Arnsberg. Über ein Hotel im oder am historischen Zentrum Arnsbergs wird schon lange diskutiert. Jetzt gibt es konkrete Pläne, das ehemalige Modehaus Specht umzubauen und mit einem Anbau zu ergänzen. So konkret sind die Pläne, dass Architekt Hans-Rüdiger Tepe diese jetzt im Beirat für Stadtgestaltung vorstellte. Heiner Farwick, Architekt aus Ahaus und Vorsitzender des Arnsberger Gestaltungsbeirats, schwärmte von einem totalen Gewinn für die Altstadt, von einem tollen Projekt, das aber mit Sensibilität weiterentwickelt werden müsse.
Drei Gebäude aus verschiedenen Epochen
Das Haus Specht besteht aus drei Gebäuden, dem etwa 150 Jahre alten Altbau im historischen Stil am Steinweg, dem ersten Anbau aus der Zeit um die vorletzte Jahrhundertwende im Gründerzeitstil am Lindenberg und den zweiten Anbau von 1958 weiter unten am Lindenberg im typischen Nachkriegsstil. Die sich anschließende Brachfläche an der Ecke Lindenberg/Bömerstraße mit einigen Parkplätzen und Anpflanzungen soll nun ebenfalls bebaut werden.
36 Zimmer und 26 Stellplätze
Geplant sind im 50er-Jahre-Bau und im Neubau insgesamt 36 je 25 Quadratmeter große Zimmer, beidseitig verteilt auf drei lange Flure auf drei Etagen. Auf der untersten Ebene sollen zudem 26 von der Bömerstraße zugängliche Stellplätze geschaffen werden. Über das ehemalige, seit Jahren leer stehende Ladenlokal soll sich das Hotel zum Steinweg und zum fußläufigen touristischen Bereich öffnen. Hier sind das Foyer und ein Frühstücksraum geplant. Weitere Gastronomie ist nicht vorgesehen. Die Hotelgäste sollen die Angebote der Umgebung nutzen. Auch eine eigene Außengastronomie lehne der künftige Betreiber ab, erläuterte Architekt Tepe. Die Wohnnutzung in den beiden älteren Gebäudeteilen solle in der bestehenden Form mit eigenem Treppenhaus erhalten bleiben und um eine Dachterrasse ergänzt werden. Auch der Friseurladen am Lindenberg könne bleiben.
Plädoyer für „ein viertes Haus“
Tepe legte dem Gestaltungsbeirat einen Entwurf vor, in dem der 50er-Jahre-Bau und der Neubau gestalterisch eine Einheit bilden, und erntete damit Kritik bei den Architektenkollegen, die sich für ein architektonisch eigenständiges viertes Haus aussprachen. „Die drei bestehenden Gebäude haben alle eine relativ gute architektonische Qualität und machen gemeinsam die Stadtgeschichte lesbar“, sagte Farwick. Tepe sagte, er habe lediglich eine Studie vorgelegt und die Fassade sei nicht festgeschrieben. Auch er möchte möglichst wenig am Bestand ändern.
Schaufenster als Bausünden
Auf jeden Fall geändert wird der Eingangsbereich am Steinweg, wo die Schaufenster und Vitrinen verschwinden sollen. Das sei auch dringend notwendig, um das Haus wieder auf den Boden zu stellen, sagte Farwick. Beiratskollege Michael Arns aus Siegen forderte, auch die vorgesetzten Schaufenster entlang des Lindenbergs zu entfernen, denn die seien damals schon eine Bausünde gewesen. Anhand alter Pläne könnten hier die Ursprungsfassaden rekonstruiert werden, meinte der Dortmunder Architekt Peter Kroos, der erstmals im Beirat dabei war. Christine Wolf, Landschaftsplanerin aus Düsseldorf, fragte, warum man nicht einmal etwas Verrücktes versuche und hinter den Schaufenstern kleine Appartments einrichte. Zudem forderte sie etwas ernsthafter, für die Hotelgäste, die ja zu einem großen Teil Nutzer des Ruhrtalradwegs sein werden, an der Bömerstraße mehr Fensterblicke auf die Ruhr zu schaffen.
„Weiter reifen lassen“
Insgesamt sahen die Beiratsmitglieder, die lediglich beratende Funktion haben, das Projekt allesamt sehr positiv und als Chance für Arnsberg. Dem Architekten und seinem Investor, der ungenannt blieb, gaben sie mit auf den Weg, das Projekt mit Sensibilität weiter reifen zu lassen.
Eine Antwort
Sollte der im Artikel verwendete Begriff „Hotel“ nicht durch „Hostel“ ersetzt werden?