Arnsberg. Ein volles Haus und der aus allen Nähten platzende Veranstaltungssaal war am Mittwoch nur ein besonderes Merkmal der urkomischen Lesung des Sauerlandbarden, Reiner Hänsch, im SGV-Jugendhof. Die beiden SGV-Abteilungen Arnsberg (verantwortlich Willy Verbanc) und Oeventrop (verantwortlich Willi Linn), boten im Arnsberger Hasenwinkel eine Reiner Hänsch-Lesung seines neuen Buches „Die Faxen dicke“ an. Etwa 130 Gäste füllten den Saal sprichwörtlich bis in die letzte Ecke, als der Buchautor und bekannte „Zoff“-Sänger seine Lesung auf einer eigens für ihn und sein Equipment errichteten Bühne startet.
Familie Knippschild hat „Die Faxen dicke“
Hänsch wärmte die Zuschauer bereits mit einer Stimmenimitation von Marcel Reich-Ranicki auf, in dem er sich ein Konterfei des bekannten Literaturkritikers und Querdenkers vor sein Gesicht hielt und im typischen Reich-Ranicki-Stil sein neues Werk, „Die Faxen dicke“, lobte, aber auch zerriss. Dann startete die eigentliche Lesung, in der es um eine typische Sauerländer Familie geht, mit all ihren „dörflichen“ Eigenarten und überzeichneten hinterwäldlerischen Verhalten. Da waren Papa Alex Knippschild, Mama Steffi und der elfjährige neunmalkluge Sohn Max. Alex, gestresster Redaktionsleiter des fiktiven Sauerländer Anzeigenblättchens „Sauerlandbeobachter“ hatte einen Tapetenwechsel mehr als nötig. Er hatte absolut „die Faxen dicke“. Die Familie suchte sich im Reisebüro mit viel Unannehmlichkeiten und Umständen ein Ziel auf der anderen Seite der Erdkugel aus, wo nur die Sonne scheint (zumindest scheinen sollte), die Palmen wachsen, ihnen die fernöstlichen Früchte sprichwörtlich in den Mund wachsen und die pralle Urlaubsruhe zu Hause ist.
Das Chaos nimmt seinen Lauf
Es wäre nicht ein typischer Hänsch-Roman, wenn bei Reiseantritt nicht schon das Chaos eintreten würde. Das Publikum war von Anfang an begeistert und „ging voll mit“. Immer wieder unterbrach tosender Applaus die mit Musik und humoristisch-ironischen Liedern aufgelockerte aberwitzige Lesung. Der Urlaub der Sauerländer Knippschild-Familie, übrigens in der Zeit über Weihnachten und Neujahr, war an Komik und unerwarteten Erlebnissen nicht zu überbieten. Da löste eine im Hotel verzehrte Eisbombe unerwartete „Toilettentriebe“ aus, da musste sich der neugierige Sohnemann Max von der „Echtheit“ eines Travestiekünstlers überzeugen, oder die ganze Familie Knippschild mit ihrer Urlaubsbekanntschaft echte Urwald-Abendteuer bestehen, als ihr Leihwagen, ein kleiner roter Jeep, mitten im Schlamm der Wildnis stecken blieb. Und so setzten sich die dringend benötigten Ferien dieser Romanhelden fort, an den im Sauerland noch die größten Erwartungen gestellt wurden. Doch immer mal wieder sehnt man sich in die Heimat zurück: „wo es eigentlich auch ganz schön ist“.
Musikalisches von Freddy bis Zoff
Reiner Hänsch gestaltete den Abend außergewöhnlich lustig, witzig und (selbst)ironisch, sodass etliche Zuschauer sogar ihre Lachtränen abwischen mussten; nicht zuletzt auch deswegen, weil der Protagonist ein Freddy Quinn-Medley in verschiedenen Dialekten aufführte, was echt zum Schießen war. Nach einer lautstark geforderten Zugabe beendete Hänsch das Programm mit seinem bekannten Zoff-Lied, „Sauerland, mein Herz schlägt für das Sauerland “. Hierbei sang die begeisterte Zuschauermenge wie selbstverständlich lauthals mit. Natürlich wurde auf dieser Lesung auch das neue Buch, „Die Faxen dicke“, von dem Bühnenakteur empfohlen und unter Mitwirkung einer Arnsberger Bücherei vom Steinweg in der Pause und am Veranstaltungsende angeboten. So hatte Hänsch noch Gelegenheit, die hier erstandenen Exemplare eigenhändig zu signieren, wovon viele Besucher Gebrauch machten. Das Werk gibt es in der Bücherei weiterhin zu kaufen (14,90).
Das dritte Buch ist bereits in der Mache
Reiner Hänsch avisierte, dass er, nach Band 1 „Rotzverdammi“ und diesem Band 2 „Die Faxen dicke“, bereits einen Dritten ins Auge gefasst habe. Nach den Veranstaltungserfolgen von inzwischen zwei Hänsch-Lesungen („Rotzverdammi“ war im Februar ebenfalls im SGV-Jugendhof) werden die beiden SGV-Abteilungen Arnsberg und Oeventrop sicher wieder eine Gemeinschaftsveranstaltung anbieten, waren sich die beiden SGV-Verantwortlichen, Willy Verbanc und Willi Linn, einig.
Klaus Peters