Und der Erfolg ist tatsächlich beeindruckend. Rund 80 Prozent aller Frauen, die sich auf die Therapie einlassen, bleiben ohne Rückfall. Für Bürgermeister Brodel eine beeindruckende Zahl. „Als ehemaliger Sozialarbeiter kann ich nur sagen, dass eine solch hohe Quote außergewöhnlich ist. Je nach Sucht liegt man auch bei nur der Hälfte, die den Weg von der Droge finden.“ Für Michaela Fikus aber einfach zu erklären. „Die meisten kommen doch aus der inhaltlichen Leere zur Sucht. Sei es durch mangelnde Vorbilder oder dem gnadenlosen Individualismus aus der ganzen Konsumwelt, der uns einreden will, dass nur Ich zähle. Hier erleben die Menschen Gemeinschaft und merken ganz einfach, wie man sich durch die Anderen selber wieder finden kann. Ganz ohne Drogen, ganz ohne falsche Versprechungen der Konsumwelt.“ Ein Ansatz den Brodel nur unterstreichen kann, denn auch er findet, dass die Gesellschaft immer mehr zerfasert. „Vielen Menschen fehlt echte Orientierung, und das kann die neue Wohneinrichtung oder das neue Auto nicht bieten. Konsum macht kurz Spaß, gibt aber dem Leben keinen nachhaltigen Sinn.“
Eigene Arbeit und Spenden
Was den Verwaltungschef aber völlig überraschte, zwischen Kaffee und selbstgemachten Nussecken kurz präsentiert, ist die Tatsache, dass aus Hellefeld heraus mittlerweile noch acht weitere Facendas in ganz Europa mitbetreut werden. Von der Schweiz über Italien, Portugal, Frankreich, Belgien bis nach Polen. „Betreuung heißt hier aber“, so Michaela Fikus, „dass ich nur bei bestimmten Fragen unterstütze, auch mal vor Ort bin, aber im Wesentlichen sind die Fazendas selbstständig und sollen es auch sein.“ Und selbstständig bedeutet auch, dass jede der Einrichtungen zu einem großen Teil von der eigenen Arbeit und Spenden getragen werden muss.
Schnelle Entwicklung
Was alle fasziniert ist, dass sich die Fazendas so relativ schnell entwickeln. 1983 auf einem heruntergekommenen Bauernhof in Brasilien begonnen, breitet sich eine der speziellsten Arten von Drogen loszukommen und neuen Sinn zu finden, über die ganze Welt aus. Nach knapp zwei Stunden des intensiven Austauschs waren sich Bürgermeister und Michaela Fikus einig, der Austausch soll auch so bleiben und ein neues Treffen direkt vereinbart. „Darauf freue ich mich schon jetzt, denn der Austausch war für mich inspirierend und sehr leckere Nussecken gab es auch!“, so Brodel.