Arnsberg. Zwei Botschaften brachte Landrat Dr. Karl Schneider mit zur Bürgerinformation zum Neubau des Sauerlandmuseums. „Wir sollten jetzt in Steine statt in immer neue Planungen investieren, sonst bleibt immer weniger Geld für immer weniger Raum,“ sagte er, aber auch, dass die jetzt vorliegende Planung noch weiterentwickelt werden müsse. Da sei „das letzte Gebet noch nicht gesprochen“ und aus der Politik werde sicher ein Auftrag kommen, den Entwurf noch zu verbessern. Deshalb, so Schneider am Ende der anderthalbstündigen Veranstaltung, sei er auch dankbar für die vielen, teils auch kritischen Anmerkungen der Arnsberger Bürger, die noch mit berücksichtigt werden könnten.
Neue Dauerausstellung wird schon konzipiert
Mit rund 80 interessierten Bürgern war der Blaue Saal am Dienstag abend voll besetzt. Für Museumschef Dr. Jürgen Schulte-Hobein „ein weiteres Zeichen, wie sehr den Arnsbergern ihr Museum am Herzen liegt“. Schulte Hobein konnte der jetzt notwendig gewordenen Neuplanung auch eine positive Seite abgewinnen. Weil der Neubau weg vom Risikohang in Richtung Ruhrstraße rückt, kann der Altbau nach seiner Sanierung unabhängig vom Neubau schon früher wiedereröffnet werden. Der historische Landsberger Hof, der die völlig neu konzipierte Dauerausstellung präsentieren wird, soll im Februar 2018 fertig sein, der Neubau dann im Frühsommer 2019. Bereits in diesem Sommer wird Schulte-Hobein dem Kreiskulturausschuss das Konzept der neuen Dauerausstellung präsentieren. Es wird Themenräume mit modernen multiperspektivischen Darstellungen geben, die von Graf Gottfried über die Eisenbahn bis zur NS-Zeit reichen. An Medientischen kann in die Tiefe gearbeitet werden und für Schulklassen wird eigens ein Forum eingerichtet.
Mit großem Ausstellungssaal „in neue Liga“
Im Mittelpunkt des Abends stand allerdings der Neubau, mit dem das Sauerlandmuseum „in eine neue Liga aufsteigen“ soll. Es sollen Sonderausstellungen in Arnsberg ermöglicht werden, die bisher im Museum nicht möglich waren. Als Beispiel nennt der Museumschef gerne eine Ausstellung mit Werken des Sauerländers August Macke. Dafür sieht der Neubau in seinem untersten Geschoss auf Ruhrstraßenniveau einen großen Ausstellungssaal mit über 300 Quadratmeter Fläche vor. In den Geschossen darüber, die sich treppenartig verkleinern, liegen ein Multifunktionsraum, der für Konzerte, Vorträge und Tagungen genutzt werden kann, und ein kleiner Ausstellungssaal, insgesamt eine Neubaufläche von rund 533 Quadratmetern.
Architektin: Gebäude geht zwangsläufig in die Höhe
Architektin Meridith Atkinson vom Stuttgarter Büro Bez & Partner erläuterte den aktuellen Entwurf und berichtete von einer Kiste voll mit tausend kleinen Modellen und Bergen von Skizzenpapier, die bisher angefertigt worden seien. Die jetzt gefundene Lösung mit der nach Norden ansteigenden Treppe sei ihrer Meinung nach der beste Kompromiß. Weil nicht mehr in den Hang gebaut werden dürfe, gehe das Gebäude zwangsläufig in die Höhe und sei komplett sichtbar. Ebenso zwangsläufig müsse das Gebäude vierstöckig werden, um mit einer Brücke über die Englische Promenade den Anschluß an das erste Untergeschoss des Altbaus herzustellen. Andere Lösungen seien verworfen worden, weil sie entweder die Englische Promenade blockieren oder durch zusätzliches Personal für Ein- und Ausgänge unwirtschaftlich wären. Besonders erwähnte die Architektin auch das große Panoramafenster mit Aussicht auf die Neustadt, das im langen Brückengang den Blick der Besucher nach vorne ziehen soll, und die von der Promenade aus begehbare öffentliche Terrasse auf dem Dach des großen Ausstellungssaals, die aus dem Museum aber nur über einen Notausgang zugänglich sein wird.
