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Privatschule löst Debatte um Schulfrieden in Sundern aus

Die Antonius-Grundschule in Langscheid verliert im Sommer 2015 wegen gesunkener Schülerzahlen ihre Eigenständigkeit. .Die Stadt könnte sie im Schulverbund mit der hachener Grundschule fortführen oder aber für die Gründung einer privaten ersatzschule zur Verfügung stellen (Foto: oe)
Die Anto­ni­us-Grund­schu­le in Lang­scheid. (Foto: oe)

Sundern/Langscheid. Das Ergeb­nis war am Ende kla­rer als es die andert­halb­stün­di­ge Dis­kus­si­on hät­te erwar­ten las­sen. Mit 13 Ja- und 3 Nein­stim­men hat­te sich der durch zwei befan­ge­ne Mit­glie­der auf 13 Stimm­be­rech­tig­te geschrumpf­te Fach­aus­schuss Bil­dung und Fami­lie ein­deu­tig dafür aus­ge­spro­chen, die Grün­dung einer pri­va­ten Ersatz­schu­le in Lang­scheid aus schul­fach­li­cher Sicht zu unter­stüt­zen. (Wir berich­te­ten bereits ges­tern: http://www.blickpunkt-arnsberg-sundern.de/?p=14914 ) Eine Abstim­mung, bei der etwa SPD-Frak­ti­ons­chef Micha­el Ste­che­le, CDU-Frak­ti­ons­chef Ste­fan Lan­ge, Anto­ni­us Becker von den Grü­nen und Sieg­fried Huff von der Lin­ken nicht mit­ma­chen durf­ten, da sie nicht Mit­glied im BF-Aus­schuss sind. Von ihrem Rede­recht mach­ten sie aus der zwei­ten Rei­he aller­dings teils sehr rege Gebrauch.

Stechele (SPD): „Jeder soll wissen, für was er stimmt“

Die Sor­ge um den Schul­frie­den in der Stadt und die Furcht vor Aus­wir­kun­gen auf ande­re klei­ne Grund­schu­len im Stadt­ge­biet auf der einen Sei­te, die Aner­ken­nung des pri­va­ten Enga­ge­ments und die Berei­che­rung des Schul­an­ge­bots auf der ande­ren Sei­te waren wesent­li­che Argu­men­te in der Dis­kus­si­on. Micha­el Ste­che­le hat­te gleich zu Beginn der Dis­kus­si­on bean­tragt, bis zur end­gül­ti­gen Ent­schei­dung in der Rats­sit­zung am 13. Novem­ber aktua­li­sier­te Zah­len der Schul­ent­wick­lungs­pla­nung vor­zu­le­gen. Das sei wich­tig für eine ver­ant­wor­tungs­vol­le Abstim­mung der Rats­mit­glie­der, denn jeder sol­le wis­sen, für was er gestimmt habe. Der SPD-Antrag wur­de mit gro­ßer Mehr­heit ange­nom­men und zusam­men mit den Erkennt­nis­sen aus dem Rechts­gut­ach­ten in den Beschluss­vor­schlag ein­ge­ar­bei­tet. Bert­hold Ass­heu­er von der Schul­ver­wal­tung und auch Bür­ger­meis­ter Det­lef Lins mach­ten aller­dings wenig Hoff­nung auf neue Erkennt­nis­se. Ass­heu­er sag­te, die Zah­len der Vor­la­ge sei­en aktu­ell aus dem Juni und Lins füg­te an, man kön­ne ohne Spe­ku­la­ti­on nicht wei­ter als sechs Jah­re in die Zukunft bli­cken, denn die Grund­schul­kin­der für die Zeit danach sei­en noch nicht geboren.

Huff (Linke): „Das wird eine andere Schule“

Auch Sieg­fried Huff hat­te einen Antrag gestellt. Er woll­te, dass alle Grund­schu­len mit ihren Schul­lei­tern und Schul­pfleg­schaf­ten noch­mals Gele­gen­heit zu einer Stel­lung­nah­me bekom­men, in einer Ver­an­stal­tung oder ande­rer Form. Ein Antrag, der von den ande­ren Frak­tio­nen ohne jede Ja-Stim­me abge­lehnt wur­de. Genau­so klar wie Huffs Ableh­nung der geplan­ten Pri­vat­schu­le, aus der er kei­nen Hehl mach­te. „Das wird eine ande­re Schu­le!“, warn­te er.

