Arnsberg. Abgerissen wird das Brückencenter keinesfalls , denn die Bausubstanz des über 30 Jahre alten Objekts ist erstaunlich gut. Dennoch wird im Inneren des sichtlich in die Jahre gekommenen Einkaufstempels kein Stein auf dem anderen bleiben. Bis auf die Stahlbetonträger und die Decken muss innen alles raus, haben die Mitarbeiter des neuen Eigentümers jetzt auf einer Pressekonferenz im Rathaus angekündigt.
Im September oder Oktober 2015, auf jeden Fall rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft, wird ein „komplett neues“ Brückencenter entstanden sein, sagt der Architekt Jürgen Schuh aus Kassel. „Hell, modern und elegant“ soll das Center werden, mit ganz neuen Lufträumen über alle Ebenen, die alle bequem über Rolltreppen zu erreichen sein werden. Auch das schon lange weitgehend ungenutzte Basement soll reanimiert werden, auch wenn die geringeren Raumhöhen hier nicht jede Nutzung zulassen. Die Mall im Inneren des Gebäudes, deren momentanen Zustand der Architekt höflich als „altmodisch“ beschreibt, bekommt nicht nur ein neues Gesicht, sondern auch einen vierten Ausgang zum Kapellenplatz, der auch diese etwas triste Ecke beleben soll. Für die Fassaden verspricht der Architekt ein ganz neues Bild. Ganz wichtig sei dabei die Front zum Europaplatz, denn die sei das Gesicht des Centers und dort werde es durch die Umfeldplanungen der Stadt am Brückenplatz viel neues Leben geben.
Das Motto „mehr Komfort“ gilt auch für die Autofahrer, denn die Center-Betreiber erwarten, dass die Mehrzahl der Kunden mit dem Auto kommen werden und wollen die Zahl der Parkplätze auf den beiden oberen Ebenen unverändert lassen. Verschwinden soll allerdings die alte Einfahrt. „Eine steile Rampe hoch und dann direkt vor eine Betonwand – das ist nicht so toll!“ sagt der Architekt. Die neue Zufahrt zu den Parkdecks soll von der Clemens-August-Straße erfolgen. Der Pavillion, in dem heute noch die Lokale „Beckmann’s Bar“ und „Cheer’s“ untergebracht sind, soll dafür ebenso abgerissen werden wie der leerstehende Anbau der ehemaligen Volksbank. Der Investor hat beide Gebäude zu diesem Zweck bereits erworben. Der denkmalgeschützte Altbau der Volksbank soll als Baubüro dienen und nach Fertigstellung des Centers eine neue Nutzung finden. Auch die Warenanlieferung soll künftig statt über die Straße „Zum Schützenhof“ über die Clemens-August-Straße erfolgen. Die alte Anfahrsituation wäre für die heutigen Sattelzüge von teils mehr als 16 Meter Länge nicht mehr zeitgemäß.
Der Umbau des Brückencenters soll in Abstimmung mit den Straßenbauarbeiten der Stadt schon Anfang 2014 beginnen und „am offenen Herzen“ erfolgen, also ohne eine Komplettschließung. Der Architekt plant derzeit mit drei Bauabschnitten. Geschäfte, die bleiben wollen, haben zwei Möglichkeiten. Mit gewissen Einschränkungen am alten Platz offenhalten und dann über ein Wochenende in die fertiggestellten neuen Räume umziehen oder aber das Center zeitweise verlassen, eventuell Mitarbeiter in anderen Filialen parken und dann zurückkehren, wenn die schönen neuen Räume einzugsfertig sind. Die erste Möglichkeit wird Woolworth wählen, die zweite voraussichtlich Deichmann. Diese beiden Namen nannte Centermanager Ruediger W. Pinno, Geschäftsführer der Bad Hersfelder Firma Rosco, als er nach den künftigen Mietern im Center gefragt wurde. Andere Namen mochte er noch nicht nennen, um Vertragsverhandlungen nicht zu verkomplizieren. „Es gibt Mieter, die bleiben,es gibt Mieter, die gehen, und es gibt Mieter, die wir neu gewinnen. Auf 70 Prozent der rund 11.000 Quadratmeter Fläche haben wir bereits Leerstand,“ sagte Pinno, der klare Vorstellungen hat, wie der künftige Besatz aussehen soll: ein Nahversorgungszentrum, das „die Grundbedürfnisse Essen, Trinken und Waschen“ befriedigt, also Lebensmittel und Drogerie. Dazu soll neben Dienstleistern auch Bekleidung und Freizeit im Angebot sein, alles „aus dem mittleren Segment“. Die Ansiedlung von Premium-Marken sei nicht zu erwarten, ein Abdriften in den Discountbereich werde es auf keinen Fall geben. Auch für die Gastronomie will Pinno eine deutliche Aufwertung, setzt auf die vielen Beschäftigten im Behördenumfeld, denen die Möglichkeit zur Mittagspause mit guter Aufenthaltsqualität geboten werden soll. Ein wettergeschützter Food Court im Erdgeschoss soll durch Außengastronomie auf dem Europaplatz ergänzt werden. Abendgastronomie, die über die Öffnungszeiten der Geschäfte hinausgeht, ist im Inneren des Centers nicht geplant.
Pinno machte auch deutlich, dass der Zuschnitt der Geschäfte nicht mehr wiederzuerkennen sein wird. Ein Drogeriemarkt von der Größe des alten Schlecker sei heute nicht mehr denkbar, da brauche man schon 800 Quadratmeter, was bisher im Center nicht möglich war. Auch Deichmann werde sich künftig auf „gut aufgeräumten 600 Quadratmetern“ präsentieren. Auf jeden Fall, so Pinno, werden zu den rund 20 Millionen Euro, die der neue Besitzer in das Brückencenter investiert, auch noch etliche Millionen hinzukommen, die die neuen Mieter in die Einrichtung ihrer Geschäfte stecken werden.