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„Komasaufen“ nimmt zu – Klinikum kooperiert mit Jugendamt

Kin­dern und Jugend­li­chen, die mit einer Alko­hol­ver­gif­tung im Kli­ni­kum lagen, soll gehol­fen wer­den. Fach­be­reichs­lei­ter Micha­el John (rechts) und Chef­arzt Dr. med. Bar­tho­lo­mä­us Urgatz unter­zeich­ne­ten die Ver­ein­ba­rung. (Foto: oe)

Arns­berg. „Koma­saufen“ ist in Arns­berg ein wach­sen­des Pro­blem. Rund 50 Kin­der und Jugend­li­che zwi­schen 12 und 18 Jah­ren wer­den mitt­ler­wei­le pro Jahr wegen einer Alko­hol­ver­gif­tung sta­tio­när in der Kli­nik für Kin­der- und Jugend­me­di­zin in Hüs­ten behan­delt. Und sie wer­den jün­ger. „Auch einen Zwölf­jäh­ri­gen muss­ten wir kürz­lich ver­sor­gen“, so Chef­arzt Dr.  Bar­tho­lo­mä­us Urgatz, der den Kin­dern und Jugend­li­chen wie auch deren Eltern dank einer neu­en Koope­ra­ti­on mit dem Fami­li­en­bü­ro der Stadt Arns­berg jetzt pro­fes­sio­nel­le Hil­fe anbie­ten kann: das Prä­ven­ti­ons­pro­jekt „HaLT – Hart am LimiT“.

Reaktion auf alarmierende Zahlen

Rund 50 Kin­der und Jugend­li­che lan­den jähr­lich mit einer Alko­hol­ver­gif­tung im Kli­ni­kum und müs­sen sta­tio­när behan­delt wer­den. (Foto: J.Bredehorn / pixelio.de)

Alko­hol­miss­brauch bei Jugend­li­chen ist in Arns­berg wie auch bun­des­weit kei­ne gesell­schaft­li­che Rand­er­schei­nung. Dar­auf hat­te Dr. med. Bar­tho­lo­mä­us Urgatz, Chef­arzt der Kli­nik für Kin­der- und Jugend­me­di­zin, Kli­ni­kum Hoch­sauer­land im Rah­men eines regel­mä­ßig statt­fin­den­den Netz­werktref­fens mit dem Fami­li­en­bü­ro des Jugend­am­tes der Stadt Arns­berg im Som­mer die­sen Jah­res hin­ge­wie­sen. „Im Gegen­teil, die Anzahl der Kin­der und Jugend­li­chen, die auf­grund einer Alko­hol­in­to­xi­ka­ti­on sta­tio­när in der Kli­nik für Kin­der- und Jugend­me­di­zin behan­delt wer­den muss­ten, ist in den letz­ten Jah­ren sogar deut­lich gestie­gen, von 34 und 36 in den Jah­ren 2015 und 2016 auf fast 50 Jugend­li­che im Jahr 2017.“  Er berich­tet auch von ver­än­der­te Trink­ver­hal­ten. Die Alco­pops sei­en nicht mehr so in Mode. In sei der­zeit die Wod­ka­fla­sche, deren Inhalt ver­süßt wer­de. Gemischt mit süßen Geträn­ken sei der Alko­hol so zunächst gut trink­bar, doch irgend­wann kommt der Cut.Urgatz sag­te auch, dass die nach Erin­ne­rungs­ver­lust oft ins Feld geführ­ten K.O.-Tropfen nur ein Mythos seien.

