Arnsberg/Kreis. Missbrauch, Misshandlung, Vernachlässigung – eine Gefährdung des Kindeswohls zeigt sich auf vielfältige Weise. Für das Umfeld ist es oft nicht leicht, die Zeichen zu erkennen. Darüber informiert das Klinikum Hochsauerland in einer Mitteilung.
Kompetente Anlaufstelle rund um die Uhr erreichbar
Die Klinik für Kinder und Jugendmedizin des Klinikums Hochsauerland hat Anfang dieses Jahres eine Kinderschutzgruppe gegründet, die eine kompetente Anlaufstelle bietet, wenn der Verdacht auf eine Kindeswohlgefährdung besteht. Für die Jugendämter des HSK sowie angrenzender Kreise fungiert die Kinderschutzgruppe als wichtiger Ansprechpartner. Die Kinderschutzgruppe ist rund um die Uhr unter der Telefonnummer 02932 / 952–343899 erreichbar.
In der Kinderschutzgruppe steht ein fachübergreifendes Team aus Fachärzten für Kinder- und Jugendmedizin, Pflegefachkräften, Psychologen und Sozialarbeitern zur Verfügung, um Verdachtsfälle einer möglichen Kindeswohlgefährdung abzuklären, die betroffenen Kinder und Jugendlichen zu behandeln und ggf. weitere Hilfen einzuleiten.
Kinder und Jugendliche behandeln
In diesem Jahr wurde die Kinderschutzgruppe bisher zu 44 Fällen hinzugezogen. Diese betrafen in 20 Fällen v.a. körperliche Misshandlung, in 5 Fällen v.a. sexuellen Missbrauch, in 9 Fällen v.a. Vernachlässigung und in 10 Fällen sonstige Ursachen.
„Jeder Fall, ob Vernachlässigung, Überforderung oder aktive Misshandlung, muss individuell gründlich untersucht werden. Um das Kindeswohl zu sichern wird das Kind dazu i.d.R. zunächst stationär aufgenommen, auch bei weniger schweren Verletzungen. Dann werden alle medizinischen Aspekte abgeklärt, die nötige Diagnostik durchgeführt und Verletzungen dokumentiert“, erläutert Dr. med. Fabian Linde, Oberarzt der Klinik für Kinder und Jugendmedizin und Leiter der Kinderschutzgruppe.
Kinder werden stationär aufgenommen
Danach werden die Ergebnisse im Team besprochen und gemeinsam beraten mit welcher Wahrscheinlichkeit es sich um eine Kindeswohlgefährdung bzw. ‑misshandlung handelt. Auch über die weiteren Schritte wird im Team diskutiert. Je mehr unterschiedlich qualifizierte Fachkräfte das Kind begutachten, desto objektiver der Befund – so der Ansatz der Kinderschutzgruppe. Um Ergebnisse und Einschätzungen abzusichern, können bei Bedarf weitere Experten des Kinderschutz-Netzwerks hinzugezogen werden. Hierzu gehören beispielsweise Spezialisten des Gerinnungszentrums sowie des Kompetenzzentrums Kinderschutz am Institut für Rechtsmedizin der Uniklinik in Köln.
Eltern mit Einschätzungen konfrontieren
Ergibt sich ein Verdacht werden die Eltern in einem Gespräch mit den Einschätzungen konfrontiert. Es wird geklärt, wie es zu der Situation kam und ob ggf. eine einmalige Überforderung der Eltern die Ursache ist. Ggf. werden gemeinsam mit dem Jugendamt Hilfsangebote für die Familien erarbeitet. In bestimmten Fällen entscheiden Jugendamt oder staatliche Stellen über weitere Maßnahmen.
„Uns geht es nicht darum, Eltern zu überführen, sondern darum Kinder zu schützen“, betont Dr. med. Bartholomäus Urgatz, Chefarzt der Klinik für Kinder und Jugendmedizin. „Vielfach können die Untersuchungen auch dazu beitragen, einen falschen Verdacht zu zerstreuen“.
Einbindung in breites Netzwerk
Die Kinderschutzgruppe arbeitet eng mit Jugendämtern, Beratungsstellen, dem Netzwerk Frühe Hilfen und weiteren Kooperationspartnern zusammen. Neben der medizinischen Versorgung betroffener Kinder und Jugendlicher und der Abklärung von Verdachtsfällen, stellt die Präventionsarbeit eine wichtige Aufgabe der Kinderschutzgruppe dar.
(Quelle: Klinikum Hochsauerland)