Hüsten. 20 Jahre ist es jetzt her, dass am Hüstener Karolinenhospital aus Belegbetten eine eigenständige Klinik für Kinder- und Jugendmedizin entstanden ist. 20 Jahre, in den die Patientenzahlen sich kontinuierlich gesteigert und auf rund 2300 im Jahr 2014 fast verdoppelt haben, wie Chefarzt Dr. Martin Rey berichtet. 20 Jahre aber auch, die nicht spurlos an Ausstattung und Räumlichkeiten vorüber gegangen sind. Jetzt ist die langerwartete Sanierung angelaufen und wird das Erscheinungsbild der Klinik mit 40 Planbetten bis Anfang 2017 in mehreren Bauabschnitten grundlegend ändern.
Enorme Verbesserungen „in puncto Hotellerie“
„Wir kennen die Kritik und können sie auch verstehen“, sagt Dr. Rey und kündigt an, dass seine Klinik insbesondere in puncto Hotellerie nicht wiederzuerkennen sein werde. Klinikum-Geschäftsführer Volker Koch betont, dass man gerne schon deutlich früher mit dem Umbau der Pädiatrie begonnen hätte. Aber der Umbau einer Klinik unter laufendem Betrieb und Einhaltung aller technischen und krankenhaushygienischen Erfordernisse sei eine hochkomplexe Angelegenheit und es habe lange gedauert, den Umbau mit Gesundheitsamt und Hygieneinstitut bis ins letzte Detail durchzuplanen. Ein Neubau der Klinik an anderer Stelle sei von der Kostensituation, aber auch vom Betriebsablauf nicht möglich gewesen. Das Klinikum Arnsberg investiert jetzt 2,1 Millionen Euro in den Umbau und trägt dies komplett aus Eigenmitteln ohne Zuschüsse.
Baustelle und Station müssen stets abgeschottet sein
„Das ein Bauarbeiter mit einer Schubkarre durch eine Station fährt, ist heutzutage ein No-Go,“ erläutert Koch die Schwierigkeiten bei der Bauplanung. Zwischen laufendem Stationsbetrieb und Baustelle muss eine ständige hygienische Abschottung geben, die weder Staub und Dreck noch Bakterien durchlässt. In jedem Bauabschnitt muss es einen eigenen Baustellenzugang geben. Diese Vorgaben machen es erforderlich, dass in sechs Bauabschnitten gebaut werden muss. Der erste Bauabschnitt, der im September 2014 gestartet wurde, ist weitgehend unbemerkt von den Patienten bereits abgeschlossen. hier wurde einer von zwei neuen Flucht- und Rettungswegen gebaut, der aufgrund der verschärften Brandschutzauflagen erforderlich ist und jetzt auch als Baustellenzugang genutzt werden kann.
Intensivstation vier Monate in Ausweichquartier
Der zweite Bauabschnitt ist in dieser Woche angelaufen und wird in den nächsten vier Monaten zu den vermutlich größten Engpässen der zweieinhalbjährigen Umbauphase führen. Chefarzt Dr. Rey hat am Donnerstag zusammen mit Kinderkrankenschwester Natalie Wiesrecker vor den Kameras der Presse den letzten Inkubator aus der Intensivstation für Neu- und Frühgeborene geschoben. Die Intensivstation ist für vier Monate in ein Ausweichquartier im 1. Obergeschoss der Karoline gezogen. „Räume, die wir über Jahre für diesen Zweck freigehalten und gegen Begehrlichkeiten anderer Abteilungen verteidigt haben,“ so Volker Koch. Wenn die Kinderintensivstation Ende Mai oder Anfang Juni in ihre erneuerten Räume zurückkehrt, wird sich die Station 1b über diese zusätzlichen Räume freuen können.
„Nicht alle Komfortwünsche der Eltern zu erfüllen“
Bis dahin, so Dr. Rey, bitte er die Eltern um Verständnis, dass möglicherweise nicht alle Komfortwünsche zu erfüllen seien. „Das Patientenwohl hat absoluten Vorrang,“ sagt der Mediziner und kündigt an, dass bei starker Belegung Wahlleistungen nicht möglich sein werden und Eltern statt einer Liege auch mal mit einem Stuhl vorlieb nehmen müssten. Volker Koch betont, dass auch diese Interimslösung mit Schleusen für Mitarbeiter und Material und einem strengen Zugangsregime für Besucher all die Anforderungen erfüllt, die auch an eine dauerhafte Station gestellt werden.
Alles wird mit Konzept Sommerwiese durchgestaltet
Der anschließende dritte Bauabschnitt ist der längste, aber nicht mehr so schwierig, da die ersten renovierten Patientenzimmer zur Verfügung stehen und nur ein Patientenzimmer nicht genutzt werden kann. Durch die Einhausung eines Balkons und die Überbauung eines Flachdachs wird die Klinik ihre Grundfläche deutlich vergrößern. Auch ein Gang wird komplett verschoben, so dass am Ende größere und komfortablere Zimmer entstehen können. Die werden alle mit eigener Naßzelle und Dusche ausgestattet sein und im Regelbetrieb nur noch zwei Betten aufnehmen statt der bisher noch möglichen drei. In den weiteren Bauabschnitten werden die restlichen Patientenzimmer grundsaniert und Untersuchungs‑, Behandlungs- und Wartebereiche sowie Arzt- und Personalräume erneuert und teilweise verlegt. Der Zugang zur Kapelle wird für Krankenhausbesucher von der Kinderstation aus nicht mehr möglich sein. Dafür soll es einen großen verglasten Kinderspielbereich geben. Die gesamte Klinik wird von einer Innenarchitektin durchgestaltet. Ob Wände oder Böden, Möbel oder andere Einrichtungsgegenstände, alles soll einem Leitgedanken folgen. Dr. Rey und seine Mitarbeiter haben hierfür das Konzept Sommerwiese ausgewählt.
Informations- und Beschwerdemanagement
Für Unannehmlichkeiten wegen der geänderten Wegeführung oder auch phasenweise Baulärm bittet Volker Koch Patienten und Angehörige schon vorab um Verständnis. Er verweist darauf, dass nur bewährte ortsansässige Firmen eingesetzt werden, „die wissen, wo sie arbeiten“. Gleichwohl hat das Klinikum ein umfassendes Informationsmanagement eingesetzt. Es gibt einen Flyer, der die einzelnen Bauabschnitte erläutert, es gibt Aushänge und auch Infotermine für das Personal. Und auch das Beschwerdemanagement des Klinikums steht zur Verfügung, um Beschwerden anzunehmen, zu beantworten und Mängel abzustellen. „Niemand soll das Gefühl haben, dass er ins Nirwana läuft,“ sagt Koch und Dr. Rey freut sich, dass seinen Mitarbeitern in dieser schwierigen Phase so der Rücken frei gehalten wird. „Anfang, maximal Mitte 2017,“ so Koch, soll es dann soweit sein, das mit einem Tag der offenen Tür die neue Kinderklinik der Öffentlichkeit vorgestellt wird.