Arnsberg/Herdringen/Holzen. Am 19. September wird in Herdringen der erste Gesamt-Arnsberger Schützenkönig ermittelt, einen Tag zuvor in Holzen der erste Arnsberger Jugend-Schützenkönig. Bürgermeister Hans-Josef Vogel, Thomas Lepping als 1. Brudermeister der Schützenbruderschaft Holzen und Thomas Reiß als Hauptmann der Schützenbruderschaft Herdringen haben jetzt anlässlich der Freischaltung der Internetseite das geplante Programm für das dritte Septemberwochenende vorgestellt. „Das Motto heißt ‚Keep simple, wir machen es einfach‘ “, so Vogel. Alles soll überschaubar und ohne Zwang sein, denn sonst mache es keinen Spaß. Für Reiß und Lepping steht neben dem Beitrag zur gesamtstädtischen Integration die praktische Umsetzung im Vordergrund. Sie wollen zeigen, dass ein solches Fest funktionieren und sich auch in den Folgejahren als eine Veranstaltung etablieren kann, die auch kleinere Vereine stemmen können.
Eine neue Stadt braucht ein neues Fest – sofort oder nach 40 Jahren
Bürgermeister Vogel hatte die Idee bereits vor anderthalb Jahren mit den Spitzen der Schützenvereine in der Stadt erstmals diskutiert. Im Sinn habe er dabei ein bereits 40 Jahre altes Zitat eines Schmallenberger Unternehmers gehabt, das ihm von Landrat Dr. Karl Schneider zugetragen worden sei, sagte Vogel. Anlässlich der kommunalen Neuordnung habe der Strumpffabrikant gesagt, wenn man eine neue Stadt schaffe, müsse man auch ein neues Fest schaffen. „Möglicherweise,“ so Vogel, „haben wir da in Arnsberg 40 Jahre lang etwas verpasst.“ Andererseits, so Vogel, seien 40 Jahre ja nur eine kurze Zeitspanne gemessen an den Jahrhunderten, die die Schützenbruderschaften bereits bestehen. Er könne sich das Arnsberger Schützenfest gut als zweites stadtweites Fest vorstellen neben dem Dies Internationalis, der Jahr für Jahr viele Menschen aus allen Stadtteilen auf den Neheimer Markt locke. Bei der Formulierung, dass künftig „ein Stadtvogel ausgeschossen“ werden solle, geriet Vogel ein wenig ins Schmunzeln, wurde sogleich aber wieder sachlich. Auf jeden Fall müsse das Schützenwesen dezentral bleiben. Denn gerade in den Dörfern, deren Vielfalt eine Stärke Arnsbergs sei, sei das jährliche Schützenfest das verbindende Element.
„Kein zweites Kreisschützenfest“
Thomas Reiß erläuterte ausführlich, was das neue Arnsberger Schützenfest nicht sein solle – kein zweites Kreisschützenfest mit angemieteten Großzelten, aufwändig abgesperrten Marschwegen und finanziellen Risiken für die ausrichtenden Vereine, mit anderen Worten kein großes schillerndes Fest. Und auch kein Startschuss zur Gründung eines Stadtschützenbunds, keine Veranstaltung, die sich gegen den Kreisschützenbund richtet und die althergebrachte Ämterstruktur aufbrechen wolle. Es soll keinen Riesenumzug mit endlos vielen Hofstaatmitgliedern und Musikkapellen geben. Auch soll es keine zusätzlichen und womöglich ungeliebten Pflichttermine geben. So soll der neue Arnsberger Schützenkönig nicht mit Pflichtterminen belastet werden. Es soll dem Amtsinhaber freigestellt sein, wo und wie oft er sich zeigt. Auch in einigen anderen Punkten haben die Organisatoren Abläufe geplant, die mit der einen oder anderen Schützentradition brechen, um die Veranstaltung einfacher zu machen.
