Sundern/Hachen. Die Bürgerinitiative Nelliusstraße Hachen hat am Montag einen „Kompromissvorschlag“ an Bürgermeister Lins geschickt und um eine kurzfristige Stellungnahme gebeten, „da eine Einigung im laufenden Verfahren nur vor der Abstimmung im Rat am 06. 02. 2014 erfolgen kann“. Die BI nennt darin den FDP-Vorschlag, auf die Umbenennung zu verzichten und eine Informationstafel zu errichten, eine tragbare Lösung. Sie würde das Bürgerbegehren zurückziehen, wenn der Rat sich für diese Lösung entscheide. Die BI schreibt auch, sie sei an die Wiederherstellung des inneren Friedens in der Stadt interessiert. Gleichwohl spricht sie trotz der klaren Haltung der drei Ratsfraktionen von CDU, SPD und Grünen von einer Pressekampagne und nennt die Autoren der neuen Nellius-Dokumentation ein „Anklägergremium“.
„Neue Dokumente … sind nichts Neues“
Die Stellungnahme der BI im Wortlaut:
„In der Pressekampagne der Nellius-Ankläger wird die Bürgerinitiative zunehmend kritisch beurteilt. Wir stellen hier nochmals fest, dass sich der Rat der Stadt bereits im Vorfeld auf eine Umbenennung der Nelliusstraße geeinigt hatte, ohne die Anwohner ausreichend zu informieren.
Die vom Anklägergremium vorgestellten neuen Dokumente im 2. Anlauf bauen auf den alten Vorwürfen gegen Nellius auf und sind nichts Neues. Nellius konnte keine Beteiligung an den Mordaktionen der Nazis nachgewiesen werden hatte sich aber als Komponist dem System zur Verfügung gestellt, deshalb wurde er zunächst von den Alliierten nach Sichtung der Dokumente als „minderbelastet“ und in einem weiteren Entnazifizierungsverfahren unter Vernehmung zusätzlicher Zeugen als unbelastet eingestuft. Dieses, heute von den Anklägern als „Persilschein“ dargestellte Dokument, wurde dem Rat der Stadt erst durch die BI kenntlich gemacht und hat weiterhin Gültigkeit.
Es ist falsch, dass die BI nicht kompromissbereit ist. Der Vorschlag der FDP, den Straßennamen zu belassen und eine Informationstafel über die Licht- und Schattenseiten des Komponisten zu errichten, wird begrüßt. Die BI sieht darin eine tragbare Lösung, die weiteren Straßenumbenennungen einen Riegel vorschiebt. Wer garantiert uns, dass nicht demnächst die Namen Willi Weyer, Heinrich Lübke oder auch Christine Koch zur Debatte stehen? In der Zeitschrift „Der Spiegel“ Ausg. 6 S. 46 „Historischer Exorzismus“ ist dazu ein sehr guter Bericht zu lesen.
Die BI ist der Ansicht, dass genügend Unfrieden in die Gemeinde getragen wurde und befürwortet eine Lösung, die den mit hohem finanziellen Aufwand verbundenen Bürgerentscheid hinfällig macht. Die BI würde das Bürgerbegehren zurücknehmen, wenn der Rat im Gegenzug der Kompromisslösung der BI zustimmen würde. Die Bürgerinitiative würde diese Lösung zum Wohle unserer Stadt und zur Wiederherstellung des inneren Friedens begrüßen und auch als ein Signal nach außen verstehen.“
Bürgermeister Lins: Wertung des Vorschlags Sache des Rats
Die Antwort von Bürgermeister Detlef Lins an die Bürgerinitiative kam schnell und war kurz: „Ich bestätige den Eingang Ihrer Mail. Eine Wertung Ihres Vorschlages kann nur der Rat selbst vornehmen. Er wird dies aber sicherlich in der Ratssitzung am Donnerstag vor der eigentlichen Abstimmung machen.“
3 Antworten
Dieser „Kompromiss-Vorschlag“ beweist eigentlich nur, dass die Sprecher der BI in der Nellius-Straße überhaupt nichts begriffen haben. Die Wortwahl gegenüber den Herrn Neuhaus, Gosmann und Bürger ist eine Frechheit. Das ganze Entnazifizierungsgerede wird auch nach fast 70 Jahren nicht menschlicher oder klüger. Ich hoffe nur, dass niemand auf diesen giftigen Vorschlag eingeht.
Das ist ein kläglicher Versuch der BI, die eigene Fehleinschätzung der Persönlichkeit Nellius´ zu relativieren. Erst beruft man sich auf ein Entnazifizierungsverfahren, dabei weiß man heute sehr gut, dass bei denen oft schmutzige Wahrheiten weiß gewaschen wurden, nicht umsonst hieß es „Persilschein“. Aber Nellius sollte eben unbedingt als harmloser Mitläufer hingestellt werden. Die BI sollte sich doch angesichts der neuen Erkenntnisse fragen, wie viele ihrer Unterschriften noch Gültigkeit haben. Und sich konfuzianisch sagen: Wer einen Fehler gemacht hat und ihn nicht korrigiert, begeht einen zweiten.
Ein wenig mehr Detailkenntnisse, die nicht nur auf der, von einem selbst ernannten, „Heimathistoriker“
namens Peter Bürger, beruhenden Kenntnisse beruhen, wären angebracht.
Kennen die Kritiker sein Gesamtwerk von über 450 Kompositionen seiner , der Sauerländer Lyrik
gewidmeten , Kompositionen? Eine Christine Koch würde sich in Kenntnis der Vorwürfe gegenüber ihrem Förderer im Grabe umdrehen. War sie auch braun oder kannte sie den wahren Nellius, mit dem sie auch nach 1945 den Kontakt pflegte?