Neheim. Ein letztes Mal treiben die über 100 alten Linden an der Möhnestraße derzeit alle zusammen ihre Blätter aus und werden bald wieder ein grünes Dach über der Straße bilden. In den kommenden beiden Frühjahren werden die Bäume gefällt, wenn der Straßenzug in zwei Bauabschnitten komplett erneuert wird. Die Straße soll auch künftig ihren Alleecharakter behalten, auch wenn die Zahl der Bäume um ein Viertel verringert wird. Doch welche Baumart dort künftig wachsen wird, dahinter steht nach dem zweiten Werkstattgespräch mit den Anwohnern noch ein dickes Fragezeichen.
Anwohner schrecken Baumhöhen von bis zu 25 Metern
Nur noch etwa halb so viele Bürger wie beim ersten Werkstattgespräch im Februar waren der Einladung der Stadtverwaltung ins Kaiserhaus gefolgt. nachdem es damals um das Fällen der Bäume gegangen war und sich Anwohner und Baumgutachter einig waren, stand diesmal die Diskussion um die Nachfolgepflanzung im Mittelpunkt. Und Konstanze Nawrath-Dame, die Leiterin des städtischen Grünflächenmanagements, war einigermaßen überrascht, dass ihre Vorschläge auf wenig Gegenliebe stießen. Linden sollten es nicht wieder sein, da diese klebrigen Honigtau absondern. Als Nachfolger schlug Nawrath-Dame die Baumhasel oder den Tulpenbaum vor, beides mittelgroße, schöne und gut schnittverträgliche Alleebäume mit durchgehendem Leittrieb, die Hasel in der Blattform der Linde ähnelnd und mit kleinen essbaren Nüssen, der Tulpenbaum mit ausdrucksstarker gelber Herbstfärbung und nach 20 Jahren auch mit attraktiven Blüten. Was den Anwohnern allerdings nicht gefiel, waren die genannten Wuchshöhen der beiden Baumarten, die bei der Pflanzung fünf bis sechs Meter hoch sein sollen. Die Baumhasel kann 20 bis 25 Meter, der Tulpenbaum 18 bis 25 Meter hoch werden. „Warum so hoch, doppelt so hoch wie die meist dreistöckigen Häuser?“ fragten die Anwohner. Neben den Mühen des Laubkehrens führten sie auch verstopfte Dachrinnen und verschmutzte Fassaden durch vom Blattwerk abgeregneten Staub ins Feld. Als Argument gegen die Baumhasel dienten sogar platt gefahrene Eichhörnchen, die es an anderen Stellen gebe, wo dieser Baum stehe und die Eichhörnchen im Herbst die Nüsse auf der Fahrbahn sammeln.
Bürgermeister: „Also noch mal auf die Suche“
Konstanze Nawrath-Dame sagte, dass hier Architektenbäume oder Zierbäume wie in Fußgängerzonen nicht in Frage kämen, weil die Untere Landschaftsbehörde ihre Zustimmung, die alten Bäume zu fällen, mit der Neuanpflanzung gleichwertiger Bäume verbunden habe. Und sie sagte, dass ihr persönlich gerade der Tulpenbaum besonders am Herzen liege, da es ein sehr schöner Baum sei, der in Arnsberg als Straßenbaum noch nirgendwo wachse und nur als Einzelbaum in Bremers Park betrachtet werden könne. Und sie verwies auch auf die Wohlfahrtswirkung größerer Bäume. Ein Argument, das auch Stadtplaner Thomas Vielhaber aufgriff. Neben der städtebaulichen Wirkung der Allee betonte er den positiven Einfluss des Blattwerks auf Lärmschutz sowie Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Sommer. Das alles und auch der Hinweis, dass die derzeitigen Linden, die „laut Katalog“ bis zu 30 Meter hoch werden können, es in den letzten 70 Jahren auf der Möhnestraße gerade mal auf die Hälfte dieser Höhe geschafft haben, konnte die Bürger nicht umstimmen. „Also müssen wir uns nochmal auf die Suche machen,“ fasste Bürgermeister Hans-Josef Vogel das Ergebnis der Diskussion zusammen. Gesucht wird jetzt ein Baum mit Alleecharakter, aber nur 18 bis 20 Meter Höhe.
