Sundern. Zwei Fraktionsvorsitzende im Sunderner Rat haben sich am Samstag öffentlich zur Maulkorb-Anweisung von Bürgermeister Lins geäußert. SPD-Fraktionschef Michael Stechele spricht von einem vordemokratischen Maulkorb und will rechtliche Schritte prüfen. Hans Klein, Fraktionschef der WISU, der an dem von Lins kritisierten und als Anlass genommenen Ortstermin in Amecke teilgenommen hat, spricht von seiner Arbeit im Dienst des Bürgers, die anerkannt und nicht getadelt werden sollte.
SPD: „Maulkorberlass fürs Rathaus ist nicht akzeptabel“
„Die Vorgabe von Bürgermeister Lins an seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zukünftig mit Ratsmitgliedern und Ortsvorstehern nicht mehr direkt zu sprechen ist unhaltbar,“ sagt SPD-Fraktionschef Michael Stechele. Sie sei unpraktisch und verstoße gegen geltendes Recht. Zwei in der Gemeindeordnung des Landes NRW festgelegten Aufgaben ließen sich ohne direkte Kommunikation mit den Fachkräften in der Verwaltung nicht ordnungsgemäß erfüllen. 1. Der Rat der Gemeinde ist für alle Angelegenheiten der Gemeindeverwaltung zuständig. Daraus ergibt sich ein Kontrollauftrag für die Mitglieder des Rates. 2. Der Rat ist für die Festlegung strategischer Ziele unter Berücksichtigung der Ressourcen zuständig.
„Aus meiner Sicht ist deshalb diese Maßregelung weder für die Politik und schon gar nicht für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen hinnehmbar,“ so Stechele weiter. „Politik kann ihren Auftrag nicht erfüllen und für die Beschäftigten bedeutet dies eine gewisse Entmündigung. Die bisherigen Zuständigkeitsregelungen sind klar und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben sich daran gehalten. Darüber hinaus haben sich die Beschäftigen des Rathauses immer loyal zum Bürgermeister verhalten. Ich sehe nicht den geringsten Grund für diesen vordemokratischen Maulkorb. Die SPD wird rechtliche Schritte prüfen.“
Hans Klein: Arbeit getan und Anerkennung statt Tadel verdient
Die Stellungnahme von WISU-Fraktionschef Hans Klein ist zunächst eine Stellungnahme zu einem Artikel, in dem „einige Tatsachen falsch oder unverständlich dargestellt“ worden seien. Zum Vorgang selbst sagt Klein: „Die Verwaltung hat sich eigenmächtig über einen Beschluß des Planungsausschusses hinweg gesetzt, die Parkplätze am Feuerwehrhaus in Amecke und den Vorplatz des Kindergartens nicht zu bewirtschaften. Darauf hat der Elternbeirat die örtlichen Ratsvertreter um Unterstützung gebeten. Der Elternbeirat sah zu Recht in der Ausweisung des Kindergartenvorplatzes als öffentlicher Parkplatz eine Gefährdung der Kinder, da dies auch während der Öffnungszeiten geplant war.“
Zusammen mit Ratsmitglieder Friedrich Becker (CDU ), Ortsvorsteherin Monika Krick, dem Elternbeirat und der Kindergartenleiterin habe er eine jetzt verträgliche und durchführbare Lösung erarbeitet, so Klein, und sei seinen Pflichten als gewählte Kommunalpolitiker nachgekommen. Die drei Amecker Politiker hätten damit lokal arbeitsintensive Vorarbeit geleistet, die ein Ausschuss oder der Rat nicht im Detail bringen könne. „Diese Arbeit im Sinne und Dienste der Bürger muß anerkannt und nicht getadelt werden,“ so Klein.
Das Konzept zur bürgerfreundlichen Nutzung des Kindergartenparkplatzes sei anschließend der Verwaltung vorgetragen worden. „Die Ratsmitglieder waren zu dieser Besprechung eingeladen und haben ein informatives Gespräch geführt. Mit dem Ergebnis waren alle Teilnehmer einverstanden. Das ist nichts anderes, als Kommunal-Politische Arbeit, die notwendig ist, um Probleme direkt vor Ort zu lösen.“
2 Antworten
Nur um mal etwas klarzustellen und die Hobbypolitiker von ihrem hohen Ross herunterzuholen:
„Mitglieder des Rates, sachkundige Bürger und Ortsvorsteher haben kein besonderes Auskunfts-
oder Weisungsrecht gegenüber Angehörigen der Verwaltung. Bei Auskunftserteilung sind sie
wie die Bürger der Stadt zu behandeln.“ (Zitat aus der Allgemeinen Diest- und Geschäftsanweisung der Stadt Sundern).
Von einem Maulkorb kann also gar keine Rede sein. Da wurde nur eine bislang etwas großzügig ausgelegte Regel konkretisiert. Also alle mal wieder abregen…
Gerade Herr Stechele sollte als Mitarbeiter einer Behörde den Sinn von Dienstanweisungen kennen. Das Verhalten unserer Nebenerwerbspolitiker ist so durchsichtig und ein Grund zum Fremdschämen…