Stemel/Sundern. Die Stadt Sundern hat am Montag eine vierseitige Pressemitteilung zur Vollsperrung der Ortsdurchfahrt Stemel vom 24. März bis 10. Juni 2017 veröffentlicht. Um die gesamten Überlegungen und die Faktenlage nachvollziehbar zu machen, die unweigerlich zu einer Vollsperrung geführt hätten, habe die Stadtverwaltung die wesentlichen Überlegungen, Abläufe und sicherheitsrechtlichen Restriktionen zusammengestellt, schreibt Wirtschaftsförderin Julia Wagener. Und damit sei die Hoffnung verbunden, dass die Unausweichlichkeit der Wahl der Vollsperrung nachvollziehbar werde.
Neue Straße wird die Nerven wieder entlasten
Die Einrichtung der Vollsperrung der Ortsdurchfahrt Stemel ist für alle beteiligten Behörden und insbesondere der Stadtverwaltung Sundern kein einfacher Schritt gewesen. In zahlreichen Sitzungen wurde bis zum Letzten versucht, diese Vollsperrung zu umgehen, da sich alle Beteiligte darüber bewusst waren und sind, welch einschneidende Wirkung eine solche Vollsperrung nach sich zieht“, schreibt Wagener und verweist auch auf die emotionale Belastung für viele Bürgerinnen und Bürger, die über Wochen zu erheblichen Einschränkungen gezwungen würden. „Diese Belastung können wir nicht verhindern, auch wenn unser gesamtes Ansinnen permanent darauf ausgerichtet war. Wir hoffen allerdings, dass die dann fertiggestellte neue Straße über Jahrzehnte genau jene Nerven entlastet, die in den letzten Jahren immer wieder buchstäblich erschüttert wurden, durch die unhaltbaren Zustände der jetzigen Straße.“
„Schlechteste Landstraße“ wird modernisiert
Die Stadt erinnert an die zweifelhafte Prämierung der Stemeler Ortdurchfahrt als „schlechteste Landstraße“ der Region Hellweg-Sauerland durch den IHK-Verkehrsausschuss und nennt die Ziele, eine moderne, verkehrssichere Infrastruktur herzustellen, die aufgrund mannigfaltiger Synergien positive Effekte für mehrere Jahrzehnte erzielt. Für den Industriestandort Sundern entstehe eine verbesserte Anbindung an die Autobahn 46. Der Ortsteil Stemel erhalte neue Anschlussleitungen für Gas, Wasser und Strom und durch zusätzliche Gehwege sowie eine moderne LED-Beleuchtung, den behindertengerechten Umbau der Bushaltestellen und neue transparente Unterstände mehr Sicherheit im Straßenverkehr. Ein neuer Ampelstandort erhöhe nicht nur die Sicherheit für Schulkinder, sondern verbessere auch die fußläufigen Beziehungen innerhalb des Ortes und die Anbindung an die Freizeitanlage oder das Viadukt zum Sorpesee.
Nur Vollsperrung gewährleistet Sicherheit der Bauarbeiter
Bereits bei den ersten Baumaßnahmen in 2016 habe die Berufsgenossenschaft wegen der Nichteinhaltung von Sicherheitsbreiten ein erhebliches Gefährdungspotenzial für die Arbeitnehmer der bauausführenden Firma festgestellt. Nach vielen Abwägungen habe man sich noch gegen eine Vollsperrung entschieden und versucht, die Verkehrssicherheit durch diverse Maßnahmen zu gewährleisten, etwa durch Geschwindigkeitskontrollen in der Baustelle und konsequentes Anzeigen von „Rot-Sündern“. Da die Restfahrbahnbreiten des Folge-Bauabschnitts noch geringer seien als 2016, sei in der Winterpause ein neues Sicherheitskonzept für die anstehenden Arbeiten in 2017 in fünf aufeinander aufbauenden Arbeitskreissitzungen aufgestellt worden. Alle Beteiligten – die Stadtverwaltung, die bauausführende Firma, das Planungsbüro, ein externer Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordinator für die Sicherheit auf Baustellen, die Arbeitsschutzverwaltung der Bezirksregierung Arnsberg sowie die Berufsgenossenschaft Bau – seien sich einig, dass die Sicherheit der Bauarbeiter nur bei einer Vollsperrung der Fahrbahn gewährleistet werden könne, weil die Fahrbahnbreiten für ein Nebeneinander von Bauarbeiten und fließendem Verkehr nicht ausreichen.
Eine Ausnahme ist der Leitungsbau von der Einmündung „Zum Giebel“ bis zur Einmündung „Am Hölzchen“. Hier könne der Bau unter einspuriger Verkehrsführung – wie derzeit durchgeführt – erfolgen. Bei den übrigen Maßnahmen
- Neubau des Geh- und Radweges zwischen Bushaltestelle „Zum Giebel“ und der Einmündung „Am Hölzchen“
- Leitungsverlegung im Gehwegbereich zwischen „Frankfurter Straße“ und Bushaltestelle „Zum Giebel“ auf der östlichen Gehwegseite
- Erneuerung der Fahrbahn im gesamten Bereich
sei eine einspurige Verkehrsführung jedoch nicht möglich.
