Sundern. Am Ende einer langen Diskussion im Haupt- und Finanzausschuss waren sich die Politiker einig. Das Stadtmarketing Sundern soll zum 1. Januar 2016 einen sauberen Neustart hinlegen, mit einer neuen Struktur, die den Einfluss der Stadt stärkt und über die in den kommenden Monaten intensiv beraten werden soll, und frei von den Altlasten der Ära Rogoll, in der mehrere Stadtmarketing-Töchter in die Insolvenz gingen. 2015 sehen die Politiker als Jahr des Übergangs, in dem auch über die Höhe des künftigen städtischen Zuschusses entschieden werden soll. An den neuen Stadtmarketing-Geschäftsleiter Jeroen Tepas und sein kleines Team sandten die Politiker ein klares Signal des Vertrauens und lobten den neuen Kurs der Offenheit und Transparenz.
FDP zieht ihren Radikal-Antrag zurück
Am Ende der Diskussion, in der Jeroen Tepas recht umfangreich und detailliert dargelegt hatte, welche Dienste das Stadtmarketing für die Stadt Sundern leistet, zog selbst die FDP-Fraktion ihren Antrag zurück, künftig städtische Zuschüsse an die Genossenschaft ganz zu streichen. Zunächst hatte Fraktionschef Rüdiger Laufmöller noch rigoros argumentiert, ein Stadtmarketing müsse sich selbst tragen und dürfe nicht mit Steuergeldern unterstützt werden. Später lenkte er ein, sagte, das Ziel des FDP-Antrags sei mit der intensiven Diskussion erreicht worden.
„Mir wird schlecht!“ – „Mir auch!“
„Wenn ich diese Zahlen sehe, wird mir schlecht,“ hatte Laufmöller gesagt, als Tepas die Bilanzzahlen des Stadtmarketing für 2013 und 2014 an die Wand geworfen hatte. „Mir auch!“, antwortete Tepas. Er habe seit Ende 2013 alle Altlasten aufgedeckt und alle in die Bilanz eingestellt. Den Bilanzverlust von rund 342.000 Euro im Jahr führte Tepas bis auf rund 7000 Euro auf solche Altlasten zurück. Die Politiker schüttelten besonders bei einer ganzen Liste von sogenannten periodenfremden Aufwendungen den Kopf, die von nicht bezahlten Beiträgen bis zu zurückgeforderten Zuschüssen der Bezirksregierung reichten.
200.000-Euro-Brocken: Warten auf Versicherung
Dickster Batzen in der Negativbilanz sind aber 200.000 Euro, die die holländischen Investoren des Ferienparks in Amecke zur Finanzierung der Regionale vorgeschossen haben. Weil hier keine klar formulierten Verträge vorliegen, bestehe der Insolvenzverwalter der Sundern Projekt GmbH zum Wohle seiner Gläubiger darauf, dass diese Summe von der Stadtmarketing getragen werden müsste, erklärte Bürgermeister Lins den Politikern. Die fehlende vertragliche Vereinbarung sei aber ein Geschäftsführerfehler, für den die Geschäftsführerversicherung eintrete. Ob die 200.000 Euro zu 100 Prozent erstattet werden oder in einem Vergleich 150.000 Euro, werde sich bald klären. Mit Zahlung dieser Versicherungsleistung wird der Bilanzverlust Ende 2014 entweder bei 67.000 oder bei 117.000 Euro liegen, rechnete Tepas vor, denn ohne Altlasten macht das Stadtmarketing dieses Jahr rund 66.000 Euro Gewinn.
„Keine weitere Insolvenz in Sundern“
Ende 2015, so Tepas, soll das Stadtmarketing dann wieder sauber sein, so sauber, dass es seinen 272 Mitgliedern auch wieder ihre Einlagen auszahlen könnte und dass es „keine weitere Insolvenz in Sundern gibt“. Dazu muss neben einem vorsichtig kalkulierten Gewinn von 18.000 Euro und der Auflösung von Rücklagen aber auch ein Scheck aus Holland kommen. Die 100.000 Euro, die die Ferienpark-Investoren für den Fall zugesagt haben, dass sie die Baugenehmigung in Händen halten. Bürgermeister Lins zeigte sich zuversichtlich, das der Bauantrag 2015 kommt und auch genehmigt werden kann. Im oberen Bereich gebe es bereits Baurecht, im Eingangsbereich werde der Bebauungsplan derzeit geändert. Lins teilte den Politikern aber auch mit, dass Wim Egging einen schweren Schlaganfall erlitten habe und möglicherweise nie mehr arbeiten können wird. Derzeit werde bei den holländischen Investoren fieberhaft daran gearbeitet, diesen personellen Engpass zu überbrücken.
