Arnsberg/Sundern. Die Bilanzsumme auf einem neuen Höchststand von 1,2 Milliarden Euro, ein stabiles Firmenkundengeschäft, wachsende Kundeneinlagen und Kontakt zu rund 60 Prozent der Bevölkerung in den beiden Städten Arnsberg und Sundern, der Vorstand der Sparkasse Arnsberg-Sundern kann drei Buchungstage vor Ultimo auf ein erfreuliches Jahr 2013 zurückblicken. Für Norbert Runde und Ernst-Michael Sittig standen bei der Bilanzpressekonferenz aber nicht diese Zahlen im Mittelpunkt, sondern die strukturierte Beratung ihres Hauses, die den Kunden helfen soll, der Realzinsfalle zu entkommen.
Die Situation erläutert Ernst-Michael Sittig an einem Diagramm der Leitzinsentwicklung in Amerika und Euroland. In den letzten fünf, sechs Jahren sind die Zinsen abgestürzt, von über vier oder fünf Prozent auf unter ein Prozent in Euroland und nur einen Hauch über Null in Amerika. Die Prognosen für 2014 sind zwei unverändert schnurgerade Linien. Hellseherei habe er zwar nicht studiert, so Sittig, aber 2014 werde der Zins so niedrig bleiben, weil die Wirtschaftskraft der Euroländer noch nicht wieder so stark sei und weil der Zins ein politischer sei und kein Marktzins. „Das ist eine Entwicklung, die unsere Kunden schon bewegt,“ so Sittig.
Aktien im Plus – Festverzinsliche haben stark an Attraktivität verloren
Wie stark sich die Kunden bewegen, auch wenn immer noch über 20 Prozent der Anlagen als „Edelreserve“ auf dem klassischen Sparbuch schlummern, lässt sich in den nackten Zahlen des Wertpapiergeschäfts nicht direkt ablesen. Das ist 2013 bei der Sparkasse von 265 auf 256 Millionen Euro gesunken. Auf dem Papier ein Minus von neun Millionen Euro, in Wirklichkeit aber die Summe zweier stark gegenläufiger Trends, so Norbert Runde. Denn wer den Mut hatte, in der Krise auf Aktien zu setzen, steht jetzt auf der Gewinnerseite und kann sich über schöne Performancesteigerungen freuen. Dagegen steht ein starker Rückgang bei den festverzinslichen Wertpapieren. Wer vor fünf Jahren bei noch guten Zinsen für fünf Jahre abgeschlossen hatte, suchte im abgelaufenen Jahr für sein wieder freigewordenes Geld vielfach eine andere Anlage. „Viele Kunden wählen derzeit kurzfristige Anlagen und hoffen auf höhere Zinsen, die wir ihnen aber nicht versprechen können“, so Runde. Viel Geld geht derzeit aber auch in den Konsum oder in die Modernisierung der Immobilien. Auch Sondertilgungen haben zugenommen, machen schon über 30 Prozent aller Tilgungszahlungen aus. „Nur Geld ausgeben kann aber auch nicht die Lösung sein, man muss auch Sicherheit aufbauen“ sagt Sittig und kommt damit auf die Realzinsfalle zu sprechen, die zuschnappt, wenn der Anlagezins unter der Inflationsrate liegt. Denn bei zwei Prozent Inflation koste ein 30.000 Euro-Auto nach zwölf Monaten bereits 600 Euro mehr.
„Das kann ich in einer Spielbank machen, aber nicht in einer Sparkasse!“
„Wer da ins Plus kommen will, muss die Risikobereitschaft erhöhen“, sagt Sittig, um gleich mit einer ebenso alten wie aktuellen Weisheit zu kommen: „Nicht alle Eier in einen Korb legen!“ Deshalb biete die Sparkasse eine „buntgemischte Anlagestruktur“, aber vor allem auch eine strukturierte Beratung mit geschultem Personal, die 2von Allendorf bis Voßwinkel nach dem gleichen System und Format funktioniert“. Es gehe bei allen angebotenen Produkten um Transparenz und Klarheit, aber auch um das eigene Umfeld und die eigene Risikobereitschaft des Kunden, der letztlich selbst entscheide, was er wolle. „Bei einer Staatsanleihe aus Griechenland hätten wir vor zehn Jahren geagt, da machen sie nix falsch, heute ist das ein Risiko,“ sagte Sittig. „High Risk“-Produkte dagegen seien garnicht erst im Angebot. „Das kann ich in einer Spielbank machen, aber nicht in einer Sparkasse,“ so Sittig, der auch versichert, dass es für seine Mitarbeiter keine produkt- oder absatzorientierten Belohnungen gibt.
Sparkassen-Kundschaft ist ein Abbild der Gesellschaft
Die beiden Sparkassenvorstaände machten auch deutlich, dass die Kundschaft der Sparkasse stets auch ein Abbild der Gesellschaft sei. Auch Kunden ohne einen monatlichen Gehaltseingang von mindestens 1200 Euro seien willkommen. Unterstützt werde nicht nur, wer ein Vermögen für die nächste Generation bewahren wolle, sondern auch, wer für 50 Euro einen Anteil an einem Immobilien- oder Aktienfond erwerben wolle oder Hilfe bei der Nutzung staatlicher Fördermittel brauche.
Für Norbert Runde gilt auch im 176. Jahr des Bestehens der Sparkasse, dass Vertrauen der Schlüssel zur Kundentreue ist, dass Qualität die Basis des Vertrauen ist und dass bestes Personal die Voraussetzung für Qualität ist. Zum Personal zählen rund derzeit rund 250 Mitarbeiter und 21 Auszubildende, die in 16 Filialen arbeiten – und zur Beratung auch zu den Kunden nach Hause kommen. Dazu gibt es drei reine SB-Filialen. Änderungen sind derzeit nicht geplant, doch wird die jeweilige Nutzung ständig beobachtet. „Möglicherweise gibt es hier und da Änderungen der Öffnungszeiten, letztlich zählt die Abstimmung mit den Füßen,“ so Ernst-Michael Sittig.
Eine Million Euro für Kultur, Bildung und Sport gespendet
Auch im abgelaufenen jahr hat die Sparkasse Arnsberg-Sundern in den beiden Städten wieder rund eine Million Euro breit gestreut für Kultur, Bildung und Sport gespendet. „das sind Beträge zwischen 500 und 20.000 Euro und am besten gefällt es uns, wenn wir etwas anschieben können, das sich dann weiter aufbaut,“ so Norbert Runde. Als Steuerzahler unterstützt die Sparkasse die städtischen Haushalte in diesem Jahr mir rund 2,5 Millionen Euro und im nächsten Frühjahr wieder wohl auch wieder eine Ausschüttung fällig. Die muss zwar noch vom zuständigen Gremium beschlossen werden, könnte aber etwa wieder den Stand von 2011 erreichen, als 1,8 Millionen an die beiden Kämmerer überwiesen wurden.