Arnsberg. „Den klassischen Tippelbruder gibt es kaum noch,“ sagte Peter Josek, städtischer Fachdienstleiter für Zuwanderung und Integration, jetzt im Sozialausschuss. Deshalb will die Stadtverwaltung zum Jahresende die Nichtsesshaftenschlafstelle an der Ruhrstraße schließen und dadurch rund 51.000 Euro im Jahr einsparen.
Die Schlafstelle hinter der Alt-Arnsberger Feuerwache, die über einen Saal mit zehn abgetrennten Schlafplätzen sowie eine Küche, Waschmaschine und Fernseher verfügt und bis zu drei Tage am Stück genutzt werden darf, war 1995 eingerichtet worden. „Damals hatten wir Übernachtungszahlen, die das rechtfertigen, heute ist der Aufwand einfach nicht mehr zu vertreten,“ sagte Fachbereichsleiter Helmut Melchert. In der Spitze waren es an die 700 Übernachtungen im Jahr, 2011 aber nur noch 152, 2012 dann 132 und in diesem Jahr bis Ende Oktober nur noch 85. Für 2014 wurden deshalb Kosten von über 300 Euro pro Übernachtung ausgerechnet. „Dafür könnte man ja fast eine Woche im Dorint-Hotel schlafen,“ sagte Melchert. Hohe Kosten entstehen auch, wenn die Schlafstelle leer bleibt. So muss sieben Tage die Woche jeden Abend ein städtischer Hausmeister von seiner Privatwohnung zur Ruhrstraße fahren, dort während der Einlasszeit eine Stunde warten und dann wieder nach Hause fahren, um bei Belegung am nächsten Morgen wiederzukommen, zu putzen, Betten zu beziehen und abzuschließen. Unterm Strich macht das 60 Prozent einer Hausmeisterstelle plus Fahrkosten aus.
Die meisten Nutzer haben auch andere Übernachtungsmöglichkeiten
Das klassische Klientel der „Durchreisenden“ ist sogar noch viel kleiner als die Zahlen vermuten lassen. Ein einziger dieser aussterbenden Spezies habe im letzten Jahr noch eine Nacht in Arnsberg verbracht, so Josek. Die Mehrzahl der Nutzer seien Männer, die in der Umgebung auch andere Übernachtungsmöglichkeiten haben, aber mal ein paar Tage sauber und warm übernachten, waschen, kochen und fernsehen wollen. Dies sei eine Klientel, um die man sich anders kümmern müsse, die man sesshaft machen wolle. Das gelte ebenso für auf der Straße lebende Jugendliche.
Die Stadt hat auch ein Angebot der Diakonie abgelehnt, die den Betrieb der Schlafstelle von ihrer gleich nebenan gelegenen Beratungsstelle für Wohnungslose übernehmen wollte, allerdings nur während der Öffnungszeiten der Beratungsstelle. „Aber wo kein Bedarf ist, macht es auch keinen Sinn, einen Vertrag zu machen,“ sagte Melchert.
Für Notfälle gerüstet: Keiner soll in Arnsberg erfrieren
Eine Übernachtungsmöglichkeit für „durchreisende Wohnungslose“ soll es aber auch künftig noch geben. Der Bürgermeister habe darauf bestanden, für Notfallsituationen gerüstet zu sein, denn er wolle nicht, dass in der Stadt jemand erfriert, sagte Melchert. Für diese Notfälle wird eine Wohnung der Obdachlosenunterkünfte an der Hammerweide hergerichtet. Dort sind derzeit nur etwa die Hälfte der 32 Wohnungen belegt und es besteht rund um die Uhr ein Notdienst der Stadtverwaltung, so dass kaum zusätzliche Personalkosten entstehen.
Die Ausschussmitglieder stimmten der geplanten Schließung zu, die der Rat im Dezember abschließend beschließen soll. Allerdings wurde auch die Frage laut, ob man die Menschen, die im kleinen Ortsteil Obereimer leben, nicht überfordere, da derzeit auch die Zahl der Asylbewerber, die im Übergangswohnheim auf der Hammerweise untergebracht sind, stark steigt.