Doppelstöckiges Parkdeck am Kunst-Werk ist machbar
Diskussionen gab es auch um die Parkplätze. Ein Anwohner sagte, er habe rund 100 Parkmöglichkeiten an der Straße gezählt, bei künftig 55 Parkplätzen falle fast jeder zweite Platz weg. Gerald Kalkowski vom Planungsbüro Pesch und Partner in Herdecke meinte, da seien wohl auch ein paar illegale Parkmöglichkeiten in die Zählung eingeflossen und versicherte, er plane überall dort Parkmöglichkeiten ein, wo dies möglich sei, ohne Einfahrten zu versperren. In der Praxis werde es sicher auch mal machbar sein, dort, wo ein Parkplatz für ein langes Auto geplant ist, zwei kurze zu parken. Mit einer Skizze stellte der Diplom-Ingenieur auch die Machbarkeit eines zweistöckigen Parkdecks auf einem rückwärtigen Grundstück an der Einfahrt zum Kunst-Werk vor, falls der Parkdruck durch neue Entwicklungen zu groß werden sollte. Die Parkplatzplanung im Zuge der Straße soll, so Vogel in seiner Zusammenfassung, auf jeden Fall nochmals optimiert werden, wobei es auch möglich sein soll, den Blick auf Schaufenster frei zu halten, wie es eine Anwohnerin gewünscht hat.
Anwohner wünschen fünf Zebrastreifen statt nur vier
Überarbeitet wird auch das Konzept der Straßenüberquerungen. Die Planer hatten hier bisher vier Überwege vorgesehen, je einen an den beiden Enden des Straßenzugs vor den jeweiligen Kreisverkehren, sowie zwei dazwischen. Die Bürger wünschten allerdings – vor allem mit Blick auf die älter werdende Bewohnerschaft des Viertels – einen Übergang mehr. Deshalb soll jetzt an jeder Einmündung einer Seitenstraße ein Zebrastreifen angelegt werden. Unstrittig waren die Standorte der künftigen Bushaltestellen. Gernot Kalkowski riet von klassischen Wartehäuschen mit Rückwand ab, weil dahinter enge Schluchten entstehen würden. Aus der Mitte der Anwohner kam der Wunsch, auch auf Sitzplätze zu verzichten, so dass nun praktisch nur ein Wetterschutzdach übrig bleibt. Recht klar war auch der Wunsch der Anwohner nach einem Tempolimit erkennbar. Ein Anliegen, für das auch Stadtplaner Thomas Vielhaber Sympathie zeigte. Denn bei der derzeit laufenden Erarbeitung eines Lärmaktionsplans zeige sich, dass es in engen Straßen bei höherem Tempo recht laut werden könne.
Bürgermeister Vogel verabschiedete die Bürger nach einer guten Stunde mit Dank für ihre Mitarbeit und sagte zu, sie durch Anschreiben und Aushänge über den weiteren Fortgang der Planung zu informieren. Bei erheblichem Redebedarf könne es auch gerne ch ein drittes Werkstattgespräch geben.
3 Antworten
Ich schlage vor: Japanische Kirschbäume. Werden nicht größer als maximal 7 m und bringen ein Wahnsinns-Frühlings-Feeling wenn sie im April rosarot ausschlagen. Was Schöneres gibt´s gar nicht.
Ergänzend hier ein Link:
https://www.youtube.com/watch?v=_MW-Y2UlRrE
Da braucht man kein Video – auf dem Gutenbergplatz in Alt-Arnsberg stehen seit über 25 Jahren Japanische Kirschen 😉
Blühen wirklich wunderbar, und das mehrfach im Jahr, nicht nur im April.
Werden allerdings nur ca. 4 m hoch und sind zudem keine heimischen Bäume, für die Möhnestr. brauchen wir aber einen auch aus ökologischer Sicht (Bienenweide, Brutraum für Vögel …) passenden Baum. Und das ist die Japanische Kirsche nun mal nicht, egal wie schön sie blüht.