Kritiker reden von „Bunker“ und „Klotz“
Aus dem Publikum kamen durchaus kritische Anmerkungen zur Größe und Gestaltung des Gebäudes. Von einem „Bunker“ war die Rede oder von einem „klotzartige Riegel“. Insbesondere beim obersten Geschoss mit Brücke und Gang gab es viele Wünsche der Umgestaltung, etwa durch Einsatz von mehr Glas oder Verkürzung des Gangs. Der Wunsch nach auflockernden Fenstern wird sich bei den Ausstellungsälen allerdings nicht erfüllen lassen, denn wo Fenster sind, können keine Exponate hängen. So verwies Museumsmitarbeiterin Ulrike Schowe auf „innere Werte“, auf die es bei einem Museum ankomme. Das neue Museum für Kunst- und Kulturgeschichte in Münster sei von außen eine bedrohliche Wand, im Inneren aber voll überzeugend. Architektin Atkinson meinte, dieses Gebäude passe sich der Umgebung an der Ruhrstraße an, denn Anpassung bedeute nicht Nachbauen der Umgebung. Ein Museum sehe anders aus als ein Wohnhaus, sonst erkenne man es nicht. Zudem erklärte sie auf eine entsprechende Frage, dass ein Lichtplaner an der Fassadengestaltung bei Dunkelheit arbeite.
Museumsleiter will keine Brücke ins Kreuzgewölbe
Auch die Anregung, den „Schlauch“ von Brücke und Flur als zusätzlichen Ausstellungsraum attraktiver zu nutzen, wird sich nicht realisieren lassen. Brandschutztechnisch handele es sich hier um ein Treppenhaus, in dem nichts Brennbares stehen oder Hängen dürfe. Deshalb könne allenfalls mit Schrift an der Wand gearbeitet werden. Museumschef Schulte-Hobein ist selbst auch noch unzufrieden mit dem Verlauf der Brücke, die derzeit im Kreuzgewölbe des Altbaus, dem schönsten Raum des Landsberger Hofs, enden soll und diesen damit als Ausstellungsraum entwertet. Die Forderung, an der Ruhrstraße einen Busparkplatz zu bauen und dort für weniger mobile Personen einen bequemen Zugang zu schaffen, ohne über das Altstadtpflaster gehen zu müssen, lehnte er allerdings deutlich ab. Aus wirtschaftlichen Gründen solle das Museum nur einen ständigen Eingang haben und aus städtebaulichen Gründen solle der wie bisher am Alten Markt liegen. Denn der Neubau habe einen hohen Landeszuschuss aus der Städtebauförderung bekommen, um den Bereich Steinweg/Alter Markt attraktiver zu machen. Der Zugang zur Ruhrstraße soll nur in Ausnahmefällen für das Publikum geöffnet werden, etwa bei Veranstaltungen im Multifunktionsraum außerhalb der Öffnungszeiten des Museums.
Kreis bestreitet hohen Anstieg der Planungskosten
Auch die Sorge, die Kosten unter Kontrolle zu halten, wurde von den Bürgern geäußert. Der Landrat sicherte zu, Sicherungen einzuziehen, damit die Kosten nicht aus dem Ruder laufen. Ulrich Bork, zuständiger Fachbereichleiter bei der Kreisverwaltung, sagte, er werde unmittelbar nach dem Beschluss im Kreistag am 28. April klare vertragliche Grundlagen mit den Architekten schaffen. Und er sagte auch, dass er eine Kostensteigerung der Planungskosten von 2,1 auf 3,3 Millionen Euro in dieser Höhe bestreite, denn es müsse ja nicht alles wieder neu geplant werden. Das Architekturbüro geht derzeit von insgesamt 900.000 Euro verlorenen Planungskosten infolge der Umplanung aus. Da das Gesamtvolumen von 12,7 Millionen Euro unverändert bleibt, kann mit dem verbleibenden Geld entsprechend weniger Raum gebaut werden. Dadurch ist die Neubaufläche inzwischen von rund 700 auf 533 Quadratmeter geschrumpft. „Das ist die unterste Grenze, weniger darf es wirklich nicht sein,“ sagt Dr. Jürgen Schulte-Hobein dazu.
