Hüsten. Die Zahl der Chefs hat sich am 1. Oktober in der Hüstener Zentrale der Volksbank Sauerland schlagartig verdoppelt. Mit Michael Reitz und Dr. Florian Müller ist die neue Vorstandsgeneration im Haus, aber auch die altgedienten Vorstände Christian Eschbach und Jürgen Dörner sind noch in Amt und Würden und werden ihre Nachfolger umfassend auf ihre Aufgaben vorbereiten, bevor sie in den wohlverdienten Ruhestand gehen.
„Nachfolge ohne Zeitdruck geregelt“
Die Volksbank Sauerland sei als zehntgrößte Volksbank in Nordrhein-Westfalen und mit einer Bilanzsumme von über einer Milliarde Euro ein großes und starkes Unternehmen, dessen Aufsichtsrat die Weichen für die Zukunft mit Weitblick stelle, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Volker Verch im Rahmen einer Pressekonferenz, bei der „die Neuen“ gleich an ihrem ersten Tag im Hause den Medien vorgestellt wurden. „Wir wollten rechtzeitig und ohne Zeitdruck die Nachfolge in der Vorstandsetage regeln,“ begründet Verch den Start des Auswahlverfahrens schon Anfang 2014. „Denn machen wir uns nichts vor, zwei gute Vorstandsmitglieder auf einmal muss an erst mal finden!“ Insgesamt habe es fast 200 sehr qualifizierte schriftliche Bewerbungen aus dem gesamten Bundesgebiet gegeben. Gut 20 Bewerber seien in die engere Wahl gekommen. Aufsichtsrat und alter Vorstand hätten ihre Wahl am Ende sehr einvernehmlich getroffen und dabei nicht nur auf die Qualifikation geachtet, sondern auch darauf, ob der Bewerber in die Region passt. Auch da habe man bei den beiden Neuen ein exzellentes Gefühl.
Michael Reitz ist jetzt Bachumer
Michael Reitz, der den Bereich „Markt“ von Christian Eschbach übernehmen wird, ist 51 jahre alt, verheiratet und Vater von zwei erwachsenen Kindern. Er stammt aus dem nordhessischen Hofgeismar, wo er bei der örtlichen Raiffeisenbank alle Stationen von Auszubildenden bis zum Vorstand durchlaufen hat. Mit einem Geschäftsgebiet, das bis nach Willingen reicht, war das Sauerland für ihn immer schon eine vertraute Nachbarregion. dass er seinen bisher einzigen Arbeitgeber nach 32 Jahren und das selbst gebaute Haus nach 22 Jahren verlässt, liegt in der Volksbankenfusion im Kasseler Bereich begründet, wobei die Zahl der Vorstandsposten verringert wurde. Eine Fusion übrigens nicht aus Not, sondern aus Vernunft, um eine Bank mit lebensfähiger Größe zu schaffen, wie er betont. Michael Reitz, der gerne Tischtennis und Golf spielt, hat mit seiner Gattin in diesen Tagen bereits sein neues Zuhause in Bachum bezogen.
Dr. Florian Müller pendelt noch zwei Jahre
Dr. Florian Müller, der den Aufgabenbereich „Marktfolge“ von Jürgen Dörner übernehmen wird, ist 39 Jahre alt, verheiratet und hat ebenfalls zwei Kinder, die erst vier und sieben Jahre alt sind. Er hat sich zunächst „fünf Minuten von der Bank“ eine Zweitwohnung in Bruchhausen genommen und wird zunächst zur Familie im eine Stunde entfernten Münster pendeln. Der Umzug nach Arnsberg soll, darauf habe seine Frau bestanden, erst in zwei Jahren erfolgen, wenn für das ältere Kind der Schulwechsel ansteht. Müller stammt aus Gummersbach im Oberbergischen, also einer Region „nicht weit entfernt und mit ähnlicher Struktur“ wie das Sauerland. Er startete seine Banklaufbahn bei der Deutschen Bank in seiner Heimatstadt, studierte dann in Passau Betriebswirtschaft und ging anschließend zu einer Unternehmensberatung in Münster, wo er als Senior-Manager schwerpunktmäßig für Genossenschaftsbanken im nordwestdeutschen Raum gearbeitet und dabei „ein breites Netzwerk geknüpft“ hat. Seine Dissertation an der Uni Duisburg-Essen schloss er 2009 mit er Gesamtnote „magna cum laude“ ab. Privat sind ihm Familie, wandern und Sport wichtig.
Große Personalkontinuität
Michael Reitz ist mit Wirkung zum 1. Oktober 2015 zum dritten Vorstandsmitglied der Volksbank Sauerland bestellt worden. Dr. Florian Müller ist zunächst Generalbevollmächtigter. Ihm fehlt noch der Nachweis der Tätigkeit im Leitungsbereich einer Bank, den die strenge Bankenaufsicht Bafin für Vorstandsmitglieder fordert. Spätestens nach zwei Jahren in seiner neuen Position hat er diesen Nachweis erbracht und wird dann als Nachfolger von Jürgen Dörner Vorstandsmitglied. Jürgen Eschbach, inzwischen fast 64 Jahre alt, wird zum Jahreswechsel 2016/17 ausscheiden, der ein Jahr jüngere Jürgen Dörner später. „Wir nehmen uns so viel Zeit wie nötig,“ sagt Volker Verch“, der auch auf die große Personalkontinuität des Hauses verweist, in dem Eschbach nunmehr seit 21 und Dörner sogar seit 25 Jahren im Vorstand sind.
„Erfolgreiche Arbeit fortsetzen und neue Akzente setzen“
Die beiden Neuen werden, nachdem sie in der letzten Woche bereits das Betriebsfest mit gefeiert haben, in ihren ersten 100 Tagen zunächst einmal das Haus kennen lernen, die zahlreichen Filialen besuchen und an den Arbeitsgruppen teilnehmen. „Sie sollen die erfolgreiche Arbeit fortsetzen und neue Akzente setzen,“ gibt der Aufsichtsratsvorsitzende die Richtung vor. „Denn wir sind ein erfolgreiches Haus und so schlecht kann die Strategie des alten Vorstands deshalb nicht gewesen sein.“ Auch die Neuen betonen, dass sie keine fertigen Strategien im Gepäck haben. Es sei wichtig, erst mal das gesamte Geschäftsgebiet mit seinem Eigenleben und seiner Eigendynamik kennenzulernen, um nicht die Nähe zu den Kunden vor Ort zu verlieren, sagt Reitz. Und Müller betont, dass er als Teamplayer neue Strategien gerne im Team mit der Führungsmannschaft entwickeln wolle.
„Fusion kein Tabu und keine Pflicht“
Dass es mit dem neuen Vorstand einen neuen Anlauf zu einer Fusion geben wird, will der Aufsichtsratsvorsitzende nicht ausschließen. „Eine Fusion ist immer eine kaufmännische Entscheidung. Eine Fusion ist kein Tabu und keine Pflicht,“ sagte Christian Eschbach. „Sehr schön formuliert“ fanden das die beiden Neuen.