Arnsberg. Die Initiative gegen die von der Landesregierung in Düsseldorf geplante Ausrottung des Sikawildes im Arnsberger Wald setzt ihre Aktivitäten im neuen Jahr unvermindert fort und meldet breite Unterstützung, aber auch unerfreuliche Vorkommnisse, die sie zu einer Strafanzeige wegen Verstoßes gegen das Jagd- und Tierschutzrecht veranlasst haben.
Unterstützung auch von Landräten und Bürgermeistern
„Die Online-Petition läuft gut, wir haben bereits 3200 Zeichner der Petition,“ berichtet der Vorsitzende der Initiative Thomas Reiche. „Dazu kommt eine ebenso große Anzahl von Unterschriften auf den verteilten Listen. Damit sprechen sich bereits jetzt mehr als 6000 Bürger für den Erhalt des Sikawildes und des diesbezüglichen Verbreitungsgebietes im Arnsberger Wald aus. Wir erhalten hier viel Unterstützung auch von Vertretern des Tier- und Naturschutzes und werden die Initiative mit aller Konsequenz fortsetzen! „Auch die beiden Landräte des Hochsauerlandkreises und des Kreises Soest sowie der Bürgermeister der Gemeinde Möhnesee hätten sich bereits für den Erhalt des Verbreitungsgebietes für Sikawild ausgesprochen.
Gemeinsame Resolution geplant
„Wir sind in engem Kontakt mit den Landtagsfraktionen in Düsseldorf. Darüber hinaus planen wir mit den politischen stakeholdern auf lokaler und regionaler Ebene eine gemeinsame Resolution für die Erhaltung des Sikawildes im Arnsberger Wald zu zeichnen,“ so Reiche.
Strafanzeige nach Regiejagd in Warstein
„Fakt ist leider auch, dass einige wenige Jagdreviere im Arnsberger Wald den Gesetzentwurf der Landesregierung zur Novelle des Landesjagdgesetzes und die darin geplante Auflösung des Bewirtschaftungsbezirkes für Sikawild schon vorab umzusetzen zu scheinen,“ so Reiche. „In beispielloser Art und Weise wird Jagd auf alles Sikawild gemacht, was sich zeigt. Wenn das dann – wie in der Regiejagd der Stadt Warstein – dazu führt, dass Spaziergänger am Tag nach der Jagd ein geschossenes, nicht nachgesuchtes Sika-Alttier finden und das dazugehörige Kalb daneben steht, dann hat das mit nachhaltiger, störungsarmer und tierschutzgerechter Jagd sicherlich nichts mehr zu tun.“ Dieser Fall beschäftigt mittlerweile die Staatsanwaltschaft in Arnsberg und ist Thema einer Kleinen Anfrage der FDP-Landtagsfraktion, wird also auch den Landtag in Düsseldorf beschäftigen.
Hier die Strafanzeige und die Kleine Anfrage im Original:
Kleine Anfrage regiejagd Warstein FDP 01 2015
3 Antworten
Es gibt ein Schreiben der Bürgermeister von Brilon, Meschede, Rüthen und Warstein an die Präsidentin des Landtages NRW. Darin fordern die Bürgermeister die Landeregierung auf an der Novelle des Jagdgesetzes beizubehalten. Insbesondere was die Aufhebung des Verbreitungsgebietes Arnsberger Wald angeht. Die betroffenen Gemeinden haben in der Summe etwa 19.000 Hektar Wald und große Probleme mit Verbissschäden. Dort übersteigt der Sikawildbestand denn Sollbestand um das vierfache.
Die Aufgabe des Bewirtschaftunggebietes Arnsberger Wald für Sikawild hängt maßgeblich damit zusammen das Jäger in der Vergangenheit nicht genug Wild geschossen haben . Im Gegenteil es wurde sogar noch gefüttert.
In Günne gibt es offenbar auch größere Verbissschäden.
