Sundern. Im März werden die ersten Asylbewerber in der ehemaligen Dietrich-Bonhoeffer-Schule einziehen. Das hat Bürgermeister Detlef Lins am Dienstag abend bei einer Informationsveranstaltung vor Ort angekündigt. Rund 50 Bürger, darunter viele Anwohner, aber auch Politiker und in der ehrenamtlichen Flüchtlingsbetreuung tätige Sunderner waren gekommen, ließen sich im Pausenhof informieren und besichtigten eins der hergerichteten ehemaligen Klassenzimmer.
Rat hat vorübergehende Nutzung beschlossen
Bereits im Oktober, so Lins, habe der Rat beschlossen, die ehemalige Schule vorübergehend als Flüchtlingsunterkunft zu nutzen, wenn dies erforderlich werde. In der Zwischenzeit seien die Brandschutzauflagen erfüllt und auch einige Duschen installiert worden. In der Zwischenzeit habe die Zahl der Flüchtlinge in Sundern aber auch die 200er-Marke erreicht und mit den aktuellen Zuweisungszahlen sei ein Punkt erreicht, wo die Neuankömmlinge nicht mehr alle privat untergebracht werden können. So seien im ganzen letzten Jahr 19 Asylbewerber aus dem Kosovo nach Sundern gekommen, im neuen Jahr bisher aber schon 29.
Bis zu 62 Bewohner in vier Abschnitten
Der zuständige Fachbereichsleiter Stephan Urny erläuterte den Zuhörern kurz den Weg der Asylbewerber, bis diese der Stadt Sundern zugewiesen werden. Fast täglich, so Urny, kämen derzeit Mails von der Bezirksregierung, die Neuankömmlinge ankündigen, die dann innerhalb kürzester Zeit untergebracht und erstversorgt werden müssen. Auch wenn es regelmäßig Abgänge gebe, seien die beiden städtischen Unterkünfte an der Hochstraße in Hachen und am Thomas-Beckett-Weg in Sundern sowie städtische und private Wohnungen nicht mehr ausreichend, um alle unterzubringen. Urny erläuterte, wie das Gebäude der Dietrich-Bonhoeffer-Schule in vier Abschnitten dem Bedarf folgend genutzt werden soll, wobei die Räume des SKF im Bereich des ehemaligen Lehrschwimmbeckens davon unberührt bestehen bleiben. Insgesamt sollen bis zu 62 Personen untergebracht werden. das Gebäude ist groß, wir rechnen mit etwa 10 Quadratmeter pro Person. Andere Unterkünfte bieten oft nur fünf oder sechs Quadratmeter, aber wir möchten den Standort nicht überfrachten,“ sagte Urny.
Gemeinschaftsküche im Untergeschoss
Als erster Abschnitt können Teile des Erdgeschosses und des Untergeschosses bezogen werden. In den ehemaligen Klassenräumen werden sechs Betten aufgestellt. Im Untergeschoss steht die große ehemalige Schulküche zur Verfügung. Dazu gibt es einen Wäsche- und Hygieneraum mit mehreren Waschmaschinen und einen Raum, der für bürgerschaftliches Engagement und Vorortbetreuung durch Rathausmitarbeiter genutzt werden kann. Drei weitere Abschnitt im Erd- und Obergeschoss sollen nach und nach genutzt werden, wenn der Flüchtlingsstrom anhält.
Nähe zur Innenstadt ist gewünscht
Urny sagte auch, dass es eine bewusste Entscheidung ist, die Flüchtlinge in diesem innenstadtnahen Gebäude unterzubringen und nicht etwa in Kloster Brunnen oder anderswo im Außenbereich. „Wir wollen, dass diese Menschen da leben, wo Ärzte, Apotheken und Läden sind, wo sie kurze Wege zu ihren Sprachangeboten, zur Eingangsklasse der Hauptschule und zur Caritas haben.“ Und noch ein guter Grund, so Urny, seien die Außenanlagen des Schulgebäudes, über die er sehr froh sei, weil sie gute Möglichkeiten böten, den Bewohnern etwas von der staatlich verordneten Langeweile zu nehmen. Urny setzt einerseits auf die Selbstorganisation der Bewohner, stellt aber auch eine tägliche soziale Betreuung sicher. Der Mitarbeiter Stefan Greulich ist eigens für diese Aufgabe abgestellt und damit auch Ansprecherpartner für die Anwohner.
„Das wird kein Hotel hier“
Die Besucher der Infoveranstaltung hatten auch die Möglichkeiten, einen der Klassenräume, die im März belegt werden sollen, zu besichtigen. Sie sahen nicht viel mehr als sechs neue Bettgestelle mit sechs ebenfalls neuen, noch in Schutzfolie verpackten Matratzen sowie sechs alte Wandschränke. Gardinen und Vorhänge, Bettwäsche sowie Trennwände zwischen den Schlafbereichen werden noch kommen, viel mehr aber nicht. „Das wird kein Hotel hier,“ sagte Urny, der aber gleich hinzufügte, dass in diesen Räumen keine Familien und vor allem keine Kinder untergebracht werden. Familien werde man auch weiterhin in Wohnungen unterbringen.
Lins: „Willkommen ist wichtig“
Bürgermeister Lins betonte, dass die Neuankömmlinge im Regelfall schwer traumatisierte Menschen seien, die aus den Teilen der Welt kämen, wo es brenne. Er halte es für wichtig, diese Menschen in Sundern willkommen zu heißen, und für richtig, dass eins der reichsten Länder der Welt ihnen helfe. „Ich hoffe, Sie sehen das genau so!“, sagte er an die Anwohner gewandt.
Bürgermeister gibt Kosovo-Fernsehen Interview
Lins sprach aber auch die nicht begründeten Fälle an, insbesondere die aktuell so zahlreichen Asylsuchenden aus dem Kosovo. Denen werde derzeit von Werbern versprochen, das es hier Arbeit gebe und ihnen gut gehen werde, so Lins. Er werde deshalb am Freitag einem Fernsehsender aus dem Kosovo ein Interview geben und dabei den Menschen dort sagen, sie sollten sich die vielen tausend Euro, die eine Einreise nach Deutschland kostet, sparen, denn das Schlaraffenland, dass ihnen versprochen werde, gebe es hier nicht. Stephan Urny fügte hinzu, dass die Anerkennungsquote für Asylbewerber aus dem Kosovo bei einem Prozent liege. „Der Rest wird wieder gehen müssen.“ Es sei allerdings realistisch, mit einem halben Jahr zu rechnen, bis es soweit sei.
Dank an viele ehrenamtliche Helfer
Er hoffe, dass die Unterbringung der Flüchtlinge in der ehemaligen Schule möglichst reibungslos klappe, sagte Urny machte ebenso wie Lins deutlich, dass sie „ganz dankbar“ sind für die wichtige und vielfältige Unterstützung durch ganz viele ehrenamtliche Unterstützer in der Stadt.