Hüsten. Bei der Ratssitzung am 11. Dezember stehen die Umbenennungen der beiden Hüstner Straßen „Karl-Wagenfeld-Straße“ und „Maria-Kahle-Weg“ auf der Tagesordnung. Beschließen soll der Rat laut der von Bürgermeister Vogel unterzeichneten Vorlage lediglich die Entfernung der alten Straßennamen. Hier soll der Rat die Zuständigkeit wegen der besonderen Bedeutung und der Nähe der beiden Namensgeber zum NS-Regime an sich ziehen. Die Neubenennung soll- wie auch bei Straßenbenennungen in Neubaugebieten – beim Bezirksausschuss liegen. Hier soll der Rat lediglich eine Empfehlungen abgeben. Vorgeschlagen sind Werner Grünewald, der letzte jüdische Schüler der Hüstener Ruhrschule, der 1943 im KZ Auschwitz ermordet wurde, und dessen Schicksal ein Schülerprojekt seiner früheren Schule in einer erschütternden Dokumentation aufgearbeitet hat, und Dr. Rudolf-Gunst, der in der heutigen Bevölkerung weitestgehend unbekannte letzte Hüstener Amtsbürgermeister vor der NS-Machtergreifung. Die Benennung der Wagenfeld-Straße nach Gunst hatte die Fraktion Bündnis 90/Grüne ins Gespräch gebracht, die auch schon 2010 die Umbenennung der Wagenfeld-Straße und des Kahle-Wegs beantragt hatte.
„Diese Persönlichkeit zu ehren ist uns ein wichtiges Anliegen, und es freut uns sehr, dass die Verwaltung unserem Vorschlag gefolgt ist,“ sagt Susanne ulmke, Geschäftsführerin der Grünen-Ratsfraktion. „Gunst hat als Amtsbürgermeister von 1927 bis 1933 viel getan für Hüsten, wo er bereits seit 1919 als Amtmann angestellt war. Als überzeugter Katholik war er in der katholischen Friedensbewegung aktiv. Er gehörte dem Friedensbund der Deutschen Katholiken an, und gehörte zu den aktivsten Mitgliedern, übrigens zusammen mit Franz Stock.“
Mit solcher Einstellung sei er den Nazis natürlich ein Dorn im Auge gewesen, sagt Ulmke und fasst die weiteren Geschehnisse zusammen: Mit dem Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933 hatten die Nazis das Instrument zur Drangsalierung in der Hand. Nach ihm konnten Beamte entlassen werden, „die nach ihrer bisherigen politischen Betätigung nicht die Gewähr dafür bieten, dass „sie jederzeit rückhaltlos für den nationalen Staat eintreten“. Als Vorwand kam den Anklägern eine Kriegsverletzung Gunsts zupass, er hatte im 1. Weltkrieg vor Verdun eine Gasvergiftung davongetragen, die ihm immer wieder gesundheitlich zu schaffen machte. So wurde er mit zum 30. Juni 1933 aus dem Amt gejagt und sogar noch zur Zahlung von von 5000 RM als Entschädigung für die dem Amte geltend gemachten zivilrechtlichen Ansprüche verpflichtet. Eine Wiedergutmachung ist ihm nie zuteil geworden. Die Nazis plünderten seine Wohnung und warfen die Möbel aus dem Fenster, er mußte sich mit seiner Familie im Wald verstecken. Gunst ging später mit seiner Frau nach München, wurde 1947 Landrat des Münchener Landkreises, war Gründungsmitglied der CSU, bekam später das Bundesverdienstkreuz. Es starb 1963 als hochgeehrter Mann. In Hüsten jedoch erinnert bis heute kein Schild, keine Tafel oder Denkmal an ihn.
„Mit der Umbennennung der Wagenfeldstraße geschieht eine kleine historische Wiedergutmachung,“ so Ulmke.
Eine Antwort
Ist das den alles so wichtig?
Erinnerung ist doch durch Erinnerung möglich. Nicht durch ein Mahnmal oder eine Straße.
Viele tolle Menschen werden nie geehrt. Sie leben weiter in den Herzen der Angehörigen oder Freunden.Oder durch Ihre Errungenschaften.
Wichtig ist das hier und jetzt. Irgendwann sollten doch diese schrecklichen Erinnerungen aus den Zeiten der Diktatur vergessen sein.
Es weiß sowieso heute kaum einer den Wert der Straßennamen.
Selbst die Anwohner nicht.
Und die sollten Entscheiden,Ihre *Wohlfühlstraße* bzw. Heimat in anderen Bahnen zu lenken.
Nur Sie.….….