Arnsberg. „Es gab und gibt viel Zusammenklang in unserer Stadt. Und dass lässt viel Gutes für 2014 und die nächsten Jahre erwarten,“ sagte Bürgermeister Hans-Josef Vogel beim Dreikönigsempfang der Stadt vor über 500 Gästen im Sauerlandtheater. In Anlehnung an ein Papst-Zitat forderte er aber auch, dass die Stadt die Herausforderungen annehme, um eine lebendige Stadt zu bleiben.
„Neubürger stehen auch für diese wundervolle Freizügigkeit in Europa“
Noch vor den 15 Arnsbergern, die als Einzelpersonen oder Vertreter ihrer Vereine die Bürgermedaille der Stadt entgegennehmen durften (der Blickpunkt berichtete) begrüßte Vogel „die Neuen in der Stadt“. „Marie Luise, Yivi, Leon, Hanna und Luise, die Neugeborenen der ersten Januartage, werden voraussichtlich die nächste Jahrhundertwende erleben“, so Vogel. Deshalb gelte es, heute schon Verantwortung für 2100 zu tragen. Das bedeute, die neuen Lebensstile anzunehmen, die Menschen und ihren Zusammenhalt zu fördern sowie Natur und Umwelt zu schonen. Vogel begrüßte auch das italienische Ehepaar Anna und Salvatore mit ihrem Kind Vincenzo als erste Neubürger, die 2014 nach Arnsberg gekommen sind, um hier zu leben und zu arbeiten. „Sie stehen auch für diese wundervolle Freizügigkeit in Europa,“ so der Bürgermeister.
„Mit engagierten Jugendlichen Stadt buchstäblich aus den Angeln heben“
Aus der einige Monate alten Umfrage unter knapp 2000 Jugendlichen nannte Vogel zwei Schlaglichter. Zum einen bedürfe es noch großer Anstrengungen, die Stadt mit ihren Angeboten, Möglichkeiten und beruflichen Chancen besser mit der Lebenswelt der Jugendlichen zu vernetzen. Zum anderen könnten sich aber rund 50 Prozent der Jugendlichen gut vorstellen, sich überhaupt oder mehr als bisher öffentlich wirksam zu engagieren. Das, so Vogel, sei ein Traumergebnis. Da könne man Arnsberg buchstäblich aus den Angeln heben. Allerdings fehle bisher noch die nötige Unterstützungskraft.
„Handy wahrgenommen, Handy weggenommen gilt in den Schulen nicht mehr“
Möglichkeiten der Unterstützung sieht Vogel bei den Schulen, insbesondere auch bei den Ganztagsschulen und Schulprojekten. „Wir machen Erfolg versprechende neue Wege für unsere Kinder möglich,“ sagte er mit Blick auf die 2013 ins Leben getretenen Sekundarschulen. Den beiden städtischen Gymnasien dankte er für breite Unterstützung bei Konzepten für das digitale Lernen, für einen Unterricht mit Handys, Apps und Tablet-PCs als Lernwerkzeuge. „Der Satz ‚Handy wahrgenommen, Handy weggenommen‘ gilt nicht mehr und darf es auch nicht,“ sagte Vogel.
„Arnsberg Gesundheitsstadt Nr. 1 in der Region“
Mit dem Klinikum, das die Zahl seiner stationären Patienten noch einmal um sieben Prozent auf 28.5000 steigern konnte, sei Arnsberg zur Gesundheitsstadt Nr. 1 in der Region geworden, so der Bürgermeister. Auch das sei ein Gewinn gerade im demografischen Wandel.
