Arnsberg. Die Wochenmärkte in der Stadt Arnsberg sind in der Krise und schrumpfen. Auch in Neheim, vor allem aber in Arnsberg auf dem Gutenbergplatz und dort samstags noch mehr als donnerstags. Jüngstes Beispiel: Ludwig Rickert, der mit seinem großen Obst- und Gemüsestand jüngst noch mit einem Sektumtrunk auf das 50-jährige Marktjubiläum seiner Familie angestoßen hat, kommt nun nur noch donnerstags. Samstags bleibt sein Platz leer, weil er etwas besseres gefunden hat.
„Keine Lust, meine Ware nur noch auszustellen!“
„Es mache mir keinen Spaß mehr, meine Ware nur noch auszustellen und mittags wieder einzupacken“, sagt Rickert, der aus der Soester Börde kommt und mit seiner Frau und Tochter zwischen Warstein und Wuppertal bis zu drei Märktstände am selben Tag betreibt. Samstags übernimmt er jetzt einen alteingesessenen Stand in Dortmund. „Da kann ich 3000 Eier verkaufen, in Arnsberg muss ich froh sein, wenn es 400 sind.“ Für Rickert gibt es eine ganz einfache Erklärung, warum das Marktgeschäft nicht mehr so läuft wie früher: „Die alten Kunden sterben weg, die junge Generation kocht meist nicht mehr selbst.“
Scharfe Kritik an starrer Marktordnung
Für Albert Ballhausen, dessen Familie bereits seit über 60 Jahren die Arnsberger mit frischer Ware versorgt, liegt das Problem aber nicht nur im veränderten Ess‑, Koch- und Einkaufsverhalten. Für den streitbaren Ostwestfalen, der einen der umsatzstärksten Marktstände mit Obst und Gemüse auf der einen, Fleisch und Wurst auf der anderen Seite betreibt, ist es auch die seiner Meinung nach viel zu starre und strenge Marktordnung, die die Markthändler vergrault. Er habe bald keine Lust mehr, wenn er – auch unter Androhung erheblicher Bußgelder – gezwungen werde, bis 13 Uhr zu bleiben, wenn er doch schon eine Stunde zuvor ausverkauft sei, was bei ihm regelmäßig passiere.
Vor allem samstags immer größere Lücken
Ein Bäcker, der es jüngst neu in Arnsberg versucht habe und dessen Qualität sehr gelobt worden sei, habe wegen dieser starren Regelung wieder aufgegeben, weil er seine übriggebliebene Ware auch noch am Nachmittag anderswo habe verkaufen müssen.
Vor allem am Samstag werden die Lücken immer größer. Wichtige Teile des Angebots fehlen. Donnerstags gibt es noch zwei Fischstände, samstags keinen. Auch der letzte Bäcker und der schlesische Metzger kommen nur donnerstags. Samstags stehen sie in Neheim. Dort ist der Markt – mittwochs und samstags – im Gegensatz zu Arnsberg noch sehr stattlich. Aber auch hier ist der Schrumpfungsprozess bereits unübersehbar.
Politik hat noch nichts erreicht
Auch die Politik hat sich bereits mit dem Thema beschäftigt. Der SPD-Antrag, einen Abendmarkt einzuführen, hat bereits einen Bart. Vor Monaten hat der Bezirksausschuss beschlossen, sich mit der städtischen Wirtschaftsförderung, die den Markt veranstaltet, an einen Tisch zu setzen. „Geändert hat sich bisher nichts“, so Albert Ballhausen. Jetzt machen die Grünen einen neuen Anlauf.
Grüne laden zur Sondersitzung ein
„Der Wochenmarkt ist die Seele einer Stadt – und der Ort, an dem Bürgerinnen und Bürger regional und gesund einkaufen können“, sagt Verena Verspohl, Ratsmitglied und Landtagskandidatin der Grünen, die selbst regelmäßig auf dem Markt einkauft. „Wir wollen mit den Beschickerinnen und Beschickern und deren Kunden ins Gespräch kommen. Wie sind die Perspektiven für den Arnsberger Wochenmarkt? Wie gestalten wir den Markt zukunftsweisend? Wie machen wir ihn weiter unverzichtbar?“ Die Grünen laden alle Interessierten herzlich zu ihrer Sitzung ein, die am Dienstag, 8. November um 19.30 Uhr im Bioladen Regenbogen stattfindet, der direkt neben dem Markt am Gutenbergplatz liegt, und bitten um kurze Anmeldung an verenaverspohl@googlemail.com oder 02931 552729. Zum Neheimer Markt soll es eine weitere Veranstaltung geben.