Sundern. Über zweieinhalb Stunden diskutierte der Sunderner Rat zu Beginn seiner letzten Sitzung im Jahr über die Stadtmarketing eG und deren in Schieflage geratene Töchter und fasste drei Beschlüsse – alle entweder einstimmig oder nur mit wenigen Enthaltungen. So gab es das klare Signal, dass sich die Stadt Sundern keinesfalls mit einer Bürgschaft – in Rede stand eine Summe von bis zu 3,2 Millionen Euro – an einer Rettung der Gastwelten beteiligen wird. Alle Fraktionen stimmten dafür, dass der Landesrechnungshof eingeschaltet werden soll, um die Projekte zu prüfen, in denen hohe öffentliche Förderungen stecken. Und auch eine Sondersitzung des Rates im ersten Quartal 2014 wurde beschlossen, in der vor allem auch der Gutachter in Sachen Gastwelten und der Insolvenzverwalter der erst am Mittwoch in Insolvenz gegangenen Sundern Projekt GmbH die Politiker und damit auch die Öffentlichkeit umfassend informieren sollen.
Wenn das Projekt gut ist, werden sich private Investoren finden
Auch wenn die Insolvenz der Projekt GmbH der aktuellste Aufreger war, ging es in der Sitzung zunächst um die Gastwelten. Bürgermeister Detlef Lins, zugleich auch Aufsichtsrat der Gastwelten, berichtete dem Rat von zwei Lösungswegen, die der Gutachter für ein Fortbestehen der Gastwelten für möglich hält, und bat den Rat um ein Feedback. Der eine Weg sei, so Lins, ausschließlich auf Privatinvestoren zu setzen und jemanden zu suchen, der ins Rad greift. Der andere denkbare Weg sei, dass die Gastwelten Flächen rückkaufen und das Objekt fertigstellen. Das werde 4 Millionen Euro kosten. Weil kreditmäßig für die Gastwelten bei den Banken alles ausgereizt sei, gehe das nur mit einer Bürgschaft der Stadt für 80 Prozent der Summe, also 3,2 Mio. Euro. Dafür würde die Stadt eine erstrangige Grundbuchabsicherung für ein werthaltiges Objekt erhalten, so Lins. Daraufhin folgte eine rege Diskussion in der sich schnell die Sichtweisen „Das Ende der Fahnenstange ist erreicht!“ oder „Wenn das Projekt so gut ist, wie wir alle geglaubt haben, werden sich auch private Investoren finden, wenn nicht, dann dürfen kein gutes Geld dem schlechten hinterherwerfen.“ durchsetzten. Der Antrag von Antonius Becker, nicht unter Zeitdruck zu entscheiden und zu vertagen, wurde klar abgelehnt. Auf Antrag von Stefan Lange wurde sogar namentlich abgestimmt. „Das geht nicht,“ sagte der CDU-Stadtvorsitzende. Er fürchte noch größeren Schaden für die Stadt und verwies auf seinen Eid, Schaden von der Stadt fernzuhalten, aber auch darauf, dass die Politik in Sachen Gastwelten nunmehr seit zwei Monaten auf Antworten warte, ohne sie zu bekommen. Die SPD nahm sich eine kurze Auszeit zur fraktionsinternen Beratung. Danach verkündete Michael Stechele das gemeinsame Nein seiner Fraktion. Man habe es sich nicht eingefach gemacht, doch habe selbst der Bürgermeister den Eindruck gemacht, dass er nicht mehr hinter dem Projekt stehe. Bei vier Enthaltungen ging die namentliche Abstimmung eindeutig gegen eine städtische Bürgschaft aus.
Einschaltung des Landesrechnungshofs mit breiter Unterstützung
Michael Stechele wiederholte auch eine SPD-Forderung aus der Anfangsphase der Gastwelten-Schieflage nach der Einschaltung des Landesrechnungshof bei den Projekten, in denen hohe Fördersummen der öffentlichen Hand stecken, also Gastwelten und Regionale-Projekt in Amecke. Von Stefan Lange (CDU) bekam er dafür „volle Zustimmung und Unterstützung“. Auch Bürgermeister Detlef Lins sagte, das „können wir machen“. Die Abstimmung ging einstimmig aus.