Im Entwurf des Gesetzes steht kein Wort von völligem Abschuss des Sikawildes. Wenn sich nach 5 Jahren herausstellt das der Sikawildbestand auf ein für den Wald verträgliches Mass verringert wurde, kann der Arnsberger Wald auch wieder als Verbreitungsgebiet für Sikawild gelistet werden.
Ein mögliches Fehlverhalten von Jägern in Warstein zu benutzen um Stimmung gegen ein ungeliebtes Gesetz zu machen ist polemisch.
Sehr geehrter Herr Schulte-Ladage,
leider enthält ihr Kommentar genauso wie das Schreiben der Bürgermeister der genannten Städte, das auf Initiative der Stadt Warstein entstanden ist, gravierende Fehler. Wir haben eine diesbezügliche Klarstellung an die Präsidentin des Landtages geschickt, da wir davon überzeugt sind, dass sich die Abgeordneten Ihre Meinung zum Thema Sikawild im Arnsberger Wald auf Basis von Fakten bilden wollen!
Bin im Übrigen 2. Vorsitzender der Hegegemeinschaft, 1. Vorsitzender ist Wolfgang Krengel.
Einige Fakten:
1. Die (Wald-) Flächen der Städte Brilon, Rüthen und Meschede liegen komplett außerhalb des Sikawild-Bewirtschaftungsbezirkes. Das Gleiche gilt für den Großteil der (Wald-) Fläche der Stadt Warstein. Lediglich eine kleinere Teilfläche von ca. 1000 ha des Gesamtwaldes der Stadt Warstein (5000 ha) liegt innerhalb des Sikawild-Bewirtschaftungsbezirkes. Sie „ sprechen“ damit nicht für 19.000 ha, sondern gerade mal für 1000 ha oder 5% des Sikawild-Bewirtschaftungsbezirkes, der eine Gesamtgröße von 20.000 ha aufweist!
2. Für die außerhalb des Bewirtschaftungsbezirkes liegenden Flächen gilt nach derzeit gültigem Landesjagdgesetz NRW: Innerhalb der Jagdzeit kann alles vorkommende Sikawild erlegt werden. Wenn die genannten Kommunen von in Ihrem Bereich überhöhten Sikawildbeständen schreiben, liegt es einzig an den Kommunen als Inhaber des Jagdrechts, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Die Hegegemeinschaft Arnsberger Wald ist für die außerhalb des Bewirtschaftungsbezirkes liegenden Flächen nicht zuständig!
3. Somit sind die 4 Städte von der durch die Novelle des Landesjagdgesetzes NRW geplanten Aufhebung des Sikawild-Bewirtschaftungsbezirkes – bis auf die kleine o.g. Teilfläche – überhaupt nicht betroffen. Der in dem Schreiben erwähnte Bezug zu den Bürgern der Region ist leider ebenso falsch. Unsere Initiative zum Erhalt des Sikawildes im Arnsberger Wald erfährt über alle Parteigrenzen hinweg sehr breite Zustimmung in der Bevölkerung. Wir haben unter https://www.openpetition.de/petition/online/nein-zur-ausrottung-sikawild-im-arnsberger-wald-soll-leben eine Online-Petition zum Erhalt des Sikawildes im Arnsberger Wald geschaltet, die bereits jetzt von über 3.200 Bürgern aus ganz Deutschland und vielen anderen Ländern unterzeichnet worden ist. Eine ebenso große Anzahl von Bürgern hat sich durch Eintragung in Unterschriftenlisten für den Erhalt dieser Wildart und des Verbreitungsgebietes im Arnsberger Wald ausgesprochen. Die Thematik wird nach unserer Pressekonferenz darüber hinaus in den Medien intensiv diskutiert. Wir erhalten hier viel Unterstützung auch von Vertretern des Tier- und Naturschutzes und werden die Initiative mit aller Konsequenz fortsetzen! Auch die beiden Landräte des Hochsauerlandkreises und des Kreises Soest haben sich für den Erhalt des Verbreitungsgebietes für Sikawild ausgesprochen.
