Sundern. Nach einem guten Restaurantessen Reste einpacken lassen und mitnehmen, das ist in den USA alltäglich, wo es überall en sogenannten „Doggie Bag“ gibt. In Deutschland dagegen ist ein solcher Wunsch eines Gastes eher die Ausnahme. Massen hochwertiger Lebensmittel landen in der Tonne. In Sundern machen jetzt allerdings gleich zehn Gastronomen mit bei der Aktion „Restlos genießen“. „Zu gut für die Tonne“ ist die Botschaft, die sie ihren Gästen jetzt mehr denn je nahe bringen wollen.
Aktion gegen das Wegwerfen von hochwertigem Essen
Im Radio hat Jeroen Tepas vom Sunderner Stadtmarketing gehört, dass in Deutschland jährlich pro Person rund 82 Kilo Lebensmittel weggeworfen werden, davon knapp 23 Kilo in der Gastronomie, und dass es jetzt die vom Bundesernährungsministerium unterstützte Aktion „Restlos genießen“ gibt. „Ein spannendes Thema,“ so Tepas, und deshalb habe er sofort unter den Mitgliedsbetrieben des Stadtmarketing geworben. Und er ist recht stolz, dass er gleich zehn Sunderner Betriebe bei der Aktion anmelden konnte, die landesweit auf 1000 Betriebe begrenzt ist. „Da kommt manche Großstadt nicht mit, Hamburg etwa hat nur vier Teilnehmer,“ sagte Tepas am Donnerstag, als sich die ersten Gastronomen im Stadtmarketing-Büro ihre Starterpakete abholten.
Faltbare Box mit Innenfolie
Greentable, die Online-Plattform für nachhaltige Gastronomie, und die Firma Biofutura haben den teilnehmenden Restaurants jeweils 100 Resteboxen spendiert. Die Firma Biofutura stellt die faltbaren Boxen mit einem praktischen Tragegriff her und vertreibt sie in Deutschland, Frankreich und den Benelux-Ländern. Die Boxen sind aus Kraftpapier mit FSC-Zertifizierung und innen mit einer dünnen Biofolie aus Maisstärke beschichtet, damit nichts durchsickern kann. „Eine Suppe würde ich allerdings nicht hineinschütten,“ sagt Olaf Schütter von Biofutura, aber für einen Salat oder ein halbes Schnitzel mit Beilage ist die Box ideal geeignet. Und sie habe auch das Zertifikat, dass sie auf industriellen Kompostierungsanlagen in zehn Wochen biologisch abbaubar sei, so Schütter, der allerdings auch einräumt, dass manche die Kompostierung der Maisstärkefolien als problematisch ansehen. Im Verkauf kostet eine Reste-Box derzeit 37 Cent.
Für Gastronomen steht Wertschätzung der Speisen im Vordergrund
Der Aspekt, wie gut die Box biologisch abbaubar ist, ist für die beteiligten Gastronomen allerdings völlig zweitrangig. „Es geht uns um den Respekt vor dem hochwertigen Lebensmittel auf dem Teller,“ sagt Oliver Kämper vom Gut Funkenhof in Altenhellefeld. Michael Kaiser vom Sunderlandhotel spricht von der Wertschätzung, die man der Kochkunst entgegenbringen sollte. Beiden tut es in der Seele weh, wenn sie „mit Herzblut“ hergestellte Speisen in die Tonne werfen müssen. Und am Ende müssen sie für die Entsorgung der Reste auch noch zahlen. 100 Euro pro Woche kämen an Entsorgungskosten schon zusammen, schätzt Kämper, wobei die meisten Abfälle allerdings unvermeidbar seien. Bei der Portionsgröße wandele der Gastronom trotz Kinder- und Seniorentellern eben auf einem schmalen Grat, fügt Kämper hinzu. „Ist die Portion zu groß, ist es schade, ist sie aber zu klein, ist es für den Gast ärgerlich.“ Und man könne der Dame doch kein kleineres Schnitzel als dem Herren servieren, auch wenn man damit rechne, dass sie es nicht aufesse.
Junge Gäste finden Mitnehmen meist „uncool“
Gäste, die viel auf dem Teller lassen, obwohl es ihnen geschmeckt hat, seien auch bisher schon angesprochen worden, ob sie ihr Essen mitnehmen wollen, sagt Michael Kaiser. „Insofern erfinden wir nichts neu, sondern schaffen mit der Reste-Box nur ein neues Vehikel, das hoffentlich die Hürde etwas besser abbaut.“ Quasi ein Ersatz für die wenig nachhaltige Alufolie. Oliver Kämper hat die Erfahrung gemacht, dass vor allem bei der älteren Generation durchaus noch Respekt vor dem Essen da ist, auch wenn es hier manchem peinlich sei, zu fragen. In der jüngeren Generation gelte eine solche Frage aber heute leider schlicht als uncool.
Speisekartenbeileger machen aufmerksam
Künftig werden die teilnehmenden Gastronomen ihre Gäste schon gleich bei der Bestellung mit Speisekartenbeilegern oder Flyern auf den Tischen darauf hinweisen, dass es die Möglichkeiten gibt, leckere Essen unkompliziert mit nach Hause zu nehmen und dort nochmals zu genießen. „Dies ist eine erstklassige, kostenfreie Aktion. Damit zeigen die Sunderner Unternehmen Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein,“ so Jeroen Tepas. Folgende Sunderner Gastronomen nehmen an der Aktion teil:
- Landgasthof Haus Brinkschulte
- Naturhotel Wildewiese
- Sunderland Hotel
- Landgasthof Kleiner
- Landgasthof Willecke
- Landgasthof Rademacher, Faulebutter
- Hotel Palatino
- Hotel Gut Funkenhof
- Landhaus Klöckener
- Treibgut Sorpesee