Sondersitzung des Rates und Hoffnung auf Information der Öffentlichkeit
Rüdiger Laufmöller (FDP) brachte eine Sondersitzung des Rates innerhalb der nächsten drei Monate, auf jeden Fall aber vor der Kommunalwahl ins Spiel. Von der Sitzung erhofft er sich mehr Informationen vom Gutachter in Sachen Gastwelten und vom – noch unbekannten – Insolvenzverwalter der Sundern Projekt GmbH. Bürgermeister Lins machte mehrfach Versuche, die Gespräche mit diesen Personen kleinere Gremien zu wählen, weil sonst möglicherweise wenig gesagt werde. Der Antrag für eine Ratssitzung wurde dennoch mit nur einer Enthaltung angenommen. Man solle die Leute einladen, sagte Michael Stechele, und wenn die es dann ablehnen, die Öffentlichkeit zu informieren, habe das doch einen Charakter.
Sorpesee Projekt GmbH überschuldet – Regionale-Projekt über noch nicht getauschte Grundstücke betroffen
Viele Fragen gab es zur frischen Insolvenz der Sorpesee Projekt GmbH. 24 Stunden nach Insolvenzanmeldung wisse er noch nicht einmal, wen das Amtsgericht als Insolvenzverwalter einsetze, sagte der Bürgermeister, bat den Rat aber zugleich, ihn für die Gespräche mit dem Insolvenzverwalter ein Gremium an die Seite zu stellen. Denn er wolle nicht immer „als der Angeklagte“ allein da stehen. Dieses Gremium, so wurde beschlossen, soll der Finanzausschuss des Rates sein. Auf Nachfragen gab Lins auch in öffentlicher Sitzung einige Informationen zum Insolvenzantrag und zu den Auswirkungen auf das Regionale-Projekt: Ja, der Geschäftsführer habe seinen Rücktritt erklärt, aber die Gründe des Insolvenzantrags seien unabhängig von der Geschäftsführung. Knackpunkt seien offene Posten. Der Vorstand habe den Insolvenzantrag wegen Überschuldung gestellt, so Lins, der auf weiteres Nachfragen Grundstückskäufe als Grund für die Finanzprobleme bestätigte. Das Regionale-Projekt sei betroffen, weil eine geplante Böschungsverschwenkung auf Grundstücken der Sorpesee Projekt GmbH liege, so Lins. Ein vorbereiteter komplizierter Grundstückstausch mit sechs Beteiligten sei noch nicht abgeschlossen. „Wenn wir das im August geahnt hätten, hätten wir Tag und nacht daran gearbeitet,“ sagte Lins, zeigte sich allerdings auch zuversichtlich, dass der Grundstückstausch auch unter Regie des Insolvenzverwalters zustande kommen kann.
Mehr zur aktuellen Lage bei der Stadtmarketing-Mutter in einem gesonderten Artikel.
Eine Antwort
Thema Bürgschaft! Man sollte dazu noch sagen das der Bürgermeister dies zur Abstimmung brachte ohne das vorher Prüfbare Fakten auf den Tisch gelegt wurden, mit wenig Eigeninteresse und der Aussage das er nicht dahinter steht. Da alle Projekte in Sundern Wackel/Windeier sind, wird zwar alles im Rat entschieden aber dann als GmbH ausgelagert! Wieso? Na ist doch Klar! Projektplanung/Finanzplanung sind Fremdwörter, aus diesem Grund geht doch eine GmbH nach der anderen den Bach hinunter. Wenn alles zu spät ist werden fragen gestellt, nicht wenn es nötig wäre ganz am Anfang solcher Projekte. „Sundern Nah Klar“