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Unfallbilanz: Probleme mit Jungen Fahrern und Kradfahrern

Einer von kreisweit 18 tödlichen Unfällen im Kreisgebiet. Am 29. Oktober 2014 fuhr ein 21-jähriger vermutlich mit überhöhter Geschwindigkeit in Olsberg vor einen Baum. (Foto: Polizei)
Einer von 18 töd­li­chen Unfäl­len im Kreis­ge­biet. Am 29. Okto­ber 2014 fuhr ein 21-jäh­ri­ger Jun­ger Erwach­se­ner ver­mut­lich mit über­höh­ter Geschwin­dig­keit in Ols­berg vor einen Baum. (Foto: Polizei)

Arnsberg/Sundern/HSK. „Schwarz und Weiß“ – mit die­sem Farb­ver­gleich cha­rak­te­ri­sier­te Poli­zei­ober­rat Josef Jaco­bi die Ver­kehrs­un­fall­ent­wick­lung im Hoch­sauer­land­kreis im Jahr 2014. Schwarz, das sei vor allem die hohe Zahl der im Stra­ßen­ver­kehr Getö­te­ten und schwer Ver­letz­ten, weiß dage­gen sei­en eini­ge posi­ti­ve Ent­wick­lun­gen bei der Gesamt­zahl der Unfäl­le und bei ein­zel­nen Grup­pen wie Fuß­gän­gern, Rad­fah­rern und Senio­ren, sag­te der Lei­ter der Direk­ti­on Ver­kehr bei der Kreis­po­li­zei­be­hör­de bei der Vor­stel­lung sei­nes 30-sei­ti­gen Berichts im Kreis­haus. Und er benann­te auch klar die bei­den Grup­pen, die für die hohe Zahl schwe­rer Unfäl­le weit über­durch­schnitt­lich ver­ant­wort­lich sind – die jun­gen Erwach­se­nen zwi­schen 18 und 24 und die Motorradfahrer.

Landrat: Nicht Verkehrssicherheit gegen Kriminalität ausspielen

Eine Stun­de nach dem Lan­des­ver­kehrs­mi­nis­ter in Düs­sel­dorf hat­te Land­rat Dr. Karl Schnei­der in Mesche­de zur Prä­sen­ta­ti­on der Zah­len gela­den. Schnei­der nutz­te die Gele­gen­heit, auf öffent­lich laut gewor­de­ne Kri­tik ein­zu­ge­hen, die Poli­zei sol­le sich mehr um Kri­mi­na­li­täts­be­kämp­fung, ins­be­son­de­re um Ein­brü­che, küm­mern und weni­ger um den Stra­ßen­ver­kehr. Er nann­te es nicht ziel­füh­rend, die­se bei­den Bereich gegen­ein­an­der aus­zu­spie­len. Kri­mi­na­li­täts­be­kämp­fung sei ein Schwer­punkt der Arbeit der Poli­zei. Aber es gebe auch ande­re wie die Ver­kehrs­si­cher­heit. Leben und kör­per­li­che Unver­sehrt­heit sei­en hohe Güter. Des­halb, so der Land­rat, müs­se es ein Neben­ein­an­der die­ser Auf­ga­ben geben. Sein Ziel sei es, die Zahl der Toten und Schwer­ver­letz­ten auf den Stra­ßen des Krei­ses zu sen­ken. Um das zu errei­chen, wer­de man bei jeder sich bie­ten­den Gele­gen­heit mit allen Grup­pen der Bevöl­ke­rung das Gespräch suchen.

Deutlicher Rückgang bei Bagatellunfällen

Stellte die Verkehrsunfallstatistik 2014 vor: Polizeioberrat Josef , leiter der Verkehrsdirektion bei der HSK-Polizei. (Foto: oe)
Stell­te die Ver­kehrs­un­fall­sta­tis­tik 2014 vor: Poli­zei­ober­rat Josef Jaco­bi, Lei­ter der Ver­kehrs­di­rek­ti­on der HSK-Poli­zei. (Foto: oe)

Bei der Vor­stel­lung sei­nes Zah­len­werks konn­te Jaco­bi mit einer erfreu­li­chen Ten­denz begin­nen. Die Gesamt­zahl der Ver­kehrs­un­fäl­le sank 2014 im HSK um 547 (= 7,7%) auf 6818. Die­ser Rück­gang ist aller­dings allein auf den deut­li­chen Rück­gang der Baga­tell­un­fäl­le um 577 Fäl­le auf 4565 zurück­zu­füh­ren. Die Zahl der mel­de­pflich­ti­gen Unfäl­le mit Per­so­nen­scha­den oder schwe­rem Sach­scha­den stieg um 30 Unfäl­le auf 2253 Fälle.

