Arnsberg. Im Oktober wurden die Ergebnisse des IQB-Bildungstrends 2022 veröffentlicht. Getestet wurden die Kompetenzen in den Fächern Deutsch und Englisch. An der Studie nahmen mehr als 32.000 Schüler der 9. Jahrgangsstufe aus über 1.600 Schulen in allen 16 Ländern in der Bundesrepublik Deutschland teil. Der Unternehmensverband Westfalen-Mitte zeigt sich besorgt über die Kompetenzrückgänge.
Konnten sich die nordrhein-westfälischen Schülerinnen und Schüler im Fach Englisch sowohl im Hör- als auch im Leseverstehen verbessern, hat sich der Leistungsstand in Deutsch teilweise massiv verschlechtert. In allen drei Kompetenzbereichen – Lesen, Zuhören und Rechtschreibung – fallen die Schülerinnen und Schüler im bundesdeutschen Vergleich zurück. In den Bereichen Zuhören und Rechtschreibung schafften sie es lediglich auf den drittletzten Platz, im Bereich Lesen auf den siebtletzten. D.h. konkret, dass in den Bereichen Lesen und Zuhören nicht einmal die Hälfte und im Bereich Rechtschreibung knapp 60 Prozent des Mindeststandart erreicht werden konnte. Demgegenüber verfehlten im Lesen und Zuhören jeweils knapp 30 Prozent und in Rechtschreibung 20 Prozent die Mindeststandarte.
Unternehmensverband: Rahmenbedingungen für Schulen verbessern
Dr. Volker Verch, Geschäftsführer des Unternehmensverbandes Westfalen-Mitte: „Das sind besorgniserregende Ergebnisse, zumal auch deutlich wurde, dass die Kompetenzrückgänge besonders für Jugendliche aus sozial schwächeren Familien gelten. Offenbar sind die Herausforderungen im nordrhein-westfälischen Schulsystem sehr groß. Wir müssen einen noch größeren und konsequenteren Fokus auf die Qualität des Unterrichts und die Lernergebnisse legen. Es drohen ansonsten, wichtige Potenziale verloren zu gehen, die wir für die Fachkräftesicherung brauchen. Wir müssen die Rahmenbedingungen für Schulen verbessern, ihnen einen verlässlichen Handlungsrahmen mit personellen und finanziellen Ressourcen stellen. Außerdem benötigen Schulen Handlungsfreiräume, um den individuellen Anforderungen ihrer Schülerinnen und Schüler gerecht zu werden und passgenaue Lösungen zu finden. Profilbildung und ein vielfältiges Schulsystem gehören ganz wesentlich dazu. Notwendig ist auch eine konsequente Schwerpunktsetzung bei den Kernkompetenzen Deutsch und Mathematik. Durch intensive Förderung müssen diese Grundlagen bei allen Kindern „sitzen“. Um das zu erreichen, muss die Unterrichtsversorgung gesichert sein. Das Land muss dafür sorgen, dass ausreichend Lehrkräfte ausgebildet sowie im Beruf weiterqualifiziert und gehalten werden. Neben finanziellen Anreizen z.B. für Mangelfächer braucht es auch verbesserte Möglichkeiten für Quereinsteiger. Und auch die Digitalisierung muss an Schulen vorangetrieben werden. Entscheidend ist, dass es gelingt, möglichst alle jungen Menschen mit dem Rüstzeug für den weiteren Bildungs- und Lebenswegs auszustatten. Dafür gilt: Qualität und die individuelle Förderung der Schüler in den Mittelpunkt rücken!“
Durchgeführt wurde dieser Bildungstrend zum dritten Mal im Auftrag der Kultusminister-Konferenz (KMK) durch das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) an der Humboldt-Universität zu Berlin.