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Klaus Kayser und was 1944 aus ihm gemacht hat

Auto Klaus kayser (links) stellte sein Buch "1944" zusammen mit Dr. Wilhelm Geldmacher (Hospizstiftung), Theo Hirnstein (Unterstützer), Michael Gosmann (Stadtarchiv) und Ernst-Michael Sittig (Hospizstiftung) vor. (Foto: oe)
Auto Klaus kay­ser (links) stell­te sein Buch „1944“ zusam­men mit Dr. Wil­helm Geld­ma­cher (Hos­piz­stif­tung), Theo Hirn­stein (Unter­stüt­zer), Micha­el Gos­mann (Stadt­ar­chiv) und Ernst-Micha­el Sit­tig (Hos­piz­stif­tung) vor. (Foto: oe)

Arns­berg. Klaus Kay­ser hat schon viel gemacht in den nun­mehr fast 89 Jah­ren sei­nes Lebens. Ein Buch geschrie­ben und vor­ge­stellt hat­te der lang­jäh­ri­ge Schul­lei­ter des Gym­na­si­ums Lau­ren­ti­a­num und Mit­be­grün­der der Hos­piz­be­we­gung in Arns­berg bis­her nicht. Doch auch das ist jetzt gesche­hen. „1944 – ein Jahr für ein gan­zes Leben“ heißt das Buch, in dem Klaus Kay­ser schil­dert, „wie 1944 aus mir gemacht hat, was ich bin“. „Ein kraft­vol­les Buch, Klaus Kay­ser schreibt 1:1 so, wie wir ihn im Leben erle­ben,“ sagt Ernst-Micha­el  Sit­tig vom Vor­stand der Hos­piz­stif­tung. Die Ein­nah­men des Buches kom­men im vol­len Umfang der Hos­piz­stif­tung zugu­te, um die Arbeit der Hos­piz­diens­te in Arns­berg und Sun­dern zu unterstützen.

Noch sehr klare Erinnerungen nach 70 Jahren

Weil ihn eine sei­ner Töch­ter gefragt habe, wie das denn gewe­sen sei, als er 17, 18 Jah­re alt war, habe er die­ses Jahr 1944 in den Blick genom­men, sagt Kay­ser. Und dabei habe ihn nicht nur erstaunt, wie klar die nun­mehr schon 70 Jah­re zurück­lie­gen­den Ereig­nis­se noch in sei­ner Erin­ne­rung sind, son­dern es sei ihm auch bewusst gewor­den, was gera­de in die­sem Jahr mit ihm pas­siert sei und wie das sein wei­te­res Leben beein­flusst hat. 1944 war für den 1926 gebo­re­nen Klaus Kay­ser ein Jahr, in dem er zugleich Schü­ler und Sol­dat war. Er besuch­te das Gym­na­si­um in sei­ner Geburts­stadt Hamm und war als Luft­waf­fen­hel­fer im Ein­satz. Wie sei­ne Freun­de habe er sich damals ger­ne von der Schu­le ver­ab­schie­det, denn als Sol­dat habe er die wich­ti­ge Erfah­rung gemacht, gebraucht zu wer­den. „In der Schu­le war ich nicht ich, son­dern ein Objekt der Wis­sens­ver­mitt­lung,“ sagt Kay­ser, zwi­schen Schü­lern und Leh­rern habe damals die unsicht­ba­re Bar­rie­re der Auto­ri­tät gestan­den. Aber auch als Sol­dat habe er sich wie eine Mario­net­te gefühlt, wenn man ihm gesagt habe,er sol­le das Den­ken den Pfer­den überlassen,denn die hät­ten einen grö­ße­ren Kopf. Kay­ser berich­tet in dem Buch von einer Stö­rung einer natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Mor­gen­an­dacht, vom Tod zwei­er ihm sehr nahe­ste­hen­der Men­schen und von der Ver­ab­schie­dung eines guten Freun­des an die Front, als sich bei­de auf dem Ham­mer Bahn­steig einig waren, sich eines Tages dafür ein­zu­set­zen, das jun­ge Men­schen die Schu­le nicht mehr so erle­ben, wie sie sie erle­ben mussten.