Bei neuen Verfahren gehen 4,5 Mio. Förderung verloren
Auch auf die Frage, warum denn jetzt nicht einfach auf einen anderen Entwurf aus dem Architektenwettbewerb zurückgegriffen werde, der von Anfang an keinen großen Eingriff in den Hang vorgesehen habe, gab Ulrich Bork eine Antwort. Er wisse nicht, ob es überhaupt einen solchen Entwurf gegeben habe, aber er wisse, dass es sich um ein formstrenges Verfahren handele. Das gesamte Verfahren müsste von vorne begonnen werden, wodurch auch der Förderbescheid des Landes über 4,5 Millionen Euro hinfällig werde. Dieses Geld fehle dann und es sei längst nicht sicher, ob man es nochmals bekommen werde, da es im Rahmen der Regionale 2013 bewilligt worden sei.
Museumscafé kommt wieder
Und noch zwei Informationen gab es. Das Museumscafé sei derzeit geschlossen, weil es betriebswirtschaftlich keinen Sinn mache. Das Museum brauche allerdings ein Café und man werde sich frühzeitig zusammen setzen, um das Café zusammen mit dem Museum wieder zu eröffnen, so Bork. „Und der Name Sauerlandmuseum bleibt auch erhalten“, erklärte der Landrat.
„Wir nehmen mit, dass der Entwurf noch feiner werden muss, und wir werden eine Lösung finden, an der alle ihre Freude haben werden,“ sagte Dr. Karl Schneider zum Abschied.
4 Antworten
In der heutigen Zeit knapp 13 Mio Euro für ein Museum auszugeben ist eine Farce. 3,3 Mio Euro Planungskosten, davon 900.000 Euro Planungskosten völlig sinnlos aus dem Fenster geworfen. Das Geld hätte man an zig Stellen mit Sicherheit sinnvoller einsetzen können als es in einen an einen Weltkriegsbunker erinnernden Museumsbau zu stecken.
Aber die anderen kreisangehörigen Städte und damit die Bürger des gesamten Hochsauerlandkreises, die gar nichts davon haben, zahlen ja lustig mit.
Teuer, überflüssig, grottenhäßlich und mit jeder Menge Folgekosten verbunden. So etwas baut nur die öffentliche Hand. Ich frage mich, welcher Teufel den Kreistag geritten hat, als er dieses „Prestigeobjekt“ beschloss. Man sollte das ganze Drama am besten an dieser Stelle beenden und es sein lassen. Dann hätte man sich wenigstens ein künftiges Fass ohne Boden gespart. Wer A sagt, muss nicht B sagen, wenn er merkt, dass A falsch war.
Die Stadt Arnsberg, und damit auch der HSK, kann froh sein, dass es möglich ist, aus dem Sauerlandmuseum durch die Verbindung von alt und neu etwas tolles neues zu kreieren. Wer Arnsberg wirklich nach vorne bringen will, muss auch mutige Entscheidungen treffen. Dies galt ehedems für die Neugestaltung am Kloster genauso wie die jetzigen Baupläne am Neumarkt. Schade, dass gerade hier die ursprünglichen Pläne nicht verwirklicht werden, die noch mutiger waren. Die Mentalität des Lamentierens und die ewige Besser-Wisserei, wie sie aus Teilen der Politik und der Anwohner kommen, muss endlich mal aufhören. Alle bisherigen Anstrengungen haben Alt-Arnsberg noch nicht weitergebracht. Die jetzige Neugestaltung der wesentlichen Verkehrsadern sowie die oben erwähnten Bauprojekte haben aber das Zeug dazu. Und anders als in der Neheimer Fußgängerzone wird hier ja nicht ohne Sinn und Verstand historische Bausubstanz einfach vernichtet sondern aufgewertet.