Vielfältige Aufgaben für die Stadt
Tepas berichtete auch, dass das Stadtmarketing Personalkosten gesenkt habe und bei den Veranstaltungen 2014 kräftig eingespart habe, um die Bilanz zu verbessern. Auch die neue Wanderbeschilderung sei auf 2015 verschoben worden, weil er sie 2014 nicht habe bezahlen können. Und der Sparkurs solle fortgesetzt werden. Die neue Wanderbeschilderung und die darauf folgende neue Wanderkarte stehen auch auf der Liste der Aufgaben, die das Stadtmarketing für die Stadt erledigt. Der Bürgerbus und Standortmarketing, das Wanderbooklet und die Markierung von 900 Kilometern Wanderwegen, der Veranstaltungskalender und der Internetauftritt, Veranstaltungen wie Seefest und Dämmerschoppen, die nur zum Teil von Sponsoren finanziert werden, der Beitrag zum Lichtforum und nicht zuletzt die Personalkosten, unterm Strich, so Tepas, bleibe sogar noch ein Delta von 13.000 Euro, das durch den städtischen Zuschuss von 169.000 Euro nicht abgedeckt werde.
Stechele: „Fehlkonstruktion“ – Becker: „Neue Messlatte kreieren“
„Gute Sachen,“ sagte SPD-Fraktionschef Michael Stechele, „aber es ist eine Fehlkonstruktion, dass wir nicht darüber entschieden haben.“ So sei ihm erst jetzt bewusst, dass mit Steuergeldern der Sunderner Bürger das Lichtforum unterstützt werde, sagte Stechele und forderte nochmals nachdrücklich eine Änderung der Struktur, die 1998 als Nachfolge des bis dahin im Rathaus angesiedelten und mit drei Mitarbeitern besetzten Fremdenverkehrsamts geschaffen wurde. „Verschlusssachen“ dürfe es nicht mehr geben. „Wir müssen jetzt eine neue politische Messlatte kreieren, nachdem das völlig aus dem Ruder gelaufen ist,“ forderte auch Antonius Becker von den Grünen und kritisierte scharf den FDP-Antrag. Für die Streichung der Zuschüsse sei jetzt der denkbar ungünstigste Zeitpunkt, denn das würde zu einer weiteren Insolvenz in Sundern führen. Während Rüdiger Laufmöller den FDP-Antrag wenig später zurücknahm, hatte dessen Fraktionskollegin Dorothee Thiele zuvor dem Stadtmarketing immerhin „eine kleine Trendwende“ attestiert. Wo sie früher Visionen gehört habe, kämen jetzt in die Tiefe gehende Informationen. Die CDU, als Mehrheitsfraktion von den anderen Parteien in besondere Verantwortung gerückt, betrieb Vergangenheitsbewältigung. Fraktionschef Stefan Lange bekannte, immer ein gewisses Magengrummeln gehabt zu haben, und Klaus Tölle erklärte, seiner Fraktion sei es immer um die Ziele gegangen. „Wenn wir gewusst hätten, was passiert, wären wir nicht mitgegangen, jetzt sind wir die letzten, die sich einem neuen Weg verschließen.“
Lins: „Bei allem Elend nicht alles verteufeln“
Bürgermeister Lins, sagte „bei allem Elend“ dürfe man die Stadtmarketing-Vergangenheit aber nicht nur verteufeln und nicht verkennen, welche Dinge vorangebracht wurden. Als ehrenamtlicher Aufsichtsrat des Stadtmarketings berichtete Lins aus der Mitgliederversammlung, dass dort vollstes Verständnis herrsche, dass sich Rechte und Einflussmöglichkeiten verschieben müssten. Die 272 Stadtmarketing-Mitglieder, die derzeit wie auch die Stadt jeder eine Stimme haben, zahlen gemeinsam rund 50.000 Euro Jahresbeitrag, die Stadt allein mehr als das Dreifache an Zuschuss.
Drei Dinge machte Lins zum Abschluss nochmals „sehr deutlich“: „Das neue Stadtmarketing-Team ist auf dem richtigen Weg, 2015 wird ein Jahr des Übergangs, und der Termin 1. 1. 2016 für den Neuanfang steht.“
Eine Antwort
Es ist doch schön zu Lesen das weiterhin die Gehälter mit Steuergeldern Finanziert werden, und die Holländer Geld zurück bekommen werden! was ist denn mit den Gastwelten geschädigten? Und immer noch keine Offenlegung ob nur das Gehalt von Rogoll und Vettern bezahlt wurde.…. Alles wird mit schönen Worten und einem Neustart vertuscht.