Wertbewußtsein schaffen und Negativerfahrungen vermeiden

„Ich habe das Glück gehabt, Schu­len zu fin­den, die mir den Spiel­raum gege­ben haben, wie ich in mir vor­ge­stellt habe,“ sagt Kay­ser, der zunächst in Bot­trop unter­rich­te­te und 1972 als Schul­lei­ter an das damals noch Staat­li­che Gym­na­si­um Lau­ren­ti­a­num in Arns­berg kam. Mit sei­ner neu­en Hei­mat im Sau­er­land habe er anfangs durch­aus Schwie­rig­kei­ten gehabt, erzählt Kay­ser lächelnd. Das Lau­ren­ti­a­num lei­te­te er bis zu sei­ner Pen­sio­nie­rung 1990. Dann habe ihm der Zufall in Form der Wen­de eine ein­ma­li­ge Chan­ce gege­ben, den Auf­bau eines Gym­na­si­ums in Mag­de­burg. Der Bischof habe ihm gesagt: „Machen Sie, ich ver­ste­he davon nichts.“ Hier sei es dank der Kol­le­gen, die sich das zu eigen gemacht hät­ten, ganz toll gelun­gen, bei den Schü­lern Wert­be­wußt­sein zu schaf­fen und Nega­tiv­erfah­run­gen zu ver­hin­dern. Kay­ser berich­tet in sei­nem Buch von Gesprä­chen mit mög­lichst allen Eltern, von Begrü­ßung der neu­en Schü­ler mit Hand­schlag, aber auch von den Schwie­rig­kei­ten, den Schü­lern, die aus dem sozia­lis­ti­schen Bil­dungs­sys­tem nur die Noten 1 und 2 kann­ten, ohne nega­ti­ve Wert­erfah­run­gen an eine dif­fe­ren­zier­te­re Leis­tungs­be­wer­tung heranzuführen.

Erfahren, dass das eigene Leben nicht wertlos war

Friedhelm Wolf dankte dem scheidenden Vorsitzenden der Hospizstiftung  Klaus Kayser, rechts dessen Nachfolger Dr. Wilhelm Geldmacher. (Foto: Hospizstiftung)
Fried­helm Wolf dank­te im Febru­ar 2014 dem schei­den­den Vor­sit­zen­den der Hos­piz­stif­tung Klaus Kay­ser, rechts des­sen Nach­fol­ger Dr. Wil­helm Geld­ma­cher. (Foto: Hospizstiftung)

Nach sei­ner Rück­kehr aus Mag­de­burg star­te­te Klaus Kay­ser in Arns­berg mit Schwes­ter Boro­mäa und Pfar­rer Kusch­nik die Hos­piz­be­we­gung. 1998 wur­de an der Hel­le­fel­der Stra­ße das ers­te sta­tio­nä­re Hos­piz eröff­net, 2006 zog dies in die neu­en Räum­lich­kei­ten, in denen nun Jahr für Jahr rund 100 Men­schen ster­ben. „Genau so wich­tig, wie es für einen jun­gen Men­schen ist, sei­nen Wert zu erfah­ren, um in der Lage zu sein, das Leben zu meis­tern, ist es auch am Ende des Lebens, zu erfah­ren, dass das Leben nicht umsonst und wert­los war,“ ist Kay­sers Über­zeu­gung. Es sei ganz toll, zu erle­ben, was eine sol­che Wert­erfah­rung mit einem Men­schen mache. Um das zu errei­chen, gehö­re ein bewuss­tes akti­ves Zuhö­ren dazu, aber auch die eige­ne Nass­zel­le in jedem Zim­mer des sta­tio­nä­ren Hos­pi­zes, damit die Erfah­rung der Abhän­gig­keit nicht all­zu sehr das Selbst­wert­ge­fühl beein­träch­ti­ge. Die Bot­schaft sei­nes Buches sei es, so Kay­ser, ande­ren Men­schen zu sagen, es ist gut, dass es Dich gibt, und in der Lage zu sein, das auch authen­tisch zu tun.

Jeder bestimmt selbst, was er für das Buch bezahlt

Das in einer Auf­la­ge von 1000 Stück gedruck­te Buch gibt es nicht zu kau­fen. Es ist aber in der Buch­hand­lung Hou­ter­mans und im CAB-Bücher­stu­dio ab sofort erhält­lich, wobei den Inter­es­sen­ten gesagt wird, dass sie den Preis selbst bestim­men kön­nen. Ein Über­wei­sungs­be­leg zuguns­ten der Hos­piz­stif­tung liegt jedem Buch bei. Erhält­lich ist das Buch auch im Arns­ber­ger Stadt­ar­chiv, denn es gehört als Band 38 zur Städ­te­kund­li­chen Schrif­ten­rei­he der Stadt Arns­berg. Und die Hos­piz­stif­tung wer­de das Buch nut­zen, um Unter­stüt­zern ein Dan­ke­schön zu sagen, dann aber ohne die Zahl­kar­te, so Ernst-Micha­el Sittig.

Hospizarbeit braucht 300.000  Euro im Jahr

„Mei­ne Hoff­nung ist, die Men­schen davon zu über­zeu­gen, dass dort, wo sie leben, eine sol­che Ein­rich­tung vor­han­den sei muss und sie dafür mit­ver­ant­wort­lich sind“, sagt Kay­ser. Der Hos­piz­dienst dür­fe nicht von Lau­nen gele­gent­li­cher und zufäl­li­ger Spen­der abhän­gig sein und der Cari­tas­ver­band kön­ne nicht auf den Kos­ten sit­zen gelas­sen wer­den, denn dann wür­de er 300.000 Euro Mie­se im Jahr machen. So viel kos­te die Hos­piz­ar­beit in Arns­berg und Sun­dern, wenn man nicht wol­le, dass Men­schen auf der letz­ten Stre­cke ihres Lebens nur ent­sorgt werden.

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