Enkhausen. Das Heinrich-Lübke-Haus in Enkhausen hat einen bedeutenden Schritt auf dem Weg zu einem attraktiven und modernen Museum gemacht. „Weg vom verstaubten Image und dem Charme der 70-er Jahre, um junge Leute für Geschichte und die Zeit Heinrich Lübkes zu interessieren,“ nannte Bürgermeister Detlef Lins als Ziel des Multimedia-Projekts, dessen ersten Teil er nach anderthalbjähriger Vorarbeit jetzt präsentieren konnte. Direkt neben den Vitrinen der Orden, die der Bundespräsident aus allen Teilen der Welt mitbrachte, sind jetzt auf einem großen Bildschirm Informationen über alle 33 offiziellen Auslandsreisen Lübkes während seiner Präsidentschaft von 1959 bis 1969 abrufbar.
33 Auslandsreisen in jeweils zweieinhalb Minuten
Der Mescheder Nachrichtentechnik-Professor Dr. Ing Stephan Breide und Uta Koch vom Sunderner Kulturbüro haben die Präsentation erarbeitet und dabei wegen zeitäufwändiger Recherchen im Bundesarchiv länger gebraucht als erwartet. Es sei schon ein ambitioniertes Anliegen gewesen, alle 33 Auslandsreisen des Präsidenten aufzuarbeiten, sagte Prof. Breide und berichtete auch, dass sich ihm die Person Heinrich Lübke am Ende ganz anders dargestellt habe als das häufig gezeichnete Zerrbild. In viele Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas sei der Präsident als erster deutsche Staatsmann überhaupt gereist. Sein zentrales Ansinnen sei meist die Förderung der Landwirtschaft in seinem Gastland und immer die Werbung für die Wiedervereinigung Deutschlands gewesen. Die jeweils etwa zweieinhalbminütigen Multimediapräsentationen, die über eine Weltkarte gestartet werden können, zeigen Originalbilder von Lübke und seinen Gastgebern sowie den besuchten Orten, Fotos der ihm damals verliehenen Orten sowie Ablauf und Ziele der jeweiligen Reise. Ergänzt werden die Reiseinformationen mit Daten wie etwa Bevölkerungszahlen und Wirtschaftskraft, wobei das Reiseland und Deutschland zur damaligen Zeit und heute rund ein halbes Jahrhundert später miteinander verglichen werden. Bei der ebenfalls sehr aufwändigen Ermittlung dieser Daten hat der 17-jährige Sohn Lukas Breide ehrenamtlich mitgearbeitet, wofür ihm Bürgermeister Detlef Lins als Dank einen Büchergutschein überreichte.
Ehrenamtliches Engagement und Sparkasse als Sponsor
Ohne ehrenamtliches Engagement und ohne einen großzügigen Sponsor sei das etwa 16.000 Euro teure Projekt in der momentanen Haushaltssituation Sunderns nicht möglich gewesen, sagte Lins und dankte deshalb auch der Sparkasse Arnsberg-Sundern. Sparkassenvorstand Norbert Runde probierte mit Freude die neue Präsentation aus und sagte, sein Haus helfe gerne mit Geld, wo es gute Ideen gebe und Leute, die etwas machen wollen.
In den Sommerferien erstes Kinderprojekt im Heinrich-Lübke-Haus
Gemacht werden soll noch einiges im Heinrich-Lübke-Haus, so Uta Koch. Kleinere gestalterische Änderungen wie die Hinterlegung der Ordensvitrinen mit kräftiger roter Farbe haben sich bereits positiv bemerkbar gemacht. In einem zweiten Schritt des Multimediaprojekts sollen die zahlreichen vorhandenen Bilder auf den großen Tafeln auf einer Multimediawand näher erläutert werden. Bereits in diesem Sommer soll es zudem das erste Kinderprojekt geben. Die Kinder sollen Orden basteln und auch erklären, wofür sie Orden verdient haben. „Etwa, weil sie ihr Kaninchen gut gepflegt haben oder der Oma so schön vorlesen können,“ so Uta Koch mit erkennbarer Vorfreude auf das Sommerferienprojekt. Im kommenden Winter soll dann die vom Arnsberger Sauerlandmuseum konzipierte Ausstellung zum Winterhilfswerk in Enkhausen gezeigt werden. Ein Beispiel, dass das Haus nicht nur durch Heinrich Lübke lebe, so Uta Koch, die auch Diskussionen und andere Veranstaltungen ins Haus holen will. „Das Heinrich-Lübke-Haus entwickelt sich langsam, aber es entwickelt sich,“ stellt sie fest. Und bekommt Unterstützung vom Enkhauser Ortsvorsteher Gerhard Hafner, der einmal mehr betonte, wie wichtig es gewesen sei, dass der Kulturausschuss vor einigen Jahren, als das Haus in Frage stand, nicht eingeknickt sei. Der Erfolg lasse sich bereits an den ansteigenden Besucherzahlen ablesen. Auch Bürgermeister Lins formulierte das klare Ziel, dass Besucher nicht nur kommen, sondern auch wiederkommen sollen.
Übersetzung ins Englische und Niederländische
Mit der neuen Präsentation zu Lübkes Auslandsreisen ist das Haus auch für internationale Gäste gerüstet. Alle 33 Beiträge sind auf Knopfdruck auch in Englisch und Niederländisch verfügbar. Für Professor Stephan Breide mehr als nur eine Spielerei. Bei einer ähnlichen Multimediapräsentation in Eslohe, an der er mitgearbeitet hat, ist Niederländisch die am häufigsten gewählte Sprache.