Pellmann (CDU): „Zukunftsträchtig und keine zwei-Klassen-Schule“

Eine War­nung, die Micha­el Pell­mann schlicht als „Quatsch!“ bezeich­ne­te. Die Lang­schei­der Grund­schu­le wer­de Grund­schu­le blei­ben und er wer­de nicht zulas­sen, dass dort eine Zwei-Klas­sen-Gesell­schaft ent­ste­he und das Porte­mon­naie ent­schei­de, sag­te der Lang­schei­der Orts­vor­ste­her. Es wer­de an der Schu­le einen Sozi­al­fonds geben und der Eltern­bei­trag wer­de vor­aus­sicht­lich nicht einen Cent höher sein als er heu­te schon für die Mit­tags­be­treu­ung bis 13 Uhr gezahlt wer­den müs­se. Pell­mann sag­te auch, dass es defi­ni­tiv einen Koope­ra­ti­ons­ver­trag mit jus­ti­zia­blen Ver­ein­ba­run­gen geben wer­de, wie es das von der Stadt mit teu­er Geld ein­ge­hol­te Rechts­gut­ach­ten for­de­re. Die geplan­te Ersatz­schu­le sei zukunfts­träch­tig und inno­va­tiv und für ihn defi­ni­tiv eine Berei­che­rung der Schul­land­schaft. Eine Ein­schät­zung, die aller­dings nicht alle in der CDU-Frak­ti­on teilten.

Kaiser (CDU): „Drei Gründe sprechen dagegen“

Ulla Kai­ser, die zusam­men mit der Aus­schuss­vor­sit­zen­den Clau­dia Hach­en­ei und Sieg­fried Rich­ter mit Nein stimm­te, führ­te drei Grün­de auf, die Pri­vat­schul­grün­dung nicht zu unter­stüt­zen. Der ers­te Grund sei die Sor­ge um den müh­sam erar­bei­te­ten Schul­kon­sens und den Schul­frie­den in der Stadt. Sie sehe die Grund­schu­le in Hel­le­feld, in die gera­de noch 200.000 Euro inves­tiert wer­den, sofort gefähr­det und fürch­te auch, dass Eltern, die an der neu­en Schu­le abge­wie­sen wer­den, auf die Bar­ri­ka­den gehen. Der zwei­te Grund sei die Sor­ge, dass bei dem als Schul­trä­ger noch uner­fah­re­nen Sozi­al­werk Sau­er­land die Kin­der in Lang­scheid zu Ver­suchs­ka­nin­chen wür­den, der drit­te, dass bei der ins­ge­samt knap­pen Finan­zie­rung der neu­en Schu­le die Höhe des Eltern­bei­trags zu sozia­ler Aus­gren­zung füh­ren könn­te. Dem Enga­ge­ment des För­der­ver­eins zol­le sie Respekt und Aner­ken­nung, sag­te Ulla Kai­ser, wün­sche sich ein sol­ches Enga­ge­ment aber auch für eine Lösung mit der Grund­schu­le Hachen.

Assheuer: „Demographischer Wandel führt zu Existenzgefährdung“

Immer wie­der wur­de Bert­hold Ass­heu­er von den Poli­ti­kern befragt. wann denn mit schul­or­ga­ni­sa­to­ri­schen Maß­nah­men, sprich Schul­schlie­ßung,  zu rech­nen sei. Das kön­ne er nicht pro­gnos­ti­zie­ren, eben­so­we­nig, was wo pas­sie­re, wenn die Pri­vat­schu­le in Lang­scheid 80 Schü­ler auf­neh­me. Aber allein schon der demo­gra­fi­sche Wan­del füh­re zu einer Exis­tenz­ge­fähr­dung von Schul­stand­or­ten und am Ende des der­zei­ti­gen Pro­gno­se­zeit­raums wer­de es bereits sehr klei­ne ein­zü­gi­ge Grund­schu­len in der Stadt geben.

