Meschede. „Lebensunwertes Leben“ sollte ausgelöscht werden. 70.000 Menschen mit körperlichen, geistigen und seelischen Behinderungen wurden von den Nationalsozialisten in Deutschland von 1940 bis 1941 systematisch ermordet. Einer davon war Josef August Senge. Ein Stolperstein wird in Meschede künftig an ihn erinnern. Das wurde im Ausschuss „Generationen, Bildung, Freizeit und Soziales“ mitgeteilt. „Die Erinnerung an solche Verbrechen ist uns wichtig, damit so etwas nie wieder passiert“, betonte Gisela Bartsch, Leiterin des Fachbereichs „Generationen, Bildung, Freizeit“. Darum wolle die Stadt Meschede das Gedenken auch an dieses Euthanasie-Opfer ermöglichen.
Elf Stolpersteine hat der bekannte Künstler Gunter Demnig bereits im Jahr 2012 in Meschede verlegt. Diese erinnern an die Schicksale der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger, die aus Meschede deportiert und ermordet wurden. Seit dem Start des Projektes wurden über 75.000 Stolpersteine in mehr als 25 Ländern verlegt.
Auf Bitte von Dr. Franz-Josef Hücker aus Berlin, eines Neffen von Josef August Senge, soll nun ein Stolperstein für ein weiteres Opfer der nationalsozialistischen Diktatur verlegt werden. Josef August Senge, geboren am 30. Mai 1906 in Meschede, wurde 1928 in die Provinzialheilanstalt Warstein eingewiesen. Von dort wurde er 1941 zunächst in die psychiatrische Landesheilanstalt Herborn und kurz darauf in die Landesheilanstalt Hadamar gebracht. Dort wurde er im Rahmen der sogenannten „Aktion T‑4“ am 17. Juli ermordet.
Mit „Aktion T4“ wird die systematische Ermordung von mehr als 70.000 Menschen mit körperlichen, geistigen und seelischen Behinderungen in Deutschland von 1940 bis 1941 bezeichnet. Diese Ermordungen waren Teil der Krankenmorde in der Zeit des Nationalsozialismus, denen bis 1945 über 200.000 Menschen zum Opfer fielen.
Dr. Franz-Josef Hücker hat den Lebensweg seines Onkels mit Hilfe von Quellen aus mehreren Archiven rekonstruiert und in einer historischen Zeitschrift veröffentlicht. Aus den Recherchen geht hervor, dass Josef August Senge seinen letzten freiwillig gewählten Wohnsitz in der Überhenne 14 in Meschede hatte. Nach Rücksprache mit den noch in Meschede lebenden Angehörigen und der Eigentümerin des Hauses soll nun dort ein Stolperstein verlegt werden, um an sein Leben zu erinnern.
Die Finanzierung des Stolpersteins wird durch eine Spende des Bürgervereins „Alte Synagoge“ ermöglicht. Verlegt werden kann der Stein wegen des vollen Terminplans des Künstlers vermutlich erst Anfang 2022.