Auch kleinere Vereine sollen Ausrichter sein können
Nachdem die Idee geboren war, aber keiner der großen Vereine im Stadtgebiet so recht den Anfang machen wollte, haben sich die Schützen aus Herdringen, Holzen und Müschede zusammen getan, um ein Konzept zu erarbeiten und um zu zeigen, dass auch mittelgroße Vereine ein solches Fest stemmen können. Ein zentraler Punkt des erarbeiteten Konzepts ist die Trennung von Schützenfest und Jugendschützenfest. „Das gibt auch Vereinen mit nicht so großen Hallenkapazitäten die Möglichkeit, sich als Ausrichter zu beteiligen,“ so Thomas Lepping aus Holzen, denn im Laufe der Jahre sollten ja möglichst viele Vereine Ausrichter sein. Das Jungschützenfest in Holzen am 18. September soll deswegen auch einen einfachen Ablauf haben: Antreten – kurze Begrüßung – Vogelschießen an die Bieber – Marsch in die Halle – Proklamation und dann Party bis 2 Uhr morgens. Die Musik soll ein DJ machen, um beim ersten Mal die Kosten im Rahmen zu halten, denn alles soll stemmbar bleiben. Gefeiert wird als Freibierfest mit 20 Euro Eintritt für Männer und 15 für Frauen. Alterslimit ist 16. Lepping erwartet derzeit die Könige von elf Jungschützenkompanien aus dem Stadtgebiet.
Der erste Stadtadler wird eine Krähe sein
Auch tags drauf in Herdringen wird es, wie im Krähendorf Tradition, ein Freibierfest geben, wobei der Eintritt jeweils fünf Euro höher liegt als bei der Jugend. „Das ist keine Einladung zum Flatrate-Saufen, sondern ganz einfach die entspanntere und kommunikativere Art, Schützenfest zu feiern,“ sagt Thomas Reiß, der weiß, dass er insbesondere bei den Grünröcken aus der östlichen Stadthälfte in Sachen Freibierfest noch ein wenig Entwicklungshilfe leisten muss. Aber das sei auch ein Ziel, alle Gäste von dem Charme dieser Art des Feierns zu überzeugen. Auch auf eine andere Herdringer Tradition wird nicht verzichtet. Der erste Arnsberger Schützenkönig wird keinen Adler, sondern eine Krähe abschießen müssen. Das Fest am Samstag beginnt bereits um 14 Uhr mit dem Empfang der Königspaare auf der Freilichtbühne in Herdringen. Die Stadt hat ihre traditionelle Veranstaltung im historischen Rathaus mit der Eintragung der Königspaare ins Goldene Buch der Stadt verlegt, um diesem Schützenfest noch ein wenig mehr Bedeutung zu geben.
Neue Form des Festzugs mit fünf Blöcken
Neuland betreten die Organisatoren mit der Zusammenstellung des Festzugs. Der wird hinter den beiden neuen Königen aus fünf Blöcken bestehen. Der erste Block sind die Ehrengäste, der zweite ist ein Fahnenblock. „Wie beim Einmarsch auf dem Münchener Oktoberfest,“ so Reiß. Dann folgt ein Block mit den Königspaaren, jeweils mit einem Schildträger. Danach kommen – gemischt in einem Block – die Vorstandsmitglieder der Gastvereine und am Ende schließlich die Mitglieder des ausrichtenden Vereins, soweit diese nicht andere Aufgaben haben. Die Vereine, die nach Herdringen kommen, sollen frei sein in der Größe ihrer Delegation und können ihre Musik zu Hause lassen. Es wird beim Fest nur zwei Spielmannszüge und drei Kapellen geben, die der Veranstalter alle schon verpflichtet hat. Thomas Reiß erwartet über 20 amtierende Könige beim Krähenschießen. Eingeladen sind alle Vereine im Arnsberger Stadtgebiet, die eine Satzung haben und alljährlich eine schützenfestähnliche Veranstaltung mit einem König abhalten. Also neben den traditionellen Schützenbruderschaften auch der Neheimer Jägerverein und Freundschaftsclubs wie Sonnendorf und Ruhr-Möhne-Eck. Absagen habe es noch keine gegeben, einige wenige Vereine hätten aber Probleme mit Terminüberschneidungen.
Platz für an die 2000 Gäste
Auch am Samstag soll der offizielle Teil nach dem Marsch zur Halle schnell zu Ende sein und die Veranstaltung Partycharakter annehmen, wobei die Musik verschiedene Geschmäcker bedienen soll. Von traditioneller Festmusik bis zu Pop und Rock von „Next Generation“, von der beliebten Herdringer Thekenrunde bis zu den ebenso beliebten Telgter Biergartenbläsern ist alles dabei. Thomas Reiß erwartet hier einen guten Schützenfesttag mit 1800 bis 1900 zahlenden Gästen auf dem Hof. Die Tageskasse ist offen. Willkommen sind alle, die mitfeiern möchten.