Arnsberg. Voran das Blasorchester der Bürgerschützen mit klingendem Spiel, dann die muskelstarken Handballer des TVA mit dem Fachwerkgerüst, gefolgt von den Mitgliedern des Fördervereins Bürgergärten und zahlreichen Schaulustigen und als Nachhut der historische Veltins-Lkw mit dem nötigen Treibstoff auf der Ladefläche, so zog das dritte Gartenhäuschen vom Glashaus im Hof von Kloster Wedinghausen zu seinem neuen dauerhaften Standort in den Bürgergärten auf der Aussichtsplattform über dem Ruhrtal um.
Kräftige TVA-Handballer bewegten das dritte Häuschen
Eine Woche lang hatte das um einige neue Balken ergänzte Fachwerkgerüst des Gartenhäuschens im Rahmen der Denkmalausstellung im Glashaus gestanden. Mit großem roten Megaphon begrüßte Uwe Schmidtke, der 1. Vorsitzende des Fördervereins Bürgergärten, die Schaulustigen und fragte das verblüffte Publikum zunächst nach einigen starken Männerhänden, weil sich die Handballer verspätet hätten. Die waren dann aber doch da und stemmten sich in die Tragegurte, bewegten das Holzgerüst, von dem niemand so genau wusste, wie schwer es denn wirklich ist, denn gewogen werden konnte es nicht. Die Schätzungen reichten von 450 bis 750 Kilo. Den aktiven Handballer, die anpackten, kam es wohl eher wie eine Tonne vor.
Am Ende nochmal Drehung um 180 Grad notwendig
Das Häuschen wurde angehoben, aufgebockt, gedreht und dann auf Metallrollen über den Klosterhof gerollt. Sven Meißner, der 2. Vorsitzende des Fördervereins Bürgergärten, und der Rumbecker Schmied Uwe Kramer, packten kräftig mit an und mit einem letzten Ruck war das Häuschen schließlich sicher auf einem Anhänger angekommen. In langsamer Fahrt setzte sich der Tross dann in Bewegung, machte auf dem Neumarkt eine Pause für ein kleines Ständchen und eine Erfrischung und näherte sich über den Parkplatz des Mariengymnasiums dem neuen Standort. Die letzten 30 Meter war nochmals Muskelkraft gefragt. Die schräge Rasenböschung hinab wanderte das Häuschen problemlos und auch die Lücke im Zaun passte so gerade. Schon bald stand das Häuschen auf dem vorbereiteten Sockel und Beifall des Publikums, das sich längst verdoppelt hatte, brandete auf. Doch dann hieß es „Nochmal in die Gurte, drehen!“. Das Häuschen stand falsch herum, die Fensteröffnungen zeigten nicht in Richtung Ruhrtal, sondern in Richtung Schule. Doch auch der letzte Kraftakt war schnell bewältigt.
Vogel: Mit viel Liebe ein wahres Kleinod geschaffen
Nachdem Sven Meißner den Richtspruch aufgesagt hatte, weihte Bürgermeister Hans-Josef Vogel – im Zusammenspiel mit einem April-Regenschauer – die nun fertiggestellten Bürgergärten auch offiziell ein. Er erinnerte an die Besonderheit, dass das Projekt Bürgergärten schon nach Fertigstellung des ersten Bauabschnitts preisgekrönt worden sei und 2012 in Berlin einen Preis für Stadtentwicklung und Baukultur bekommen habe. Er dankte allen Beteiligten, die mit viel Liebe und Engagement bei der Verwandlung eines früher privaten in einen öffentlichen Bereich ein wahres Kleinod geschaffen hätten. Vogel schwärmte von einer fast toskanischen Situation. Alte Bäumen, Rosen- und Staudenbeete, ein verzweigtes Wegenetz, Sonnenliegen und die Aussichtsplattform mit Gartenhäuschen und Ruhrblick ergänzen den ersten Bauabschnitt mit den beiden alten Gartenhäuschen und schaffen über eine Brücke über den Mühlengraben den Anschluss an den Ruhrtalradweg. Dieser Anschluss sei ganz wichtig, so Vogel, denn die Bürgergärten seien eine Attraktion für die Arnsberger, für ihre Gäste und für die vielen Radtouristen, die eingeladen werden sollen, hier eine Pause und möglichst auch einen Abstecher ins Klassizismusviertel und die Altstadt zu machen. Und die Erfahrungen aus den letzten sonnigen Tagen zeigen, dass dieses Angebot auch angenommen wird.