Drei Gründe gegen Dreischicht- und Wochenendarbeit
Die städtische Pressemitteilung geht auch auf verschiedene Alternativen ein, die vorgeschlagen wurden, um eine Vollsperrung möglichst zu vermeiden oder zumindest aber die Dauer auf ein Minimum zu reduzieren. Sie seien im Vorfeld in die Planungen mit einbezogen worden.
- Eine nur eingeschränkte Baumaßnahme, die keinen dringenden Gehwegbau vorsehe, würde die Vollsperrung nicht verhindern, sondern die Zeit lediglich um voraussichtlich vier bis fünf Wochen verkürzt. Aufgrund der Arbeiten an den Versorgungsleitungen wären sechs Wochen Vollsperrung unumgänglich.
- Auch der Vorschlag der CDU, die Baustelle täglich zu den Hauptverkehrszeiten abzuräumen, einen einspurigen Verkehr zu ermöglichen und kurz danach wieder eine Vollsperrung einzurichten, sei nicht durchführbar. Alleine die Rüstzeiten würden jeden Tag mehrere Stunden betragen, was die Bauarbeiten und die Sperrungen erheblich verlängern und die Baukosten steigern würden. Zudem wäre jeden Tag eine wechselnde Verkehrsführung notwendig, was wiederum zu unverständlichen Verkehrshinweisen führe.
- Nacht- und Wochenendarbeit sowie ein Dreischichtbetrieb wurden geprüft, aufgrund der zu erwartenden Belastung der Stemeler Bürger (Immissionsschutz), aus arbeitsschutzrechtlichen Gründen sowie aus Kostengründen jedoch verworfen.
- Sogar eine zeitliche Reaktivierung der Röhrtalbahn wurde in Betracht gezogen. Diese sei jedoch nach Aussage der WLE aus rechtlichen und zeitlichen sowie Kostengründen nicht zu realisieren.
Feuerwehr, Polizei und Busse kommen durch
Da seitens der Verwaltung keine weiteren Alternativen zu einer Vollsperrung gesehen werden, wurden folgende Regelungen getroffen:
- In Absprache mit der bauausführenden Firma werden die Arbeiten während der Vollsperrung an allen Werktagen (i.d.R. sechs Tage pro Woche) durchgeführt; dadurch kann die Zeit der Vollsperrung auf ein Minimum reduziert werden.
- Alle Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben wie Rettungsdienst, Feuerwehr und Polizei können durch Stemel.
- Auch für Entsorgungsunternehmen und öffentlichen Personennahverkehr ist der Verkehr durch Stemel gewährleistet.
- Anwohner Stemels und Anlieger können über eine innerörtliche Umleitung fahren.
- Der übrige Fahrzeugverkehr wird während der Vollsperrung entlang des Sorpesees (L 687/L 686) sowie in Richtung der Stadt Arnsberg über den Ochsenkopf großräumig umgeleitet.
- Es wurde eine umfangreiche Kommunikationsstrategie erarbeitet. Dazu gehören für die unmittelbar betroffenen Unternehmen eine Informationsveranstaltung am 8. März um 9 Uhr in der Stadtgalerie, Lockweg 3 in Sundern, eine große öffentliche Pressekonferenz am 9. März um 10 Uhr im Ratssaal und eine Bürgerversammlung für die Stemeler Bürger und Unternehmen am 13. März in der Schützenhalle Stemel.
Das Schreiben im Wortlaut:
Infoschreiben Vollsperrung OD Stemel
2 Antworten
Hier drei, nicht ganz Ernst gemeinte
Anregungen :
1. Aktivierung der Röhrtalbahn
Hierzu unbedingt Herrn Gerd Blome
ansprechen. Herr B. hat gute Kontakte zur
DB und sorgt für eine ICE-Verbindung bis
nach Neheim, ja sogar evtl. durchgehend bis
nach Dortmund. In diesem Zusammenhang
könnte man auch über einen Gleisbau bis
nach Meinkenbracht nachdenken.
2. Innenstadtsanierung /Röhr Regulierung
Mein Vorschlag:
Hier sollte die Schiffbarmachung der Röhr
geprüft werden.
Dann wäre auch der Lastentransport über
die Röhr, Ruhr und dem Rhein zu den
Weltmeeren gesichert.
Mehr noch: Die Meyer-Werft baut sicher
einen „Röhrtaldampfer“! Dann ist auch der
Fremdenverkehr für die nächsten hundert
Jahre gesichert.
3. Andere Einkaufsalternativen
Nach den 11 Wochen Sperrung kommt eine
Statistik zum Ergebnis, dass das Gegenteil
der Annahme des Einzelhandel’s in
Sundern eingetroffen ist:
Aufgrund der Sperrung sind alle Sunderaner
in Sundern geblieben und haben ihren
Bedarf bei den „freundlichten Geschäften“
gedeckt.
Der Einzelhandel in Neheim und Dortmund
hat sich bereits beim Einzelhandelsverband
NRW massiv beschwert.
Vorschlag: Anlage einer Baustraße dort, wo es geht. Dort könnten dann weitgehend die Bewegungen der Baufahrzeuge erfolgen, der einspurige Verkehr würde zumindest auf dieser Strecke nicht behindert. und die Bauarbeiter weniger gefährdet. Später Rückbau der Baustraße.