Arnsberg/Sundern. Freude beim Blick in die jüngste Vergangenheit, aber durchaus auch Sorge beim Blick in die Zukunft äußerten die Vorstände der Volksbank Sauerland bei ihrer Bilanzpressekonferenz. „2014 war für uns positiv und ertragreich. Wir haben nicht nur den Erfolgskurs fortgesetzt, sondern etwas unerwartet sogar den Plan übererfüllt,“ sagte Christian Eschbach, sieht aber in den derzeitigen Zinsmargen eine Herausforderung für die gesamte Branche, die man „nicht vor sich her leugnen“ dürfe. Vorstandskollege Jürgen Dörner spricht von einer Situation, wie er sie noch nicht erlebt habe. Das mache ihm zwar keine Angst, aber Sorgen, da auch keiner sagen könne, wann die politisch gewollte Niedrigzinsphase zu Ende gehe.
Kundenkreditvolumen um 4,7 Prozent gestiegen
Zunächst meldeten die beiden Vorstände aber einen neuen Rekord. Die Bilanzsumme der Volksbank Sauerland hat erstmals die Marke von 1,3 Milliarden Euro überschritten, ein Plus von 2,83 Prozent gegenüber 2013. Ungleich wichtiger, so Eschbach, sei aber die Steigerung beim Kundengeschäftsvolumen, das um 112 Mio. Euro auf 2,667 Mrd. Euro anwuchs. Sehr positiv und ertragreich habe sich die Steigerung des Kundenkreditvolumens entwickelt. Statt des geplanten Wachstums von 3 Prozent habe man um 4,7 Prozent zugelegt, um über 54 Mio. Euro auf über 1,2 Mrd. Euro. Da zahlreiche Kredite auch getilgt worden seien, sei für diese Steigerung ein Kredit-Neugeschäft in Höhe von rund 150 Millionen Euro nötig gewesen. Allein die Immobilien- und Energieberatung habe mit rund 73 Mio. Euro fast die Hälfte dieses Neugeschäfts gebracht. „Knapp 400 Finanzierungen, als im Durchschnitt zwei an jedem Arbeitstag, sind eine enorme Menge in Zeiten, in denen das Neubaugeschäft relativ verhalten ist“, sagte Dörner und erklärte, das neben dem Kauf gebrauchter Immobilien auch viel Geld in den Umbau fließt. „Die Häuser werden altersgerecht gemacht mit breiteren Türen oder bodengleichen Duschen und sie werden energietechnisch modernisiert.“
„Kundeneinlagen suchen den sicheren Hafen“
Aber auch bei den Kundeneinlagen hat die Volksbank kräftig zugelegt. „Geld ist genügend vorhanden,“ so Dörner. Zusammen mit den Verbundeinlagen – Wertpapiere, Fonds, Aktien, Bausparverträge – haben die Volksbankkunden 1,451 Mrd. Euro auf die hohe Kante gelegt, fast 58 Mio. Euro mehr als 2013. Die Kehrseite, so die Banker, sei allerdings, dass es derzeit fast unmöglich sei, mit diesen Einlagen noch Geld zu verdienen. „Unsere Kunden suchen den sicheren Hafen“, sagte Dörner. „Mehr Rendite bedeutet mehr Risiko, und das wollen die meisten nicht,“ fügte Eschbach hinzu. „Viele Planungen, im Alter vom Zins des Ersparten zu leben und noch etwas zu vererben, gehen nicht mehr auf. Das ist nicht schön, aber es ist nichts mehr heilig,“ fügte Dörner hinzu. Mit Negativzinsen müssen Anleger bei der Volksbank aber noch nicht rechnen. „Für den Moment schließen wir das komplett aus,“ so Eschbach. „Und wenn das eines Tages auch Sparkassen und Volksbanken machen, werden wir sicher nicht zu den ersten gehören.“
„Geschäftsmodell funktioniert noch“
„Noch aber funktioniert unser Geschäftsmodell,“ sagen die Volksbank-Vorstände und zeigen eine Karikatur, die Banker als kleine Riesen und große Zwerge zeigen, wobei die Zwerge mit dem „V“ auf der Brust die wichtigen Dinge schultern und für Fabrikhallen, Häuschen und Autos in der Region sorgen. Das Funktionieren ihres Geschäftsmodells hinterlegen die Volksbanker auch mit Zahlen. So ist der Überschuss im Zinsgeschäft auf über 26 Mio. Euro geklettert. Auch im Provisionsgeschäfte gab es eine kräftige Schüppe mehr und über 8 Mio. Euro Überschuss.
Jetzt über 35.000 Mitglieder
Vom guten Geschäft der Volksbank profitieren auch die Mitglieder. Wie hoch die Ausschüttungen sein werden, bestimmt wie stets nicht der Vorstand, sondern die Mitgliederversammlung. Im letzten Jahr war der Obolus für die Treue der Mitglieder zwar gesenkt worden, lag aber immer noch bei 5 Prozent. Auch im Jahr 2014 hat die Volksbank Sauerland bei der Mitgliederzahl zugelegt und zählt jetzt über 35.000 Genossen, im Saldo 600 mehr als im Jahr zuvor. „Auch für die Mitglieder ist unser Geschäftsmodell nach wie vor sehr attraktiv,“ sagte Eschbach, denn auch wenn viele alte Mitglieder sterben, kommen mehr junge hinzu.
Steuern und Spenden für die Region
„Wir arbeiten in der Region für die Region“, sagte Dörner und verwies auf über drei Millionen Euro gezahlte Steuern und rund 240.000 Euro an Spenden, ohne die im Ehrenamt vieles nicht möglich sei. Die Zentralspende in Höhe von über 66.000 Euro ging 2014 an die Feuerwehren im Geschäftsgebiet. 2015 werden die Grundschulen bedacht.
Nachwuchs und Weiterbildung wird gefördert
Die Mitarbeiterzahl der Volksbank ist mit rund 300 Köpfen, verteilt auf rund 250 Vollzeitstellen, konstant und soll auch nicht abgebaut werden. Da viele langjährige Mitarbeiter inzwischen um die 60 seien, habe die Nachwuchsförderung große Bedeutung, so Dörner. „Auszubildende, die bleiben wollen, werden alle übernommen, Weiterbildung und Studium werden gewünscht, begleitet und gefördert.“
Fusionen zur Zeit nicht aktuell
„Fusionen sind derzeit nicht in der Pipeline“, sagte Eschbach. „Wir kooperieren mit Nachbarn, reden derzeit aber nicht über Fusionen,“ sagte Dörner. Aus kaufmännischen Überlegungen werde sich die Frage von Fusionen aber auch in Zukunft stellen, so Eschbach. Nachgedacht wird auch über die Geschäftsstellenstruktur. „Da sind wir mit unseren 28 Standorten noch so etwas wie ein kariertes Maiglöckchen in der Bankenlandschaft,“ so Eschbach. In wenigen Wochen sollen hier die Ergebnisse eines Projekts vorliegen.
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Hallo und Danke für den wertvollen Beitrag! Prima Tipp.