4. Die Aussage, dass die Hegegemeinschaft in den vergangenen Jahren eine „Über-Hege“ des Sikawildes betrieben habe, entbehrt jeglicher Grundlage. Der Sikawildabschuss im Arnsberger Wald ist in den letzten 4 Jahren um 30% angehoben worden. Wir haben den Bestand auf 1500 Stück reduziert. Die eingereichten Sikawildabschusspläne sind von uns in den letzten Jahren immer ohne Änderungen abgesegnet worden. Darüber hinaus besteht schon jetzt nach geltendem Jagdrecht die Möglichkeit, den Abschuss beim weiblichen Wild ohne Nachbeantragung um 20% zu überziehen. Das gilt in ganz NRW für alle Schalenwildarten mit Abschussplan (Rot‑, Dam‑, Sika- und Muffelwild). Zusätzlich haben die unteren Jagdbehörden der Kreise Soest und HSK, die Jagdbeiräte der Kreise, die Hegegemeinschaft und das Forstamt sowie der kommunale Vertreter im Sommer 2014 vereinbart, dass auf Antrag der Abschuss beim weiblichen Sikawild nochmals um 20% erhöht werden kann. Davon haben der Landesbetrieb Wald und Holz und die Stadt Warstein teilweise Gebrauch gemacht.
5. Mit der erfolgten Reduktion des Sikawildes sind wir auf einem Niveau angelangt, dass für das Verbreitungsgebiet im Arnsberger Wald auch unter forstlichen Gesichtspunkten als insgesamt tragbar bezeichnet werden kann. Wenn punktuell überhöhte Schalenwildbestände vorhanden sein sollten, müssen dort die Abschüsse eben erhöht werden. Das war und ist immer problemlos von uns genehmigt worden. Allerdings ist es forstlich und jagdlich falsch und nicht zielführend, vermeintlichen Schäden am Wald – die uns leider immer noch nicht gezeigt worden sind – einfach mit dem Gewehr begegnen zu wollen.
6. Auch bei der vom Umweltministerium in seiner Jagdrechtsnovelle als „Leitwildart“ definierten Rotwild – diese Wildart stammt vom Sikawild ab – ist der Abschuss im Arnsberger Wald in den letzten 4 Jahren stark – um 80% – erhöht worden. Wir haben diese Reduktion des Bestandes, die ebenfalls maßgeblich auf den Flächen des Landesbetriebes Wald und Holz sowie der Stadt Warstein durchgeführt worden sind, als Hegegemeinschaft mitgetragen, da uns auch hier von deutlichen Schäden berichtet worden ist, die uns leider ebenfalls nicht gezeigt worden sind. Wir hoffen, dass hier nicht dieselben Flächen als Argumentation zur Abschusserhöhung herhalten mussten! Die Reduktionsphase beim Rotwild ist damit im Arnsberger Wald insgesamt abgeschlossen.
7. Klar ist allerdings auch, dass die Hegegemeinschaft ein pauschales und undifferenziertes Zusammenschießen von Rot- und Sikawild im Arnsberger Wald auch zukünftig nicht mittragen wird. Wald und Wild gehören zusammen und nachhaltig bewirtschaftet bzw. gemanagt. Das gilt nicht sicherlich nicht nur für die Bäume, sondern auch für die Tiere!
Noch eine Ergänzung: Die Hegegemeinschaft Arnsberger Wald hat keine Strafanzeige gegen die Stadt Warstein gestellt. Dies ist von einer Privatperson initiiert worden. Die kleine Anfrage zu dem Thema kommt von der FDP-Fraktion im Landtag NRW. Sollten sich die genannten Fehlverhalten bestätigen, werden allerdings hoffentlich die notwendigen Konsequenzen gezogen!