„18 Tote sind 18 Tote zuviel“

Gleich danach prä­sen­tier­te Jaco­bi jedoch die „raben­schwar­ze Sei­te der Sta­tis­tik“. Die Zahl der bei Unfäl­len getö­te­ten Per­so­nen stieg von 16 auf 18 und hat damit den höchs­ten Stand seit 2008  (22) erreicht. „18 Tote sind 18 zu viel“, sag­te Jacobi.Getötet wur­den sie­ben Pkw-Fah­rer, zwei Pkw-Mit­fah­rer, zwei Krad­fah­rer, vier Fuß­gän­ger und drei Rad­fah­rer. Bei den Opfern han­del­te es sich um sechs Jun­ge Erwach­se­ne, sie­ben Erwach­se­ne und fünf Senio­ren. Domi­nan­te Unfall­ur­sa­che war Geschwin­dig­keit. Bei 9 von 18 töd­li­chen Unfäl­len war der Ver­ur­sa­cher zu schnell unter­wegs und bei sechs die­ser neun Unfäl­le war der Fah­rer ein Jun­ger Erwach­se­ner. „Eine erschüt­tern­de Eska­la­ti­on,“ so Jaco­bi. Bei drei töd­li­chen Unfäl­len war zudem Alko­hol die Unfallursache.

Verunglücktenhäufigkeit deutlich unter NRW-Schnitt

Die Gesamt­zahl der bei Ver­kehrs­un­fäl­len ver­letz­ten Per­so­nen im Kreis blieb 2014 gegen­über dem Vor­jahr mit 993 exakt gleich. Gegen­über dem Höchst­wert von 1998 mit damals 1428 Ver­letz­ten sind die Zah­len um mehr als 30 Pro­zent gesun­ken. Im Ver­gleich zu Gesamt-NRW ist das Risi­ko, Opfer eines Ver­kehrs­un­falls zu wer­den, im HSK deut­lich gerin­ger als im Lan­des­durch­schnitt. Die Ver­un­glück­ten­häu­fig­keit – eine Zahl, die die getö­te­ten oder ver­letz­ten Per­so­nen pro 100.000 Ein­woh­ner angibt – liegt im HSK bei 386 (2013: 382) und damit nahe am nied­rigs­ten Wert der letz­ten 15 Jah­re. Lan­des­weit liegt die Ver­un­glück­ten­häu­fig­keit bei 436.

30 Prozent mehr Motorradfahrer verunglückt

Der Bundesverband der Motorradfahrer geht gegen einen Beschluss des Sunderner rates vor, den dieser auf Antrag der IG Motorradlärm und Raserei gefasst hat. (Foto: Dennis Scheck  / pixelio.de)
2014 sind im HSK 30 Pro­zent mehr Motor­rad­fah­rer ver­un­glückt als 2013. . (Foto: Den­nis Scheck / pixelio.de)

Ver­un­glückt sind im letz­ten Jahr 379 Pkw-Fah­rer, 162 Pkw-Mit­fah­rer, 158 Motor­rad­fah­rer, 118 Rad­fah­rer, 99 Fuß­gän­ger und 95 Sons­ti­ge. „Eine enor­me Stei­ge­rung“, so Jaco­bi, habe es bei den Motor­rad­fah­rern gege­ben. 158 Ver­un­glück­te gegen­über 121 im Jahr davor sei­en eine Stei­ge­rung um 30,6 Prozent.

Junge Erwachsene dreifach mehr unfallbeteiligt

Auf­schluss­reich ist auch eine Aus­wer­tung nach Alters­grup­pen. Sor­gen­kin­der sind hier die Jun­gen Erwach­se­nen zwi­schen 18 und 24. Sie machen nur 7,9 Pro­zent der Bevöl­ke­rung aus. Bei den Ver­un­glück­ten haben sie aber mit 20,8 Pro­zent fast den drei­fa­chen Anteil. „Ein kras­ses Miss­ver­hält­nis,“ so Jaco­bi, für das die risi­ko­rei­che Fahr­wei­se die­ser Grup­pe ver­ant­wort­lich sei, aber auch ein struk­tu­rel­les Pro­blem, das der HSK mit ande­ren länd­li­chen Regio­nen tei­le, weil hier vie­le Wege für die jun­gen Leu­te nur mit Auto mach­bar sei­en. In Städ­ten wie Müns­ter, Dort­mund oder Köln mit stark aus­ge­bau­tem öffent­li­chen Nah­ver­kehr sei der Anteil jun­ger Erwach­se­ner an den Unfall­op­fern deut­lich geringer.

