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VHS: 30 Prozent mehr Unterricht durch Flüchtlinge

Das VHS-Team stellt das Frühjahrsprogramm 2016 vor: Ute backhaus, Klaus-Rainer Willeke, Carina Middel, Norbert Deitelhoff, Sylvia Müller-Dörfler und Ursula Kutsche-Streit. (Foto: oe)
Das VHS-Team stellt das Früh­jahrs­pro­gramm 2016 vor: Ute back­haus, Klaus-Rai­ner Wil­le­ke, Cari­na Mid­del, Nor­bert Dei­tel­hoff, Syl­via Mül­ler-Dörf­ler und Ursu­la Kut­sche-Streit. (Foto: oe)

Arnsberg/Sundern. Die Volks­hoch­schu­le Arns­berg-Sun­dern steht der­zeit vor Her­aus­for­de­run­gen, wie es auch lang­jäh­ri­ge Mit­ar­bei­ter so noch nicht erlebt haben. Das mach­te VHS-Lei­ter Klaus-Rai­ner Wil­le­ke bei der Vor­stel­lung des neu­en Halb­jah­res­pro­gramms deut­lich. Denn die Zahl der geleis­te­ten Unter­richts­stun­den sei in den letz­ten bei­den Jah­ren um fast 30 Pro­zent von rund 18.000 auf etwa 23.300 gestie­gen, weil die Volks­hoch­schu­le so unmit­tel­bar wie kaum eine ande­re öffent­li­che Ein­rich­tung mit der Inte­gra­ti­on der Flücht­lin­ge befasst sei. „Die Städ­te Arns­berg und Sun­dern kön­nen sich bei der Bewäl­ti­gung der anste­hen­den Auf­ga­ben auf ihre VHS ver­las­sen,“ sagt Wil­le­ke – und fügt mit Blick auf 658 Kur­se, Vor­trä­ge und Stu­di­en­fahr­ten im Früh­jahr hin­zu, dass auch das tra­di­tio­nel­le Publi­kum bei der VHS nicht zu kurz kom­men wer­de, auch wenn die Bera­tung der Flücht­lin­ge sowie die Orga­ni­sa­ti­on und Durch­füh­rung der Deutsch-Kur­se der­zeit gro­ßen Raum einnehme.

Wartezeiten nicht ausgeschlossen

„Wenn nicht heu­te, dann mor­gen!“, sag­te die für Inte­gra­ti­on zustän­di­ge Fach­be­reichs­lei­te­rin Syl­via Mül­ler-Dörf­ler auf die Fra­ge, ob denn jeder Flücht­ling in Arns­berg und Sun­dern einen Deutsch-Kurs bekom­men kön­ne. Bis­her sei es gelun­gen, jedem ein Ange­bot zu machen, wenn auch bis­wei­len mit War­te­zei­ten und mit Kom­pro­mis­sen bei der räum­li­chen Unter­brin­gung der Kur­se. Und sie wer­de mit aller Kraft dar­an arbei­ten und sei zuver­sicht­lich, dass das auch 2016 gelin­ge, auch wenn allein Sun­dern mit 1000 Neu­an­kömm­lin­gen rech­ne, so Müller-Dörfler.

Nationalitätenbeschränkung führt zu Frust

2015.08.13.Arnsberg.VHS.LogoZuneh­men­de Schwie­rig­kei­ten, geeig­ne­te Lehr­kräf­te und geeig­ne­te Räum­lich­kei­ten für immer neue Kur­se zu fin­den, aber auch die unter­schied­li­chen Rege­lun­gen für ver­schie­de­ne Flücht­lings­na­tio­na­li­tä­ten sind der­zeit die größ­ten Pro­ble­me. So hat es Ende des letz­ten Jah­res För­der­mit­tel des Bun­des für neue Kur­se gege­ben, an denen nur Flücht­lin­ge aus den vier Län­dern Syri­en, Irak, Iran und Eri­trea teil­neh­men durf­ten. „Eine blö­de Situa­ti­on, wenn ich einem Afgha­nen erklä­ren muss, dass er in einen sol­chen Kurs nicht hin­ein darf, denn der sieht das nicht ein,“ so Wil­le­ke. Kol­le­gin Mül­ler-Dörf­ler berich­tet von einem jun­gen Mann aus Mali, der zu Jah­res­be­ginn nach Arns­berg kam und sofort mit einem Deutsch­kurs anfan­gen woll­te. Den habe sie auf Febru­ar ver­trös­ten müs­sen. Immer noch eine kur­ze Zeit im Ver­gleich zu vie­len ande­ren Städ­ten, wo es viel­fach War­te­zei­ten von einem hal­ben Jahr gebe.

Hoffen auf großformatige Lösung der Raumprobleme

Bei der räum­li­chen Unter­brin­gung sei man zwangs­läu­fig Kom­pro­mis­se ein­ge­gan­gen, so Mül­ler-Dörf­ler. So sei­en klei­ne­re Kur­se schon mal in einen EDV-Raum oder ein gro­ßes Büro ver­legt wor­den. Er habe vor Weih­nach­ten noch hek­tisch sein Büro auf­ge­räumt, weil dort ein Spa­nisch-Kurs statt­fin­den soll­te, berich­te­te Klaus-Rai­ner Wil­le­ke. Der VHS-Lei­ter berich­te­te, dass inzwi­schen auch über die Nut­zung von Fahr­schul­räu­men und Ver­samm­lungs­räu­men in Alten­hei­men nach­ge­dacht wer­de. Zudem sei er zuver­sicht­lich, in Kür­ze über eine groß­for­ma­ti­ge Lösung berich­ten zu können.

