Sundern. „Wir stellen uns der Geschichte“ , lautete ein Motiv der 50 Sundernerinnen und Sunderner, die dem Aufruf der beiden CDU-Politiker Stefan Lange und Sebastian Booke zur Gründung der Bürgerinitiative „Keine Nazistraßen, keine Verharmlosung von Rassismus“ gefolgt waren. Der Aufruf folgte auf den Tag der Ablehnung des Bürgerbegehrens aus Hachen gegen die Umbenennung der Georg-Nellius-Sraße. Mit der Ablehnung durch den Rat der Stadt Sundern folgt nun automatisch der Bürgerentscheid innerhalb von drei Monaten.
Als „Bürger der Stadt Sundern mit persönlicher Überzeugung“ nahm auch Bürgermeister Detlef Lins an der Versammlung teil, daneben viele weitere bekannte Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben und zahlreiche Lokalpolitiker. Sie alle zeigten sich entsetzt über die Beharrlichkeit der Bürgerinitiative Nelliusstraße, die trotz der erdrückenden Forschungsergebnisse der Historiker Peter Bürger, Michael Gosmann und Werner Neuhaus über Nellius’ Rolle im Nationalsozialismus einer Straßenumbenennung nicht zustimmen wollten.
„Unser gemeinsames Ziel ist gesteckt“, stellte Stefan Lange zu Beginn der Versammlung deshalb fest. Jetzt gehe es um den Weg dorthin. Und dieser Weg solle möglichst überparteilich beschritten werden. Hierzu hatten Lange und Booke im Vorfeld den Leiter der Volkshochschule Arnsberg-Sundern, Klaus-Rainer Willecke, sowie die Politikwissenschaftlerin Barbara Vielhaber aus Stockum um die weitere Moderation und Koordination der Initiative gewinnen können. Beide hatten zuvor selbst ähnliche Überlegungen zur Gründung einer Bewegung angestellt.
Es folgte eine intensive Diskussion der Teilnehmer zum Selbstverständnis der Initiative, die sich selbst als „Netzwerkkampagne“ betrachten und vor allem ein Ziel verfolgen möchte: die Aufklärung darüber, wer Georg Nellius war und warum aus Sicht der Initiative sowie Historikern und Politikern die Ehrung eines „kulturpolitischen Steigbügelhalters des Nationalsozialismus“ mit einem Straßennamen mit einem Bekenntnis zur eigenen Geschichte nicht vereinbar ist.
„Wir wollen keine Konfrontation mit der BI Nelliusstraße“, so Klaus-Rainer Willecke. „Wir möchten die Unterstützer darüber aufklären, was sie da unterschrieben haben“. Dass diese Unterschriften jederzeit zurückgezogen werden können sei ein Baustein der Aufklärungsarbeit des neuen Netzwerkes. Auch viele weitere Ideen, die Bürgerinnen und Bürger in ganz Sundern davon zu überzeugen, sich beim Bürgerentscheid klar für die Umbenennung der Nelliusstraße auszusprechen wurden gesammelt.
In einem Organisationsteam um Klaus-Rainer Willecke und Barabara Vielhaber sollen nun die erarbeiteten Vorschläge und Ideen, aber auch das Selbstverständnis konkretisiert und schriftlich fixiert werden. Die nächste Sitzung des Netzwerkes soll Anfang März stattfinden.
Eine Antwort
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich habe an Sie eine Frage, werden Sie auch die anderen Strassen in Sundern, die nach verdienten bzw. unverdienten Bürgern benannt sind, auch einer Kontrolle unterziehen, bezüglich ihrer Nazivergangenheit? Denn nur so würde sich, für mich, eine einseitige Recherche ausschließen.Eine im Vorfeld bessere Recherche hätte sicher auch hier viel Ärger erspart. Ich würde mich über eine Antwort sehr freuen.
Mit freundlichen Grüßen
U.Evers