Leider waren in der Veranstaltung mehrere Auskünfte der Kreisverwaltung falsch.
So hieß es (s.o.): „Auch auf die Frage, warum denn jetzt nicht einfach auf einen anderen Entwurf aus dem Architektenwettbewerb zurückgegriffen werde, der von Anfang an keinen großen Eingriff in den Hang vorgesehen habe, gab … eine Antwort. Er wisse nicht, ob es überhaupt einen solchen Entwurf gegeben habe“. Jedoch gab es unter den 29 Wettbewerbsbeiträgen im Architektenwettbewerb mehrere, die dieses Kriterium erfüllten. Und sogar unter den 4 im Februar 2012 vorgestellten Preisträgern war ein Entwurf, der für die Verbindung zwischen Alt- und Neubau statt der unterirdischen Tunnels bereits eine Brücke vorgesehen hatte und dadurch wesentlich geringere Eingriffe in den Hang enthielt. Der Anbau war hier aber viel niedriger vorgesehen als jetzt. Das sollte in der Kreisverwaltung noch bekannt sein…
Auch ist es keineswegs sicher, dass bei einem Verzicht auf den Anbau 4,5 Mio Euro Landeszuschüsse verloren gehen würden. Zwar wurden bisher die Zuschüsse nur für den Erweiterungsbau genehmigt. Wenn der Kreistag aber beschließen würde, dass aufgrund der neuen Lage nun statt eines riskanten Neubaus in den Hang neue Museumsfläche in bestehenden Gebäuden in der Arnsberger Altstadt (z.B. im ehem. Kaufhaus Bußmeyer) geschaffen würde, bestünden auch hierfür Aussichten auf Fördermittel.
Völlig unverständlich war auch die Auskunft des zuständigen Abteilungsleiters aus der Kreisverwaltung, damals (bei der Entscheidung über die Architektenentwürfe) habe niemand wissen können, welche Probleme mit der Hanglage verbunden sind. Aber: Kritische Stellungnahmen zur Hangbebauung mit ganz tiefer Baugrube gab es auch schon in den Jahren 2012 und 2013. Das ist in zahlreichen Protokollen und Beiträgen nachzulesen. Nur wollten das Landrat und Kreisverwaltung damals nicht zur Kenntnis nehmen…
Also Kinners, ich erklär’s euch nochmal.
Wenn ihr vor dem „Ding“ steht und seht den Landsberger Hof nicht mehr, dann ist der ja nicht weg, den hat ja keiner geklaut. Der ist eben nur nicht mehr zu sehen, aber geben tut’s den noch. Ganz bestimmt!
Das ist etwa so wie mit dem Mond. Den sieht man ja auch nicht immer, jedenfalls nicht immer ganz. Dann ist der Mond so eine schmale Sichel. Das ist so, weil die Erde, die Perle im Universum, zwischen die Sonne und den öden, toten Mond tritt. Dann fällt der Erdschatten auf den Mond und ist der weg. Nee, eigentlich ja nicht, aber den sieht man auch nicht mehr. Ist eben so, als wäre der gar nicht mehr da.
Ja ‚und das ist dann wieder so wie mit dem Kreistag. Da ist auch Einer wie die Erde und die Anderen sitzen wie der Mond in dessen schwarzen Schatten und kriegen keine lebensspendende Sonne mehr ab. Da denkt man auch, die wären gar nicht da, sind sie aber. Allerdings merken tut man davon nichts. Nur an der Seite sieht man schmal etwas Helles leuchten. Das ist DieLinke. Und so wie das mit dem Mond ist, könnte es auch mit dem Kreistag geschehen, nämlich dass der mal wieder ganz helle wird und man den richtig gut wahr nimmt. Darauf warten Viele …und verdrehen ihre Augen bis dahin nach oben!