Arnsberg. „Das ist wichtig, ich danke für die einstimmige Entscheidung,“ sagte Bürgermeister Hans-Josef Vogel, nachdem der Haupt- und Finanzausschuss die Einrichtung städtischen Wohnraums für die Flüchtlingshilfe im ehemaligen Schwesternwohnheim im Rumbecker Holz beschlossen hatte. Das Wohnheim, das noch recht gut in Schuss ist und etwa 60 Flüchtlinge überwiegend in Zwei- und Dreibettzimmern mit eigener Nasszelle aufnehmen kann, soll jetzt für rund 90.000 Euro kurzfristig hergerichtet werden. Ziel ist es, dass die ersten Bewohner noch vor den Sommerferien einziehen können.
Stadt auf Suche nach weiteren Unterkünften
Die aktuellen Flüchtlingszahlen seien weiter eine große Herausforderung, sagte Vogel. Und weil die Zentrale Unterbringungseinrichtung des Landes in Oeventrop derzeit nicht mehr aktuell sei und niemand wisse, ob und wann sie wieder aktuell werden könnte, brauche die Stadt Arnsberg auch noch weitere Unterkünfte, um den Ansturm zu bewältigen. „Natürlich prüfen wir Gebäude,“ sagte Vogel den Politikern, bat aber um Verständnis, dass die Stadt nicht jedesmal sofort an die Öffentlichkeit gehe, wenn sie ihre Arbeit mache. „Wir sehen uns verschiedene Optionen an und bewerten diese. Und wir informieren, wenn etwas spruchreif ist, so wie wir das im Rumbecker Holz mit der Bürgerversammlung und Objektbesichtigung auch gemacht haben.“ Möglicherweise werde das schon sehr zügig der Fall sein.
Caritasverband und Aktion Mensch sorgen für „Kümmerer“
Der Bürgermeister berichtete auch, dass der erste Runde Tisch im Rumbecker Holz bereits stattgefunden habe. Die Resonanz sei sehr gut gewesen und die Bereitschaft zu helfen und sich bürgerschaftlich zu engagieren sehr hoch. Und Fachbereichsleiter Helmut Melchert konnte ankündigen, dass es neben dem Hausmeister, der im Rumbecker Holz eine Wohnung im Objekt haben soll, neben einem festen städtischen Ansprechpartner für die Bewohner wie für die Anlieger, neben den Mitarbeitern des Internationalen Arbeitskreises, die im Gemeinschaftsraum Sprachkurse anbieten, und anderen ehrenamtlichen Helfern ein zusätzliches Betreuungsangebot geben solle. Der Caritasverband hat einen Fördertopf der Aktion Mensch angezapft und kann damit sogenannte „Kümmerer“ finanzieren. „Die Bürgergesellschaft und die Verwaltung ist heute viel besser aufgestellt als bei der ersten großen Flüchtlingswelle während des Jugoslawienkriegs in den 90-er Jahren,“ stellte Vogel fest. Und er verwies dabei auf neue Studien aus Kanada, dass dort Flüchtlinge bei entsprechenden Voraussetzungen eine gleich hohe Integrationsquote haben wie die Neu-Kanadier, die mit einer Green Card ins Land gekommen sind.
Wulf: „Schön, in so einer Stadt zu leben“
Vogel berichtete auch, dass er die Entwicklung in Oeventrop, wo der Investor unmittelbar vor der Bürgerversammlung abgesprungen war, „immer im Gefühl gehabt“ habe, denn die monatelangen Verhandlungen der Bezirksregierung mit dem Investor seien stets schwierig gewesen. Die Diskussion mit rund 400 Oeventropern am Dienstag in der Schützenhalle sei dennoch sehr hilfreich gewesen, so Vogel, denn sie habe gezeigt, dass es auch in Oeventrop eine enorme Hilfsbereitschaft gebe, aber auch, dass Fremdheit Phantasie erzeuge. Grünen-Fraktionssprecher Hans Wulf, der ebenfalls in Oeventrop war, bilanzierte: „Es hat keine fundamentale Kritik gegeben. Es ist schön, in so einer Stadt zu leben.“ Andreas Posta (SPD) sagte, im Rumbecker Holz gebe es jetzt die Chance, zu zeigen, dass es gut funktioniere, wenn alle ins Rad greifen, und so anderen die Ängste zu nehmen, wenn auch neue Standorte ins Spiel kommen.