Festanstellung von Dozenten „in der Pipeline“

Auch bei der Anwer­bung und Bin­dung von Lehr­kräf­ten setzt Wil­le­ke auf eine Neue­rung, die „in der Pipe­line“ ist. Danach könn­te es bald mög­lich sein, dass die Volks­hoch­schu­len ihren Dozen­ten eine attrak­ti­ve Fest­an­stel­lung bie­ten kön­nen. „Dann könn­ten wir unser Team ver­grö­ßern,“ so Wil­le­ke. Der­zeit arbei­ten die über 320 VHS-Dozen­ten in Arns­berg und Sun­dern nur auf Hono­rar­ba­sis. Davon sind rund 50 Deutsch-Leh­rer, von denen vie­le 25 und in Aus­nah­me­fäl­len sogar 29 Wochen­stun­den geben, eini­ge aber auch nur zwei oder vier. Dar­un­ter sind immer wie­der auch Dozen­ten, die die VHS ver­las­sen, weil sie anders­wo einen fes­ten sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­ti­gen Arbeits­platz finden.

Hohe Anforderung an Deutschlehrer

Nur durch lang­jäh­ri­ge und teils nahe­zu fami­liä­re Bin­dun­gen zu den Dozen­ten sei es bis­her mög­lich gewe­sen, die Kur­se mit qua­li­fi­zier­ten Kräf­ten zu beset­zen, so Syl­via Mül­ler-Dörf­ler, die auch auf die hohen Anfor­de­run­gen ver­weist, denn letzt­lich tue man den zu Unter­rich­ten­den kei­nen Gefal­len, wenn man einen Bäcker, der es gut meint, die Spra­che unter­rich­ten las­se. Die Dozen­ten der VHS-Deutsch­kur­se soll­ten im Ide­al­fall ein Stu­di­um Deutsch als Fremd­spra­che abge­schlos­sen haben. Bei einem nor­ma­len Deutsch­stu­di­um sind lang­jäh­ri­ge Lehr­erfah­rung mit Fremd­sprach­lern oder eine Zusatz­qua­li­fi­zie­rung erforderlich.

Auch Alphabetisierung

Die Kur­se umfas­sen in der Regel 630 Stun­den, sechs Mona­te mit je 100 Stun­den Sprach­un­ter­richt (fünf Tage je fünf Stun­den pro Woche) sowie 30 Stun­den zur gesell­schaft­li­chen Ori­en­tie­rung. Ange­bo­ten wer­den aber auch für Flücht­lin­ge Alpha­be­ti­sie­rungs­kur­se, die dann 930 Stun­den dau­ern. Vor allem bei älte­ren Män­nern aus dem ara­bi­schen Raum sei es häu­fig, dass sie nicht oder nicht in der latei­ni­schen Schrift alpha­be­ti­siert sei­en, so Müller-Dörfler.

Integration plus für junge Erwachsene

Mit Zuschüs­sen aus dem Euro­päi­schen Sozi­al­fond bie­tet die VHS ab 2016 auch „Inte­gra­ti­on plus“-Kurse an. Das neue For­mat hat die Ziel­grup­pe jun­ge Erwach­se­ne und soll spe­zi­ell auf das Berufs­le­ben vor­be­rei­ten, so Fach­be­reichs­lei­te­rin Ute Back­haus. Die Kur­se, die an den drei Stand­or­ten Arns­berg, Neheim und Sun­dern ange­bo­ten wer­den, dau­ern neun Mona­te mit je 120 Stun­den pro Monat. Die Teil­neh­mer haben kei­nen all­ge­mei­nen Deutsch­un­ter­richt mehr, ler­nen aber zu spe­zi­el­len The­men, die vom Vor­stel­lungs­ge­spräch bis zur Ein­füh­rung in die EDV rei­chen, die ent­spre­chen­den Vokabeln.

Nahost-Experte im Sauerlandtheater

Kommt nach Arnsberg: nahost-Experte Jörg Armbruster. (Foto: swr)
Kommt nach Arns­berg: Nah­ost-Exper­te Jörg Arm­brus­ter. (Foto: swr)

Die VHS sieht aber nicht nur die Inte­gra­ti­on der nach Arns­berg und Sun­dern gekom­me­nen Flücht­lin­ge als ihre Auf­ga­be, son­dern auch die Infor­ma­ti­on der Bevöl­ke­rung über die Ursa­chen der Flucht und die aktu­el­le Situa­ti­on in der Hei­mat der Geflüch­te­ten. Des­halb hat die VHS den lang­jäh­ri­gen ARD-Nah­ost-Exper­ten Jörg Arm­brus­ter ein­ge­la­den. „Es ist wich­tig, dass einer zu uns kommt, der sich aus­kennt. Wir erwar­ten Vor-Ort-Berich­te und eine aktu­el­le Gesamt­über­sicht,“ so Wil­le­ke. Jörg Arm­brus­ter kommt mit sei­nem Vor­trag „Brenn­punkt Nah­ost. Wie eine Regi­on die Welt in Atem hält.“ am Don­ners­tag, 3. März um 20 Uhr ins Sau­er­land­thea­ter. Der Ein­tritt kos­tet 10 Euro für Erwach­se­ne, 5 Euro für Schü­ler und Jugend­li­che bis 18. Der Vor­ver­kauf in den VHS-Geschäfts­stel­len in Arns­berg, neheim und Sun­dern hat begonnen.
 
 

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