Arnsberg/Sundern. Zum Vorstoß der CDU-Kreistragsfraktion nimmt der Röhrtalbahn-Arbeitskreis der Lokalen Agenda 21 Stellung und nennt zehn Gründe für den Erhalt und die Reaktivierung der Röhrtalbahn. Die Stellungnahme im Wortlaut:
Den Entschluss der Kreistagsfraktion der CDU, die Röhrtalbahn aufzugeben, bedauert der Röhrtalbahn-AK der Lokalen Agenda 21 Arnsberg-Sundern, ein Zusammenschluss von verkehrspolitisch engagierten Bürgerinnen und Bürgern der beiden Städte. Die Lokale Agenda 21 hatte bislang mit der CDU konstruktive Gespräche. Arbeitsgrundlage war immer die Annahme, dass die Reaktivierungder Röhrtalbahn von einer breiten politischen Mehrheit getragen wird, was in verschiedenen Gremien (Kreistag, Stadträte Arnsberg und Sundern, Regionalrat) bestätigt wurde. Nun ist das anders, allerdings müssen seitens der Lokalen Agenda 21 einige Punkte klargestellt werden:
- Die Reaktivierung der Röhrtalbahn ist nun in absehbarer Zeit möglich geworden, denn die Finanzierung des Nahverkehrs auf der Bahn ist bis 2031 gesichert und wichtige Planungsschritte wurden bereits genommen. Genau an dieser Stelle steigt die CDU aus. Schade und nicht zu verstehen!
- Die Wirtschaftlichkeit der Röhrtalbahn ist klar gerechnet und nachgewiesen durch eine strenge, fachlich einwandfreie Begutachtung. Alle Verkehrsprojekte, ob Schiene oder Straße, werden ausschließlich nach dem volkswirtschaftlichen Nutzen bewertet. Der ist hier weit über der Kostendeckungsschwelle.
- Die genannten 280.000 €, die angeblich derzeit die 14 km lange Röhrtalbahntrasse jährlich kosten soll, sind nicht nachvollziehbar und seitens der CDU nicht belegt. Es werden z.Zt. sicherlich keine 20.000 € pro km im Jahr investiert.
- Die Fahrtzeit Sundern – Neheim-Hüsten beträgt mit der Bahn nur ca. 20 Minuten und ist viel kürzer als die Busfahrt. Außerdem ist der Komfort im Zug deutlich höher, und es lassen sich direkte Verbindungen ins Ruhrgebiet herstellen. Dortmund Hbf und Hagen Hbf liegen vor der Tür.
- Die Straßenquerungen der Bahn mit Signalanlagen dauern nur solange wie die Schaltphase einer Fußgängerampel. Der Radweg erfordert bei der jetzigen Situation ebenfalls Ampeln, und das würde den Straßenverkehr wesentlich mehr behindern als der Zug. Und: Der Radweg kostet viel Geld für den Bau und in der Unterhaltung und Pflege. Die CDU hat bislang keinerlei Kostenabschätzung für den Radwegebau vorgelegt. Ebenso fehlt bislang jegliche Idee für die Finanzierung. Sollen das die Städte und der Kreis bezahlen? Die Bahnreaktivierung würde aus Landes- und Bundesmitteln finanziert.
- Der Zug fördert den Wander- und Radtourismus gleichermaßen. Mit der Bahn reisen viele Gäste zu diesen Zwecken an. Da entsteht viel Wertschöpfung in der Region. Bahn und Radweg ist die Kombination für den Erfolg, wie das Beispiel des Ruhrtalradwegs in Kombination mit der Oberen Ruhrtalbahn zeigt.
- Natürlich kann Güterverkehr zusammen mit dem Personenverkehr geplant werden. Der Güterverkehr steht vor dramatischen Veränderungen, da die Straßen die prognostizierten Mengen nicht mehr fassen werden.
- Die Bahn bietet ein modernes, klimafreundliches Mobilitätsangebot und ist unverzichtbarer Bestandteil der überfälligen Verkehrswende.
- Für Fachkräfte von außerhalb sind Städte mit Bahnanschluss attraktiv. Städte ohne Bahnanschluss sind abseitige Provinz!
- In Deutschland geht es um den Ausbau des ÖPNV mit Bahn und Bus, um Vernetzung der Verkehrsträger. Dazu trägt auch der demographische Wandel bei. Reaktivierungen von Bahnstrecken waren in den letzten Jahren sehr erfolgreich und ermöglichten vielen Orten einen Bahnanschluss. Soll Sundern nun außen vor bleiben?
Aber was schreiben wir das alles – die CDU nimmt anscheinend keine Fakten zur Kenntnis, verweigert eine öffentliche Diskussion, und man muss sogar um die Zukunft des gesamten Bahnverkehrs im HSK fürchten. Denn aus der CDU liest man die Ansicht, dass die Schiene keine Zukunft habe. Das ist Unsinn, denn der energieeffiziente Schienenverkehr ist das optimale Verkehrssystem für den Klimaschutz und für Lebens- und mehr Wohnqualität. Wenn die CDU die Röhrtalbahn aufgeben will, die wichtigste und zukunftsträchtigste Nebenbahn der Oberen Ruhrtalbahn, dann schwächt sie auch die Obere Ruhrtalbahn und bereitet schon den Ausstieg des HSK aus dem Schienenverkehr vor.
Dies wird die Lokale Agenda 21 Arnsberg-Sundern nicht hinnehmen und für die Übernahme der Röhrtalbahn durch ein anderes Eisenbahnunternehmen werben, denn dieser Schritt steht rechtlich vor der Stilllegung!
3 Antworten
Sehr guter Beitrag, da inhaltlich richtig und auch die richtigen Schlüsse gezogen. Es müssen nun alles vernünftigen Teile der Gesellschaft zusammenstehen und sich den unverbesserlichen Ideologen gegenüberstellen. Einer Stilllegung wird durch das EBA nur zugestimmt, wenn kein Verkehrsbedürfnis mehr besteht. Dieses muss geltend gemacht werden. Ich verweise gerne auf das Beispiel der Wiehltalbahn. Dort wurden die Infrastrukturzerstörer eindrucksvoll in die Schranken gewiesen. Und die Röhrtalbahn hat ein größeres Potential.
Und ich verweise auf die Emslandbahn Wehrlte-Lathen. Dort haben sich die Ideologen durchgesetzt an jedem Bedarf vorbei.
Siehe:
https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/osnabrueck_emsland/Keine-Zuege-Sanierte-Strecke-ein-Millionengrab,bahn1456.html
Röhrtalbahn – eine Fehlgeburt im Ansatz?
ob die Investitionen, welche ja zweifelsfrei in nicht geringer Summe notwendig sind, sich rechnen? ich wage es zu bezweifeld, außerdem.. mit dem Argument „sind ja nur 2x 2 Minuten“ Schrankenschluß.. stimmt nicht ganz, Pengel-Anton quert die L 519 und B 229 von Sundern nach Hüsten vier mal zuzüglich der Nebenstraßen, also stimmt die Rechnung nicht!
wenn ich mir das so ausrechne, bringt das außer Zeitverlust und viel Abgasen wegen stehender wartender Fahrzeuge nichts!
auch daran sollte gedacht werden, und ich möchte wissen, wie viel an € für die Sanierung und den behindertengerechten Umbau der Haltepunkte Sundern, Stemel, Hachen, Müschede etc. in die Hand zu nehmen ist!
nicht erst handeln und dann drüber nachdenken!