Hüsten. Das ehemalige Schwesternwohnheim Rumbecker Holz 2 b soll jetzt endgültig für die Unterbringung von Asylbewerbern und Flüchtlingen hergerichtet werden. Einen entsprechenden Beschluss soll der Haupt- und Finanzausschuss auf seiner wegen der Steinbrucherweiterung in Müschede einberufenen Sondersitzung am Donnerstag fassen. „Die vorhandenen städtischen Unterbringungsmöglichkeiten für Asylbewerber und Flüchtlinge werden nach realistischer Einschätzung im Mai/Juni 2015 erschöpft sein. Es besteht daher Handlungsbedarf zur Schaffung weiterer Kapazitäten. Das Gebäude Rumbecker Holz 2 b ist für die Aufnahme von Asylbewerbern und Flüchtlingen gut geeignet und lässt sich in einem vertretbaren finanziellen Rahmen her- und einrichten,“ heißt es in der Begründung des Bschlussvorschlags.
Bedarf trotz Landeseinrichtung in Oeventrop
Auch für den Fall, dass das Land in der ehemaligen Suchtklinik auf der Egge in Oeventrop Flüchtlinge unterbringt, soll an diesem Plan festgehalten werden. Denn bis zur Eröffnung sei mit weiteren Zuweisungen von Flüchtlingen zu rechnen und auch danach müssten Asylfolgeantragsteller aufgenommen werden, die bereits im ersten Asylverfahren der Stadt Arnsberg zugewiesen worden sind, weil deren Erstzuweisung wieder auflebe. Sollte die Landeseinrichtung in Oeventrop kommen, rechnet die Stadt damit, für etwa zwei Jahre keine neuen Asylbewerber zugewiesen zu bekommen. Dies solle zum Abbau der sehr dichten Belegung und für erforderliche Sanierungsmaßnahmen in den meist über 20 Jahre alten Unterkünften genutzt werden. Gleichzeitig trägt die Verwaltung auch Sorge, weitere größere dezentrale Unterkünfte zu prüfen und zu entwickeln und zwar für den Fall, dass eine Landeseinrichtung der Flüchtlingshilfe nicht in der ehemaligen Suchtklinik in Oeventrop errichtet wird.
Aufnahmekapazitäten spätestens im Juni erschöpft
Angesichts der Vielzahl der Krisensituationen insbesondere im Nahen Osten und in afrikanischen Ländern hat die Stadt Arnsberg derzeit eine Aufnahmeverpflichtung in einer Größenordnung von 90 bis 100 Menschen pro Quartal. Sie hält zurzeit vier Unterkünfte für die Unterbringung von Asylbewerbern und Flüchtlingen mit einer rechnerischen Maximalbelegung von 452 Plätzen vor. Die aktuelle Belegung am Stichtag 15. April lag bei 347 Personen. Es gab noch neun freie Zimmer, in denen noch maximal 37 Personen untergebracht werden können. Trotz parallel laufender Unterbringung in dezentralen Wohnungen ist damit die Aufnahmekapazität nach Schätzung der Verwaltung spätestens im Juni erschöpft.
„Das in der Ratssitzung am 11. März 15 beschlossene Unterbringungskonzept, nach dem Bewohner der Übergangswohnheime unter bestimmten Voraussetzungen Wohnraum auf dem freien Wohnungsmarkt anmieten können, hilft zwar die angespannte Unterbringungssituation zu entzerren. Jedoch können hierdurch nicht so große Kapazitäten geschaffen werden, um auf die Einrichtung eines weiteren ‚Übergangswohnkomplexes‘ verzichten zu können. Die aktuelle Situation erfordert somit ein zügiges Handeln der Verwaltung, heißt es in der Beschlussvorlage. Dieser Komplex soll nun im Rumbecker Holz geschaffen werden.
„Entspricht den aktuellen humanitären Anforderungen“
„Das ehemalige Schwesternwohnheim ist gut geeignet und entspricht den aktuellen humanitären Anforderungen, die im Unterbringungskonzept für neue Unterkünfte beschrieben werden,“ sagt die Verwaltung. Das Gebäude ermöglicht eine Unterbringung von bis zu ca. 60 Flüchtlingen. Die Mehrzahl der Zimmer ist für zwei bis drei Personen geeignet. Diese Zimmer verfügen über eine eigene Dusche und WC. Eine abgeschlossene Wohneinheit bietet genügend Platz für eine Familie mit bis zu vier Kindern. Für drei weiter Zimmer ohne eigene Sanitäreinrichtungen stehen Gemeinschaftseinrichtungen zur Verfügung. Ein großer Gemeinschaftsraum eignet sich ideal für die Angebote des Internationalen Arbeitskreises (z. B. für Sprachkurse) oder für Spielgruppen. Im Eingangsbereich des Gebäudes kann ein Zimmer als Hausmeisterbüro genutzt werden. Weiterhin wird derzeit darüber nachgedacht, eine städtische Betreuungskraft einzusetzen, die als Bindeglied zur Verwaltung fungieren soll. Deren Büro würde dann auch im Gebäude Rumbecker Holz eingerichtet.Die Präsenz städtischer Mitarbeiter und ehrenamtlich engagierter Bürger und Institutionen soll den im Rahmen der Bürgerversammlung am 16. März geäußerten Befürchtungen, dass das ruhige Wohnungsumfeld durch die dort zuziehenden Flüchtlinge gestört werden könnte, entgegenwirken.
Gemeinschaftsküchen und Waschraum im Keller
Obwohl das ehemalige Schwesternwohnheim seit nunmehr vier Jahren nicht mehr bewohnt wurde, befindet es sich laut Verwaltung für die beabsichtigte Nutzung in einem guten Gesamtzustand. Nach Einschätzung der städtischen Hochbauingenieure werden die Kosten für Inbetriebnahme der Heizung, Strom- und Wasserversorgung, kleinere Instandsetzungsarbeiten, Malerarbeiten und die Grundreinigung auf insgesamt 60.000 Euro geschätzt. Die beiden vorhandenen Teeküchen sind zu Gemeinschaftsküchen auszubauen. Entsprechung muss die notwendige Anzahl Herde, Spülen und Kühlschränke angeschafft werden. Die Zimmer sind mit Schränken, Tischen, Stühlen, Betten und Matratzen auszustatten. Für den Gemeinschaftraum sind in ausreichender Anzahl Tische und Stühle anzuschaffen. Im Keller ist ein Wasch- und Trockenraum mit der notwendigen Anzahl von Waschmaschinen einzurichten. Die notwendigen Anschaffungskosten belaufen sich nach Einschätzung des Büros für Zuwanderung und Integration auf insgesamt rund 30.000 Euro.
Stadt erwartet rund 235.000 Euro Sonderzuweisung
Die erforderlichen Kosten von 90.000 Euro sollen aus den zusätzlichen Zuweisungen zur Entlastung der Gemeinden bei der Aufnahme und Unterbringung von Asylbewerbern finanziert werden. Den Gemeinden werden bundesweit insgesamt 54 Mio. Euro zur Verfügung gestellt. Die Stadt Arnsberg erhält daraus 235.814 Euro. Auch für die Ausstattung der bereits bestehenden Übergangswohnheime sind noch weitere Anschaffungen erforderlich, die ebenfalls aus den zusätzlichen Entlastungsmitteln finanziert werden sollen.