Jacobi: „Repressive und präventive Aktivitäten zeigen Wirkung“

Den­noch sieht Josef Jaco­bi bei die­sen Sor­gen­kin­dern eine nun­mehr schon zwei Jah­re dau­ern­de posi­ti­ve Ent­wick­lung. Die Zahl der ver­letz­ten oder getö­te­ten Jun­gen Erwach­se­nen liegt mit 210 gegen­über 279 um nahe­zu 25 Pro­zent unter dem Wert von 2012, und auch bei den Ver­ur­sa­chern von schwe­ren Unfäl­len sank der Anteil in die­ser Grup­pe seit 2012 von 26,5 auf 21.95 Pro­zent. „Die­ser Rück­gang dür­fe die Fol­ge der ziel­ge­rich­te­ten repres­si­ven und prä­ven­ti­ven Akti­vi­tä­ten der Poli­zei im HSK sein,“ sagt Jaco­bi und ver­weist auf beson­de­re Kon­troll­ein­sät­ze eben­so wie auf das Pro­jekt Crash-Kurs, das auch im lau­fen­den Jahr wie­der min­des­ten 2500 jun­ge Auto­fah­rer errei­chen soll.

Fast kein Unfall mit Führerschein auf Probe

Ein Phä­no­men sind dage­gen die 17-jäh­ri­gen Auto­fah­rer. Seit 2011 gibt es die Mög­lich­keit des Beglei­te­ten Fah­rens mit 17 und inzwi­schen machen im HSK mehr als zwei Drit­tel aller nach­rü­cken­den Auto­fah­rer ihren Schein schon mit 17. Und nur ein ein­zi­ger davon war 2014 unter den Ver­un­glück­ten. Lei­der, so Jaco­bi, reich­ten die guten Vor­sät­ze oft aber nur bis zum 18. Geburts­tag. Auch vie­le Fahr­leh­rer hät­ten ihm bestä­tigt, das bei den jun­gen Fah­rern dann schlag­ar­tig alles ver­ges­sen sei.

Kinderunfälle nicht das große Problem

Kein gro­ßes Pro­blem sieht der Lei­ter der Ver­kehrs­di­re­ki­on bei den Kin­der­un­fäl­len. Hier tra­ge die sehr gute Prä­ven­ti­ons­ar­beit der Bezirks­be­am­ten und Ver­kehrs­si­cher­heits­be­ra­ter vom Kin­der­gar­ten an Früch­te. Den­noch wur­den 82 Kin­der unter 15 Jah­ren bei Unfäl­len ver­letzt, zwei mehr als im Jahr zuvor. 50 waren aktiv am Unfall betei­ligt, davon 27 als Rad­fah­rer und 23 als Fuß­gän­ger. 32 Kin­der erleb­ten den Unfall pas­siv als Mit­fah­rer im Pkw.

Senioren bauen mehr Unfälle beim Abbiegen und Wenden

Bei den Senio­ren  gibt es zwei Ten­den­zen. Als Unfall­ver­ur­sa­cher tre­ten sie stär­ker in Erschei­nung. 2014 ver­ur­sach­ten Auto­fah­rer mit 65 Jah­ren und älter 504 Unfäl­le gegen­über 465 im Vor­jahr, aller­dings ganz über­wie­gend Baga­tell­un­fäl­le beim Abbie­gen, Wen­den und Ein­par­ken. Unfall­op­fer sind sie dage­gen sel­te­ner. Die Ver­un­glück­ten­häu­fig­keit sank von 212 auf 198 und liegt deut­lich unter dem NRW-Wert von 258.

Verletzte Kradfahrer auf neuem Höchststand

Ein beson­de­res Augen­merk rich­te­te Jaco­bi auf die Unfäl­le mit Motor­rad­fah­rern, denn das sei­en über­wie­gend Unfäl­le, bei denen Betei­lig­te zu Scha­den kom­men. Bei 150 Unfäl­len mit Krä­dern im Kreis­ge­biet wur­den 156 Krad­fah­rer ver­letzt und zwei star­ben. „Mit 156 ver­letz­ten Krad­fah­rern ist der höchs­te Stand seit 1998 zu ver­zeich­nen,“ sagt Jaco­bi.  „Ein Höchst­stand, der für sich spricht.“ Dass nur zwei Krad­fah­rer star­ben gegen­über drei im Vor­jahr sieht Jaco­bi eher als Zufall, denn bei der Gesamt­zahl der Ver­un­glück­ten gehe die Kur­ve kon­stant nach oben. Mit 28,2 Pro­zent sei inzwi­schen mehr als jeder vier­te Schwer­ver­letz­te eines Unfalls im HSK ein Motorradfahrer.