Becker (Grüne): „Abwägung für Schulvielfalt“

Die Schlie­ßung wei­te­rer Grund­schu­len wer­de sowie­so kom­men, mit der Pri­vat­schu­le in Lang­scheid mög­li­cher­wei­se nur etwas schnel­ler, sag­te Anto­ni­us Becker von den Grü­nen. Also sei alles nur eine Abwä­gungs­fra­ge. Sei­ne Frak­ti­on habe sich mit einer Ent­schei­dung schwer getan und sei auch nicht ganz einig gewe­sen, habe sich aber letzt­lich für mehr Schul­viel­falt entschieden.

Thiele (FDP): „Auch Nachbarstädte in Focus rücken“

FDP-Frak­ti­ons­chefin Doro­thee Thie­le denkt nicht, dass die Lang­schei­der Schu­le anders­wo Kin­der abzieht. Sie for­der­te viel­mehr, den Focus wei­ter zu zie­hen auf die Nach­bar­städ­te, wo Pri­vat­schul­grün­dun­gen anste­hen und Kin­der aus Sun­dern abzie­hen könn­ten. Und den Schul­frie­den sieht die FDP-Poli­ti­ke­rin nicht gefähr­det, da es ihn ohne­hin nicht mehr gebe. „Inzwi­schen wird um jedes ein­zel­ne Kind gekämpft!“

Bahde (WiSu): „Schulfriede wird nicht gefährdet, sondern wiederhergestellt“

Auch für Andre­as Bah­de von der WiSu wird der Schul­frie­den durch die Pri­vat­schu­le nicht gefähr­det, son­dern viel­mehr wie­der her­ge­stellt, weil eben eini­ge mit der der­zei­ti­gen Situa­ti­on nicht zufrie­den sei­en. Die Gefahr für ande­re Schul­stand­or­te nann­te er spe­ku­la­tiv. Die Ersatz­schu­le kön­ne, so sei er über­zeugt, par­al­lel exis­tie­ren und wer­de sicher kei­ne Schu­le der Reichen.

Lange (CDU): „Zwei konkrete Fragen“

CDU-Frak­ti­ons­chef Ste­fan Lan­ge, der sich ansons­ten in der Dis­kus­si­on zurück­hielt, hat­te zwei kon­kre­te Fra­gen an Bert­hold Ass­heu­er. Er woll­te wis­sen, ob es mög­lich sei, auch noch an ande­rer Stel­le im Stadt­ge­biet eine Ersatz­schu­le mit einem beson­de­ren päd­ago­gi­schen Inter­es­se zu grün­den – etwa als Mon­tes­o­ri- oder Wal­dorf-Schu­le. Eine Fra­ge, die Ass­heu­er mit Ja beant­wor­te­te, denn das öffent­li­che Schul­an­ge­bot sei in Sun­dern auch dann noch abge­si­chert. Die zwei­te Fra­ge ging um das Auf­nah­me­ver­fah­ren. Vor­ge­se­hen ist hier, dass Kin­der nicht direkt bei der Ersatz­schu­le in Lang­scheid ange­mel­det wer­den kön­nen, weil die kei­ne Auf­nah­me­ga­ran­tie gibt, son­dern auch über die Stadt Sun­dern ange­mel­det wer­den müss­ten, wobei der Koope­ra­ti­ons­ver­trag dann regeln wür­de, dass die Lang­schei­der Schu­le Kin­der aus ande­ren Stadt­tei­len nicht auf­nimmt, wenn das dort zur Gefähr­dung eines Schul­stand­orts führt. Lan­ge frag­te nun, wie es sich ver­hal­ten wür­de, wenn Sun­derner Eltern ihr Kind, das nach Lang­scheid gehen soll, nicht bei der Stadt Sun­dern, son­dern etwa bei der Stadt Arns­berg für die Grund­schu­le in Müsche­de anmel­den wür­den. „Das Kind wäre für uns dann weg,“ sag­te Ass­heu­er. „Eine ein­deu­ti­ge Ant­wort,“ erwi­der­te Lange.

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