn unterstützte am Donnerstag im Bereich der Fußgängerzone.
Weiterer großer Dank an THW Sundern, DRK, Westnetz, Hilgenroth und private Helfer
Ein großer Dank geht an das Technische Hilfswerkt Sundern, das DRK und an die Unternehmen Westnetz und Hilgenroth. „Zudem möchten wir uns bei den Privatleuten und Unternehmen bedanken, die uns in einer Welle der Hilfsbereitschaft am Donnerstag-Morgen etwas zu Essen vorbeigebracht haben.“, so Jürgen Voss im Gespräch.
Das DRK hat eine Verpflegung für alle rund 400 Einsatzkräfte „aus dem Boden gestampft“, so Voss. In einem Bereitschaftsraum in der Realschule, konnten sich die Einsatzkräfte, die kurz mal eine Pause machen konnten, ausruhen und verpflegen. Die Firma Hilgenroth hat die Fahrzeuge der Feuerwehr aufgetankt. „In Sundern ist es selbstverständlich dass man sich hilft.“, so Jürgen Voss. „Auch Westnetz hat uns sehr geholfen“, so Elmar Müller. „In Hachen war eine Gasleitung an der Röhr beschädigt, so dass Gas ausströmte.“, so Müller weiter, „ein Teil der Hachener Straße musste evakuiert werden, aber glücklicherweise ist nichts passiert.“ Mitarbeiter von Thyssengas und Westnetz konnten die nicht ungefährliche Situation schnell bewältigen.
Feuerwehr und THW – voller Einsatz für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger
Bürgermeister Willeke und Beigeordnete Bila konnten bei den Menschen der Stadt eine sehr große Dankbarkeit und auch Hilfsbereitschaft gegenüber der Feuerwehr und dem THW feststellen. „Die Bewohner sind ausgesprochen dankbar für das sehr sehr konsequente vorgehen.“, so Willeke im Gespräch. „Feuerwehr und THW haben weit über das, was man eigentlich erwarten kann, geleistet.“, so Willeke weiter. Auch Stephan Urny, Fachbereichsleiter „Arbeiten und Leben in Sundern“, der das Geschehen in der Einsatzzentrale der Feuerwehr verfolgen konnte, ist beeindruckt und dankbar für die Leistung der Feuerwehr. „Die Anzahl und Flut der eingehenden Meldungen von der Leitstelle hat mich überwältigt.“ so Urny im Gespräch. „Die Feuerwehr hat mir hierbei mehr als den aller größten Respekt abverlangt. Ich ziehe virtuell meinen Hut. Die Art und Weise, wie professionell, ruhig und strukturiert die Einsatzkräfte vorgegangen sind, das ist wirklich aller Ehre wert. Es war eine sehr beeindruckende und im Nachhinein auch sehr bewegende Weise, wie hier dem Bürger in professionellster Art geholfen worden ist.“, so Urny weiter.
Welche Maßnahmen können Hochwasser und Überflutung der Röhr verhindern?
Zu der Frage, ob eine Renaturierung der Röhr die Katastrophe hätte verhindern können, äußert Lars Ohlig, Stadtplaner der Stadt Sundern, dass eine Renaturierung bei solchen Ereignissen lediglich helfen kann, etwas Zeit zu gewinnen. „Man muss darüber nachdenken, Retentionsraum zu bilden“, so Ohlig im Gespräch, „dies ist ein kleiner Baustein, um in solchen Fällen Zeit zu gewinnen, aber leider keine Lösung, die grundlegend etwas ändert.“ „Uns muss klar sein, dass das, was gestern passiert ist, statistisch gesehen ein Jahrhundertereignis ist.“, so Ohlig weiter, „Das Ausmaß hat seine Ursache in einer Verkettung vieler Dinge, die zur Verschärfung beigetragen haben. Hierzu zählt sogar der Borkenkäfer, aufgrund dessen die reduzierten Waldbestände die Wassermassen nicht mehr so gut aufhalten und verlangsamen können.“ so Ohlig. „Dennoch haben wir eine Reihe von Themen mitgenommen, die wir jetzt verarbeiten müssen. Dazu gehören ganz viele kleine Dinge, die perspektivisch sind, wie beispielsweise das Thema „Dachbegrünung“, „nicht-ausgebaute Straßen“, aber auch private Vorsorge. Wir müssen uns zeitnah Gedanken machen, welches Bündel an Maßnahmen so ein Ereignis abmildern können.“, so Ohlig weiter. Ein gänzlicher Schutz vor einer derartigen Unwetterkatastrophe ist laut Ohlig allerdings nicht möglich.
Zusätzliche Sperrmüllabfuhrtermine
Die Stadt wird zusätzliche Sperrmüllabfuhrtermine zur Verfügung stellen. Sperrmüll kann über die Homepage der Stadt angemeldet werden. Die Stadtwerke organisieren die Abfuhr und richten Montag als zusätzlichen Abfuhrtag, und Freitag zusätzlich den Nachmittag zur Sperrmüllabfuhr ein.