93 Prozent der Motorradfahrer verursachen ihren Unfall selbst

Und noch zwei Zah­len, die der Poli­zei Sor­gen berei­ten: Die Zahl der Motor­rad­un­fäl­le ist 2014 nicht nur um 27,1 Pro­zent von 118 auf 150 gestie­gen, son­dern der Anteil der Motor­rad­fah­rer, die ihren Unfall selbst ver­schul­det haben, liegt inzwi­schen bei über 93 Pro­zent. Bei 140 von 150 Motor­rad­un­fäl­len war der Motor­rad­fah­rer der Ver­ur­sa­cher. Als Unfall­ur­sa­chen sieht Jaco­bi hohe Risko­be­reit­schaft, hand­werk­li­che Bedien­feh­ler, ein trü­ge­ri­sches Gefühl der Sicher­heit bei einer Grup­pen­fahrt und feh­len­des Trai­ning vor allem bei älte­ren Motor­rad­fah­rern, die zwar das Geld, aber nicht die Zeit für gro­ße Maschi­nen haben.

Sundern und Arnsberg bei Kradunfällen vorne

Bei der Zahl der Motor­rad­un­fäl­le liegt Sun­dern mit 24 nach wie vor vorn. Auf Platz zwei fol­gen Arns­berg und Mesche­de mit je 22, wobei Mesche­de sei­ne Unfall­zahl dank des Hirsch­ber­ger Wegs in einem Jahr ver­dop­pelt hat. Wäh­rend Arns­berg vier Unfäl­le mehr als 2013 ver­zeich­ne­te, gab es in Sun­dern einen Krad­un­fall weni­ger. Jaco­bi sieht das als Effekt der Ord­nungs­part­ner­schaft Motor­rad­lärm mit ver­stärk­ten Akti­vi­tä­ten von Poli­zei, Ord­nungs­amt und Anwoh­nern, auch wenn Motor­rad­lärm direkt kei­ne Unfall­ur­sa­che sei. In der Lis­te der kreis­weit 41 Unfall­schwer­punk­te sind auch Hel­le­fel­der Höhe, Och­sen­kopf und Sor­pe­see ver­tre­ten. Jaco­bi bit­tet die Bevöl­ke­rung um Ver­ständ­nis, dass die Poli­zei bei der Viel­zahl die­ser über ein Gebiet von 2000 Qua­rat­ki­lo­me­ter ver­streu­ten Unfall­schwer­punk­te und knap­per Per­so­nal­res­sour­cen nicht stän­dig über­all sein könne.

Maßnahmen gegen Temposünder deutlich gesteigert

Mobile Geschwindigkeitsmessung im Einsatz. (Foto: HSK)
Über 32.000 Fahr­zeu­ge wur­den 2014 geblitzt. (Foto: HSK)

Weil über­höh­te oder nicht ange­pass­te Geschwin­dig­keit die her­aus­ra­gen­de Unfall­ur­sa­che bei Unfäl­len mit Per­so­nen­schä­den war, hat die HSK-Poli­zei ihre „Maß­nah­men“ von 26.190 auf 32.770 aus­ge­wei­tet. In 13.160 Fäl­len wur­den Auto­fah­rer direkt ange­hal­ten, in 19.610 Fäl­len wur­de die Geschwin­dig­keit ohne Anhal­ten gemes­sen. Grund­sätz­lich, so Jaco­bi, sei das Anhal­ten vor­zu­zie­hen, denn es brin­ge bei aller­dings oft auch stres­si­gen Gesprä­chen mehr Effek­ti­vi­tät als der anony­me Buß­geld­be­scheid, doch es sei auch sehr personalintensiv.

Mehr Autofahrer mit Drogen als mit Alkohol erwischt

Alko­hol­be­ding­te Ver­kehrs­un­fäl­le sind wie­der gestie­gen, von 79 auf 89. Bei drei töd­li­chen Unfäl­len, sechs Unfäl­len mit Schwer­ver­letz­ten und 17 Unfäl­len mit Leicht­ver­letz­ten wur­de Alko­hol als Unfall­ur­sa­che fest­ge­stellt. Dro­gen waren bei elf Unfäl­len im Spiel, hier ist die Zahl seit Jah­ren recht kon­stant. Bei Kon­trol­len ist die Zahl der fest­ge­stell­ten Dro­gen­ver­stö­ße aller­dings stark gestie­gen. Von 80 im Jahr 2011 über 128 im Jahr 2013 auf zuletzt 235. Damit wur­den erst­mals auch mehr Auto­fah­rer mit Dro­gen als mit Alko­hol am Steu­er erwischt. Die Zahl der Alko­hol­sün­der sank 2014 von 189 auf 166. „Nie­mand soll glau­ben, er wer­de mit Dro­gen am Steu­er nicht erwischt, nur weil er kei­ne Fah­ne hat,“ so Jacobi.

 

 

 

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