Arnsberg. Der Kunstverein lädt alle Kunstinteressierten am Freitag, 27. März gleich zu drei Events im Stundentakt ein. Los geht es um 18 Uhr an der Schützenbrücke mit der Einweihung einer dauerhaften Installation – einem Blitzableiter auf der Vogelwiese. Um 19 Uhr folgt in den Ausstellungsräumen des Kunstvereins am Neumarkt eine Buchpräsentation und von dort geht es ins Alte Feld, wo der anregende Abend um 20 Uhr mit einer Fackelkettenaktion endet.
Blitzableiter mit Einschlagzähler
„Blitzableiter-Anlage mit Einschlagzähler (Objekt für potentielle Natur-Schauspiele in Freilicht-Ausführung)“ heißt die Installation, die auf Dauer ihren Platz an der Schützenbrücke an der Hellefelder Straße findet. Geschaffen wurde sie von Timm Ulrichs, einen inzwischen fast 75-jährigen emeritierten Professor der Kunstakademie Münster, der damit in Arnsberg ein Werk wieder herstellt, das er bereits einmal in den 1960-er Jahren in Wildeshausen bei Oldenburg geschaffen hatte, das inzwischen aber vermodert ist. Ulrichs, der vor 45 Jahren gerne auch als menschlicher Blitzableiter – nackt und nur mit einer Metallstange auf dem Rücken – über die Wiesen hüpfte, will mit seinen Blitzableitern Energie einfangen und bemerkbar machen. Deshalb auch der Einschlagzähler, „der noch auf Null steht,“ wie Juliane Rogge, Geschäftsführerin des Kunstvereins berichtet. Den Standort des Blitzableiters am Rande der Vogelwiese haben Künstler und Kunstverein gemeinsam ausgesucht und mit den Bürgerschützen abgestimmt. Nicht nur Schützenfestbesucher, auch Spaziergänger und Touristen auf dem Ruhrtalradweg werden hier aufmerksam,“ sagt Juliane Rogge. Und wer durch Kunst im öffentlichen Raum neugierig gemacht werde, der komme dann oft auch in die Ausstellungen. Ermöglicht wurde die Blitzableiter-Installation durch die heimischen Dachdecker- und Baufirmen Hesse und Knispel. Der Künstler wird bei der Einweihung anwesend sei. Timm Ulrichs war auch an einer der sechs Gruppenausstellungen des Kunstvereins beteiligt, seit 2011 unter dem Titel „Public abstraction“ gelaufen sind.
Buchveröffentlichung schließt Ausstellungsreihe ab
Als krönenden Abschluss dieser Reihe stellt der Kunstverein am Freitag um 19 Uhr in seinen Räumen das Buch mit dem Titel „Public abstraction“ vor. Es ist nicht die erste Publikation des Kunstvereins, aber die bei weitem umfangreichste und bedeutendste – auf die auch alle sehr stolz seien, so Juliane Rogge. Vlado Velkov, der Kurator des Kunstvereins, hat Jahre an dem Projekt gearbeitet und wird den Gästen davon berichten. Zum einen, so Rogge, sei es ein wissenschaftliches Buch, das acht Aufsätze von namhaften Philosophen, Kunsthistorikern, Medienwissenschaftlern und Kunstkritikern vereine, zum anderen aber auch ein Buch, das in beeindruckenden Bildern Kunst zeige, darunter viele Werke, die in Arnsberg im öffentlichen Raum zu sehen waren – wie der Mondscheinwerfer, der regnende Baum oder die Entladung auf dem Seltersberg – oder noch zu sehen sind wie der Eichenstumpf auf dem Neumarkt. Aber auch internationale Klassiker wie der Schneeballverkäufer werden gezeigt.
Abstraktion als gedanklicher Prozeß
Thema des Buchs ist die Abstraktion. Es will zeigen, dass die unterschiedlichsten Kunstwerke, wie sie in Arnsberg in sechs Gruppenausstellungen des Kunstvereins gezeigt wurden, alle in einem großen Zusammenhang stehen, dass sie alle Produkte der Abstraktion als gedanklicher Prozess des Künstlers sind und nicht etwa nur spontane Aktionen. Das Buch ist in seiner äußeren Gestaltung – von jeder Farbe abstrahiert – in schlichtem schwarz-weiß gehalten und mit einer Auflage von 1300 Stück in einem renommierten Kunstverlag erschienen, so dass es bundesweit im Buchhandel erhältlich ist. Auch beim Kunstverein Arnsberg ist es für 22 Euro erhältlich. Sponsoren sind die RWE und die Stiftung Kunstfonds.
Auf den Ruhrwiesen soll ein Licht-Bild entstehen
Von der Buchvorstellung gehen die Mitglieder und Gäste des Kunstvereins am Freitag abend durch die Twiete ins Alte Feld, wo der japanische Künstler Yukihiro Taguchi eine Fackelkette organisiert. Taguchi stellt derzeit und noch bis zum 19. April im Kunstverein aus. Viele seine Objekte sind Stopp-Motion-Filme, die er aus selbst fotografierten Bildern herstellt. Auch über Arnsberg will er einen solchen Film machen. Seit zwei Wochen, so Juliane Rogge, sei der Künstler deshalb in Arnsberg mit der Kamera unterwegs. Vorzugweise fotografiere er bei Nacht. Dabei habe ihn der Blick vom Seltersberg auf die beleuchteten Türme der Altstadt fasziniert. In auffallendem Kontrast dazu stehe das Dunkel der Ruhrwiesen zwischen Seltersberg und Altstadt. Hier wolle Taguchi nun ein „Licht-Bild“ entstehen lassen. Er freue sich auf viele Menschen, die mitmachen wollen und für die er Fackeln gebaut habe. Der Künstler werde die Teilnehmer der Fackelkette selbst vor Ort begrüßen, während eine fest installierte Kamera auf dem Seltersberg die Aktion aufnehmen werde. „Jeder, der Lust hat, kann vorbei kommen und mitmachen, aber bitte festes Schuhwerk nicht vergessen,“ so Juliane Rogge.