„Beim Stromspar-Check sind Grundsicherungsempfänger Vorbild!“
Von Feuerwehr und Rettungsdiensten über Seniorenbeirat und Internationalen Arbeitskreis bis zu Diakonie und Caritas dankte Vogel vielen Institutionen für ihr ehrenamtliches Engagement. Besonders hob er dabei die Arnsberger Stromspar-Helfer heraus, die er auch als Gäste im Saal begrüßte. In einem Projekt des Caritasverbands haben diese geschulten Helfer, die selbst schon lange Arbeit suchten, bei anderen Menschen, die Grundsicherung, Sozialhilfe oder Wohngeld beziehen, den Stromverbrauch gecheckt und bei insgesamt 281 Einsätzen Ersparnisse von 230.000 Euro erreicht. „Das ist Klasse! Da sind die Grundsicherungsempfänger Vorbild, wir können alle nachziehen,“ sagte Vogel und kam auch gleich auf die aktuelle Wärmebild-Aktion zu sprechen, bei der bereits über 5000 Eigentümer ihre individuellen Wärmebilder angefordert haben. Auch die Stadtwerke, die Kreishandwerkerschaft, die Handwerkskammer und die Firmen der Lichttechnik nannte der Bürgermeister als Beispiele „für den Zusammenklang in unserer Stadt beim Thema Ressourcenschonung“ und für neue Wege, Gebäude und Betriebe mit weniger, sauberer und sicherer Energie zu versorgen.
„Noch nie so viele Studenten in Arnsberg wie heute“
Vogel dankte auch den beiden Kammern und der Fachhochschule Südwestfalen, das es noch nie so viele Studentinnen und Studenten in Arnsberg gab wie heute. Sie absolvieren ein duales Studiem und erreichen beides, den akademischen Bachelor und die Berufsausbildung mit Kammerabschluss.
„Ausbau der Oberen Ruhrtalbahn auf europäischem Niveau“
Vogel freute sich, dass viele Arnsberger Betriebe optimistischer ins neue Jahr schauen als noch 2013. Und er schloss sich der IHK-Forderung an, die Obere Ruhrtalbahn auf dem europäischen Niveau vergleichbarer Strecken und vergleichbarer Industrie- und Tourismus-Regionen auszubauen. Er lobte allerdings auch als „guten Start“, dass die Bahn in Kürze rund neun Millionen Euro in den Ausbau der Bahnhöfe Arnsberg und Neheim-Hüsten investieren will. Vogel erinnerte auch daran, dass gleich neun Industriebetriebe der Stadt als Weltmarktführer ausgezeichnet wurden. „Andere Städte wären schon sehr froh, nur eins dieser Unternehmen zu haben.“
Arnsberg in einer Reihe mit Konstantinopel, Mailand und Köln
Mit Blick auf 2014 erinnerte Vogel auch an drei Jahrestage. Vor 900 Jahren, im Jahr 1114, zogen die ersten Arnsberger auf den Bergrücken südlich der mächtigen Grafenburg und initiierten die Stadtwerdung Arnsbergs. Vor 850 Jahren wurden die Reliquien der Heiligen Drei Könige von Mailand nach Köln überführt, wo sie auch noch heute zu bestaunen sind. Das ist aber nur möglich, weil sie 1792 nach Arnsberg gebracht und im Kloster Wedinghausen versteckt wurden, um sie vor der Vernichtung durch französische Revolutionstruppen zu bewahren. „Konstantinopel – Mailand – Köln – Arnsberg – Köln, das war ein langer Weg, machen wir was draus!“ sagte Vogel.
Plädoyer für ein freies und friedvolles Europa
Mit der Erinnerung an den Ersten Weltkrieg, der vor 100 Jahren begann und auf seinen Schlachtfeldern 1250 Familien aus den Orten der heutigen Stadt Arnsberg den Ehemann, Vater, Bruder oder Onkel nahm, kam Vogel wieder auf das Thema Europa, das er schon bei seinem Dank an alle ausländischen Kulturvereine der Stadt und insbesondere bei der Verleihung der Bürgermedille an das Centro Portugues und den Förderverein Caltagirone-Arnsberg angesprochen hatte. Er plädierte für das freie und friedvolle Europa, wie es der Neheimer Franz Stock vorausgedacht und mit möglich gemacht habe. Er erinnerte daran, dass es in Europa, bevor es die Europäische Union gab, durchschnittlich alle 15 Jahre Krieg gegeben habe, und dass auf dem Gebiet der EU 10.000 Soldatenfriedhöfe an diese Schrecken erinnern. 2014 sei ein Jahr, in dem sich auch die schweigende Mehrheit zu Europa bekennen müsse und seiner Überzeugung nach auch bekennen werde, so Vogel.