„HaLT – Hart am Limit“

„Wir als Stadt Arns­berg haben schnell auf die alar­mie­ren­den Zah­len reagiert und in Koope­ra­ti­on mit dem Kli­ni­kum ein Pro­gramm zur loka­len Alko­hol- und Dro­gen­prä­ven­ti­on in Anleh­nung an das HaLT-Kon­zept auf den Weg gebracht“, berich­te­te Chris­ti­an Eck­hoff, Lei­ter des Fami­li­en­bü­ros der Stadt Arns­berg. „HaLT – Hart am Limit“ ist ein bewähr­tes Alko­hol­prä­ven­ti­ons­pro­gramm der Vil­la Schöpf­lin gGmbH in Lör­rach, was gemein­sam mit Prak­ti­kern aus ganz Deutsch­land ent­wi­ckelt und seit einem Jahr­zehnt in vie­len Städ­ten erfolg­reich ein­ge­setzt wird. HaLT umfasst Ange­bo­te für Jugend­li­che mit ris­kan­tem Alko­hol­kon­sum sowie die Arbeit in kom­mu­na­len Prä­ven­ti­ons­netz­wer­ken. Micha­el Voß, der seit zwei Jahr­zehn­ten in der Sucht­prä­ven­ti­on mit Kin­dern und Jugend­li­chen arbei­tet und auch sei­ne spe­zi­el­le HaLT-Schu­lung absol­viert, rech­net nach einer nöti­gen Anlauf­pha­se auch in Arns­berg mit einem Erfolg des Pro­gramms. Er will „auf­klä­ren und ande­rer Mög­lich­kei­ten auf­zei­gen, die eige­nen Gren­zen zu erproben“.
Die Zusam­men­ar­beit von Kli­ni­kum und Stat sieht so aus, dass Jugend­li­che vor der Ent­las­sung nach einem sta­tio­nä­ren Auf­ent­halt auf­grund einer Alko­hol­ver­gif­tung gemein­sam mit den Eltern auf das HaLT-Pro­jekt auf­merk­sam gemacht wer­den. Nach der Erst­in­for­ma­ti­on noch im Kran­ken­haus kön­nen sie im Anschluss kos­ten­los und auf frei­wil­li­ger Basis ver­schie­de­ne Netz­werk­an­ge­bo­te nut­zen. „Hier­zu gehört zunächst ein Gespräch, gemein­sam mit den Eltern oder auch getrennt, in dem die Grün­de für den Alko­hol­miss­brauch her­aus gear­bei­tet wer­den. Wei­te­re Gesprächs­an­ge­bo­te oder Hil­fen kön­nen dar­auf­hin ver­ein­bart wer­den“, erläu­ter­te Micha­el John, Jugend­amts­lei­ter der Stadt Arnsberg.

Aufwachen im Krankenhaus schockiert

„Die Grün­de, war­um die Jugend­li­chen mit einer Alko­hol­ver­gif­tung im Kran­ken­haus lan­den, sind so unter­schied­lich wie die Jugend­li­chen selbst“, so Dr. med. Rüdi­ger Holz­bach, Sucht­ex­per­te und Chef­arzt der Kli­nik für Psych­ia­trie am Kli­ni­kum. Eini­ge hät­ten schon vor­her Alko­hol getrun­ken und sei­en erstaunt, dass sie die gewohn­te Men­ge dies­mal nicht ver­tra­gen haben. Ande­re hät­ten zum ers­ten Mal über­haupt getrun­ken. Doch alle sei­en scho­ckiert, wenn sie danach in einem Kran­ken­haus­bett auf­wach­ten – in einer Win­del und ohne sich erin­nern zu kön­nen. Daher sei es sinn­voll, das Erleb­nis zu bespre­chen, solan­ge die Erin­ne­run­gen dar­an noch frisch sei­en. In der Regel zeig­ten sich die Jugend­li­chen dann gesprächs­be­reit und offen für Anregungen.
Dr. Urgatz betont, dass es kei­nen Sinn mache, die jun­gen Men­schen zu etwas zu zwin­gen. Das Ange­bot sei frei­wil­lig und selbst­ver­ständ­lich pas­sie­re nichts ohne die Eltern. Des­halb müss­ten die Eltern und die Jugend­li­chen auch einer Ent­bin­dung von der ärzt­li­chen Schwei­ge­pflicht zustim­men, bevor das Jugend­amt infor­miert werde.

Kooperationsvereinbarung offiziell unterzeichnet

Damit betrof­fe­ne Jugend­li­che und Eltern nach dem sta­tio­nä­ren Auf­ent­halt ein gutes Prä­ven­ti­ons­pro­gramm nut­zen kön­nen, wur­de jetzt eine Koope­ra­ti­ons­ver­ein­ba­rung zwi­schen dem Fach­be­reich Schu­le, Jugend, Fami­lie der Stadt Arns­berg und dem Kli­ni­kum Hoch­sauer­land offi­zi­ell unter­zeich­net. Fach­be­reichs­lei­ter Micha­el John und Chef­arzt Dr. med. Bar­tho­lo­mä­us Urgatz unter­zeich­ne­ten die Ver­ein­ba­rung. Ein ers­ter Teil­neh­mer hat sich in den letz­ten Tagen im Kli­ni­kum bereits ange­mel­det und war­tet jetzt auf sei­ne Einladung.

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